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Wall-E, Jeppe und Co.: Roboter erobern die Herzen der Menschen

Auch liefern sie der Sprachtechnologiebranche wertvolle Erkenntnisse
Gunnar Sohn | 25.09.2008
Kalifornien/Lausanne/Wiesbaden, 25. September 2008, www.ne-na.de - Er sieht aus wie eine Computermaus mit zwei großen Kulleraugen – Jeppe, der Haushaltsroboter. An der Vorderseite des grinsenden Gefährts ist eine unscheinbare Kamera angebracht, der Benutzer kann Jeppe mit einer Fernsteuerung durchs Haus fahren und dadurch mit seinen Mitbewohnern in Videokommunikation treten. Dabei sieht er auf einem Display nicht nur das jeweilige Gegenüber von Jeppe, er kann den Roboter auch nach sechs Programmen gestikulieren lassen. Eine zukünftige Version soll sogar über soziale Intelligenz verfügen und selbstständig lernen, wann es Personen im Haushalt stören darf. Die Entwickler des Roboters, Wissenschaftler des Forschungszentrums von Nokia Research http://www.research.nokia.com, möchten mit Hilfe des Prototyps herausfinden, auf welche Akzeptanz die Technologie bei den Benutzern stößt.



Bestenfalls könnte Jeppe funktionieren wie ein Haustier, im Menschen ähnlich positive Empfindungen auslösen und sich dadurch perfekt in seinen Lebensraum integrieren. Er müsste also sein Herz erobern, ähnlich wie es im Kino gerade der Roboter Wall-E tut. Die Grafiker der Animationsschmiede Pixar http://www.pixar.com haben es geschafft, der Animationsfigur Leben einzuhauchen - nur wenige Schlüsselreize scheinen dabei zu reichen, etwa die ovalen Kulleraugen, damit der Zuschauer dahin schmilzt, Beschützerinstinkte entwickelt und den dreckigen Roboter am Liebsten umarmen würde. Ähnlich verhält es sich mit der Sprache von Wall-E: Er gibt sich wortkarg, neben einigen Gemütslauten verfügt der Roboter nur über ein winziges Vokabular, das er allerdings mit verführerisch warmem Stimmklang präsentiert.. Auf die Frage, was den Menschen an solchen Robotern derart fasziniere, antwortet Pixar-Sounddesigner Ben Burtt im Interview mit Audio Insider http://www.emusician.com: „Ich denke wir lieben sie, weil sie eine Art Seele haben und wir gerne über die Sprache mit ihnen in Beziehung treten wollen“.



Damit ein Roboter im Menschen einen derartigen Wunsch überhaupt erwecken kann, ist das Design seiner Stimme von entscheidender Bedeutung. Denn der Gemütszustand des Zuhörers ist unmittelbar abhängig von der passenden Modulation der Tonhöhe und dem generellen Klang der Stimme.„Wenn wir unserem Gegenüber zuhören, dann übernehmen wir seinen körperlichen Zustand, wir empfinden mit ihm. Dieses Phänomen heißt interne Simulation, verantwortlich dafür sind die so genannten Spiegelneuronen“, erklärt Ingrid Amon, Autorin des Buches „Die Macht der Stimme“ und Hauptrednerin zur Eröffnung des Fachkongresses VoiceDays http://www.voicedays.de, der vom 15. bis 16. Oktober in Wiesbaden stattfindet.



Auf der einen Seite dieses Phänomens führen positive Stimmattribute dazu, dass wir Roboter wie Wall-E gern haben. Auf der Schattenseite hingegen lassen uns Stimmeigenschaften von Sprachsynthesesystemen im Alltag oft verzweifeln. Amon weiß warum: „Die Stimme als Schlüsselreiz der Kommunikation entscheidet innerhalb von Sekunden darüber, ob und wie etwas beim Zuhörer ankommt und welche Zustimmung das Gesagte erreicht. Gerade bei Sprachcomputern hört man sofort, wenn die Worte nicht in der natürlichen Sprechweise fließen, und entsprechend unruhig reagiert dann der Benutzer“. Sprachapplikationen würden hingegen immer dann als angenehm empfunden, wenn sie warm, ruhig, klangvoll und resonanzreich klängen.



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Über Gunnar Sohn

Gunnar Sohn ist Freiberufler und u.a. Wirtschaftspublizist, Buchautor, Blogger, Medienberater, Moderator und Kolumnist.