print logo

So funktioniert die neue App Clubhouse

Seit zwei Wochen ist die App "Clubhouse" in aller Munde und der neue Hype im Social-Media-Himmel. Jedoch hagelt es auch massiv an Kritik.
Torben Platzer | 25.01.2021
Der Clubhouse Hype: Licht & Schatten © Pixabay / rawpixel
 

Letzen Juli startete der Hype in den USA, seit zwei Wochen redet auch bei uns jeder darüber: Die neue App "Clubhouse" die von Paul Davison und Rohan Seth in den USA gegründet wurde. Clubhouse ist eine Audio-Only-App, bei der man Gesprächen wie in einem LIVE-Podcast lauschen kann oder an einer Diskussion partizipiert: Schon nach wenigen Tagen wurde zahlreiche Prominente auf der Plattform gesichtet wie beispielsweise Schauspieler Elyas M'Barek oder Entertainer Joko Winterscheidt. Auch die Social Media-Welt rund um Jonas Ems, Julian Bam, Dagibee und viele mehr sind in den virtuellen Räumen anzutreffen. Es wird geschwärmt, ihrem Idol einmal ganz nah gewesen zu sein, einige hatten sogar die Möglichkeit des direkten Austauschs.

 

Datenschutz wird kritisch gesehen

Doch es hagelt auch massiv an Kritik beim Thema Datenschutz. Wer die App nutzen möchte, der gibt automatisch sein Telefonbuch frei. Sofort wird in der App angezeigt, wer bereits ebenfalls die App heruntergeladen hat. Außerdem bekommt man als Nutzer die Möglichkeit zwei Freunde einzuladen, denn zur Zeit handelt es sich um eine Invite-Only-App. Auf Ebay Kleinanzeigen werden die Einladungen teilweise für bis zu 50 Euro verkauft. Außerdem können nur iOS-Nutzer die App downloaden, denn für Android Nutzer, im deutschsprachigen Raum sind das immerhin 80 %, ist die App nicht verfügbar. In einem Founder-Panel nennt man das rasante Wachstum als Grund und gibt an, dass der Zugang für die anderen Betriebssysteme in zwei bis drei Wochen freigeschaltet wird. Wann die App öffentlich zugänglich gemacht wird, bleibt offen.

 

Intuitive App

Der Aufbau der App ist simpel: Man kann Kontakte hinzufügen, Räume erstellen und anderen beitreten. Moderator(en), Sprecher und Zuhörer sind die Unterscheidungen innerhalb eines "Rooms". Man kann diese auch im Vorfeld erstellen und in dem App eigenen Kalender hinzufügen, so dass die eigene Kontaktliste und die der anderen Hosts (falls angegeben) sich den Raum einplanen können.

 

Themen-Setting

In den ersten Tagen zeichnete sich vor allem ein starker Hang zu unternehmerischen Themen hin ab (Social Media Wachstum, Entrepreneurship, Steuern, Investments und vieles mehr) gepaart mit LIVE-Räumen, in denen man zusammen eine TV-Show ansieht und sich in den Werbepausen austauscht sowie auch einigen FSK 18 Gruppen, in denen sexuelle Vorlieben und Fetische diskutiert werden.

 

Bewertungsfreier Raum

Das besondere an der App ist die fehlende Bewertung und das Verbot des Konservierens. Die Räume sind LIVE und eine Aufnahme ist nicht gestattet und soll sogar mit einer Verbannung von der Plattform geahndet werden. Es gibt außerdem keine Likes, keinen Daumen hoch oder Daumen runter und keine Möglichkeit einer direkten Textnachricht an eine Person. Dafür lassen sich Instagram und Twitter direkt im Profil verlinken, so dass eine direkte Cross Promotion möglich ist.

 

Unstrukturierter Umgang

Die App hat ein großes Suchtpotenzial, denn man wird automatisch durch seine Kontaktliste von einem Raum in den anderen gezogen und es herrscht Lagerfeuerstimmung: Jeder kann die Hand heben und ein Teil zur Diskussion beitragen, bei Räumen von bis zu 5.000 Leuten verweilt man aber schon eine Zeit, bis man drankommt. Außerdem gibt es keine Zensur und keine Administration von oben, so dass lediglich der Moderator dafür zuständig ist Hassrede und verbale Angriffe abzuwenden. Auch dass jeder die Möglichkeit hat zu einem Thema einen Raum zu eröffnen und es keinerlei Indikatoren auf Wahrheitsgehalt der Informationen in diesem gibt, kann zu negativem und polarisierendem Input führen. So bietet Clubhouse auch die Fläche für viele Selbstdarsteller, die zwar gute und ansprechende Raum Bezeichnungen haben und Profiltexte, jedoch geringeren Mehrwert bieten.

 

Trifft den Nerv der Zeit

Dennoch tut der Austausch gut – grade im Lockdown. Wir alle vermissen zufällige Begegnungen und den sozialen Austausch miteinander. So ein Clubhouse-Abend ist das, nach dem wir uns die ganze Zeit sehen und eine wohltuende Abwechselung. Die App trifft mit der Nähe zu anderen und den teils persönlichen Gesprächen den Nerv der Zeit. Auch als einfacher ist man gefesselt und hört zu. Wir lernen das, was uns ein bisschen abhandengekommen ist, das Zuhören.

 

Die App wurde bereits nach 1.500 registrieren Nutzern mit über 100 Million US Dollar bewertet und auch die US-amerikanischen Risikokapitalgesellschaft Andreeessen Horowitz ist mit 10 Millionen in Clubhouse investiert. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Hype um die App in den nächsten Wochen entwickelt und ob Clubhouse es schafft, Lösungen auf die oben genannten Problemszenarien findet.