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Google rankt neu: Erlebnis zählt

Google verkündete bereits, dass ab 2021 eine tiefgreifende Neuerung im Algorithmus etabliert wird. Folgende Faktoren werden dabei eine Rolle spielen.
Felix Beilharz | 08.06.2020
Page Experience: Googles neuer Focus auf Nutzererfahrung © Pixabay
 

Die Zeiten, als man mit versteckten Texten und gekauften Links den Google-Algorithmus beeindrucken konnte, sind lange vorbei. Seit mindestens zehn Jahren geht Google konsequent den Weg, den Nutzer und seine Erfahrung in den Mittelpunkt zu stellen. Das fing spätestens beim Panda-Update an, als Inhalte stärker nach dem Wert für den Nutzer gewichtet wurden und hört bis heute nicht auf. So wurden auch nutzerzentrierte Faktoren wie zuviel Werbung auf der Website, HTTPS-Verschlüsselung oder die Ladezeit als Rankingfaktoren etabliert. Mit den neuesten Entwicklungen geht Google diesen Weg konsequent weiter.

In einem kürzlich veröffentlichten Blogbeitrag verkündete Google, dass ab 2021 eine tiefgreifende Neuerung im Algorithmus etabliert wird. Unter dem Begriff „Page Experience“ werden verschiedene Faktoren zusammengefasst, die teilweise bereits heute zählen, teilweise aber auch neu dazukommen. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie bewerten Websites nicht mehr nur nach Content oder Linkstruktur, sondern auch ganz klar nach der Nutzerfreundlichkeit.

Alte Bekannte

In die Page Experience fließen erst einmal folgende, bereits bekannte Faktoren ein.


1. Mobile Friendlyness

Dieser Faktor ist bereits seit einem Google-Update in 2015 bekannt. Google prüft dabei, ob die Website für mobile Nutzer eine ideale Nutzererfahrung bietet. Dazu gehören zum Beispiel die Anpassung der Website an den jeweiligen Bildschirm (z.B. durch eine responsive Programmierung), aber auch die Nutzbarkeit von Schriften oder Links auf kleinen Bildschirmen.

Praktischerweise stellt Google für die Überprüfung der Mobile Friendlyness auch direkt ein Testing-Tool bereit, mit dem man die eigene Website sofort kontrollieren kann: https://search.google.com/test/mobile-friendly


2. Safe Browsing

Seiten mit schädlichen Inhalten werden (nachvollziehbarerweise) bestraft. Dazu gehören zum Beispiel Seiten, die Malware auf den Rechnern der Nutzer installieren oder sensible Informationen über die Nutzer ausspionieren („Social Engineering“). Aber auch gehackte Seiten, die unfreiwillig Spamcode oder sonstigen Schadcode enthalten, sind betroffen.

Ob es mit der eigenen Seite Sicherheitsprobleme gibt, lässt sich in der Google Search Console testen: https://search.google.com/search-console/security-issues


3. HTTPS

Auch die HTTPS-Verschlüsselung ist seit Längerem ein bekannter Faktor in den Google-Algorithmen. Heute sollte ausnahmslos jede Website SSL-verschlüsselt ausgegeben werden, unabhängig davon, ob Nutzerdaten z.B. über ein Kontaktformular übertragen werden oder nicht.


4. Aggressive Werbung

Google prüft die Website auf „intrusive interstitials“, also auf Werbung, die die Nutzererfahrung verschlechtert. Damit sind Banner bzw. Layer-Ads gemeint, die sich über den Content legen und diesen verdecken, aber auch komplette Werbeseiten, die Nutzer erst einmal wegklicken müssen, um zur eigentlich gewünschten Seite zu kommen.

„Erlaubt“ sind dagegen natürlich rechtlich notwendige Layer wie z.B. Cookie-Abfrage oder eine Altersbestätigung, aber auch Werbung, die nur einen kleinen Teil der Content-Fläche verdeckt (Google spricht hier von einer „reasonable amount of screen space“, der maximal belegt oder überdeckt werden dürfe). Kleine Banner z.B. für einen App-Install sind also kein Problem, großflächige Werbung über dem Content dagegen schon.

All das ist nichts Neues. Neu ist nur, dass Google diese Faktoren jetzt zusammenzieht und in eine gemeinsame Bewertung einfließen lässt.

Die Core Web Vitals

Ebenfalls neu sind die weiteren drei Faktoren, die in die Page Experience eingehen. Diese hat Google nur wenige Wochen vor der Page Experience Ankündigung unter dem Namen „Core Web Vitals“ veröffentlicht. Dabei handelt es sich um drei Kennzahlen, die die Ladezeit, Interaktivität und Stabilität der Seite messbar machen.


5. Largest Contentful Paint (LCP)

Hierunter versteht Google den Zeitpunkt, wenn der Großteil der Seite geladen ist, sie also aktiv genutzt werden kann. Der LCP ist damit ein wesentlicher Teil der „gefühlten“ Ladezeit. Dem Nutzer ist es letztlich ja egal, wie lang eine Seite insgesamt lädt. Ihn interessiert nur, wie schnell er die Seite bedienen und benutzen kann. Google rät zu einem LCP von unter 2,5 Sekunden.


6. First Input Delay (FID)

Diese Kennzahl gibt an, wie lange die Seite benötigt, um eine Nutzerinteraktion zu beantworten, also zum Beispiel wie lange es dauert, bis nach dem Klick auf einen Button oder Link „etwas passiert“. Google erwartet einen FID von weniger als 100ms.


7. Cumulative Layout Shift (CLS)

Niemand mag es, wenn beim Laden einer Seite sich das Layout plötzlich wieder verschiebt, weil zum Beispiel ein Element nachlädt. So will man vielleicht auf einen Link klicken, aber kurz vor dem Klick lädt noch ein darüberliegendes Element nach, der Link rutscht nach unten und man verklickt sich. Solche unerwarteten Bewegungen auf der Seite sind ein Ärgernis für jeden Nutzer und veschlechtern die Nutzererfahrung – und daher künftig auch das Google-Ranking.

Google misst solche Instabilitäten im Layout durch den CLS und empfiehlt einen Score von unter 0,1.

Diese letzten drei Core Web Vitals (LCP, FID, CLS) können mit verschiedenen Tools gemessen werden, zum Beispiel mit https://www.webpagetest.org, den Google PageSpeed Insights oder auch in der Google Search Console.

Ändert das jetzt alles?

Ändert sich die Suchmaschinenoptimierung dadurch jetzt grundlegend? Nein. Content und Links sind nach wie vor die wichtigsten Faktoren. Aber die Nutzerzufriedenheit nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Und es ist zu erwarten, dass Google das auch weiter ausbauen und erweitern wird. Spätestens ab 2021 sollten Unternehmen daher einen starken Fokus auf die Nutzerzufriedenheit auf ihrer Website legen – eigentlich aber schon seit Jahren. Nun kommt lediglich noch ein wichtiger Grund hinzu.