Taz kritisiert Multi Level Marketing
- Multi-Level-Marketing basiert auf dem Anwerben neuer Verkäufer, nicht Produktverkauf
- Teilnehmer investieren oft mehr Geld, als sie durch Verkäufe einnehmen
- Ohne ausreichende Rekrutierung bleibt finanzieller Erfolg meist aus
Multi-Level-Marketing (MLM), auch als Network-Marketing bekannt, verspricht den Teilnehmenden finanzielle Freiheit und den Aufbau eines eigenen Geschäfts. Im Gegensatz zum klassischen Direktvertrieb, bei dem der Verkauf von Produkten im Vordergrund steht, zielt MLM darauf ab, neue Vertriebspartner zu rekrutieren. Dabei profitiert man von den Umsätzen der angeworbenen Personen, wodurch ein pyramidenartiges Netzwerk entsteht. Je mehr Menschen man in seine "Downline" aufnimmt, desto höher steigen die Provisionen, berichtet die taz.
MLM-Firmen umgehen das Verbot von Schneeballsystemen
Allerdings sind viele MLM-Unternehmen in einem rechtlichen Graubereich tätig. Zwar sind Schneeballsysteme in Deutschland verboten, jedoch gelingt es MLM-Firmen, die Grenze zum illegalen Modell zu umgehen, indem sie den Produktverkauf mit der Rekrutierung kombinieren. Oft ist der tatsächliche Verkaufserfolg nebensächlich, und die Teilnehmenden investieren mehr Geld in Produkte und Startpakete, als sie durch Verkäufe zurückverdienen. Hinzu kommt der psychische Druck, ständig neue Mitglieder zu werben, um im System aufzusteigen.
Frauen in finanziellen Engpässen als Hauptzielgruppe
Besonders Frauen in finanziellen Engpässen oder während der Elternzeit werden gezielt angesprochen und mit Versprechen von Selbstständigkeit, Flexibilität und passivem Einkommen gelockt. Doch die Realität sieht häufig anders aus: Die Kosten für Startpakete, monatliche Produkteeinkäufe und der Zwang zur Rekrutierung führen oft dazu, dass die Teilnehmer mehr Geld verlieren, als sie verdienen. Viele brechen nach kurzer Zeit enttäuscht ab, während MLM-Unternehmen weiterhin hohe Umsätze erzielen.
Mangelnde Transparenz
Ein weiteres Problem ist die fehlende Regulierung. MLM-Firmen müssen weder offenlegen, wie viel ihre Vertriebspartner tatsächlich verdienen, noch sind sie verpflichtet, den hohen finanziellen Aufwand und die geringe Erfolgswahrscheinlichkeit transparent zu machen. Verbraucher, die sich in solche Systeme einbinden lassen, verlieren oft mehr, als sie gewinnen. Eine strengere gesetzliche Kontrolle und bessere Informationspflichten könnten helfen, Missbrauch zu verhindern und die Geschäftspraktiken solcher Unternehmen klarer zu regeln.