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IT-Gipfel setzt Zeichen für Vertrauen in der digitalen Welt

Intelligente Netze zentrales Thema des Gipfels. Ausbau erfordert Sicherheit und Datenschutz.
bitkom | 06.12.2011
Der Hightech-Verband BITKOM hat eine positive Bilanz des 6. Nationalen IT-Gipfels gezogen. Im Mittelpunkt des Gipfels standen der Aufbau intelligenter Netze, Strategien zur Fachkräftesicherung sowie das Thema Sicherheit und Vertrauen in der digitalen Welt. „Die digitale Welt lässt sich ohne das Vertrauen der Nutzer nicht entwickeln“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf in München. „Dieses Vertrauen wird uns nicht geschenkt, wir müssen und werden es uns verdienen.“ Der Aufbau intelligenter Netze, der Trend zum Cloud Computing sowie die breite Nutzung von mobilen Endgeräten und sozialen Online-Medien zeigten die Potenziale der Informations- und Kommunikationstechnologien. „Der IT-Gipfel ist die beste Plattform, um die Herausforderungen der digitalen Welt in einem breiten Schulterschluss von Politik und Wirtschaft anzugehen“, betonte Kempf.

Deutschland steht aus Sicht des BITKOM erneut vor einem technologischen Sprung. „Nach dem Einzug des Internets in alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft folgt nun die beschleunigte Digitalisierung der wichtigsten Infrastrukturen“, sagte Kempf. So ermöglichen intelligente Energienetze (Smart Grids) u.a. die dezentrale Erzeugung und Verteilung von Wind- und Sonnenenergie. Im Gesundheitswesen können mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte konkrete Anwendungen wie digitale Patientenakten oder das elektronische Rezept folgen. Eine intelligente Verkehrslenkung kann Staus und Unfälle verhindern, die jährlich Milliardenkosten verursachen. Auch in der Bildung und in den öffentlichen Verwaltungen besteht hoher Modernisierungsbedarf.

„Der Auf- und Ausbau intelligenter Netze ist eine nationale Herkulesaufgabe“, sagte Kempf. In den kommenden Jahren müssten dafür Investitionen von etwa 130 Milliarden Euro aktiviert werden. Die Komplexität dieser Aufgabe erfordere eine Zusammenarbeit auf allen Ebenen und zwischen allen wichtigen Akteuren.

„Sicherheit und Datenschutz werden eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz intelligenter Netze spielen“, sagte Kempf. Das zeige auch eine Forsa-Umfrage im Auftrag des BITKOM. Danach sieht eine überwältigende Mehrheit der Bundesbürger einen großen Modernisierungsbedarf in den Bereichen Bildung (83%), Energie (73%), Gesundheit (73%), Verkehr (64%) und Behörden (60%). Auch die Digitalisierung hält eine Mehrheit von 54 Prozent für sinnvoll, aber 40 Prozent sind skeptisch. „Lenkt man die Aufmerksamkeit auf die großen Datenmengen, die bei der Digitalisierung verarbeitet, gewinnen die kritischen Stimmen die Oberhand“, sagte Kempf. Nur noch ein Drittel sieht in der Verarbeitung großer Datenmengen in den genannten Bereichen eher Vorteile, 59 Prozent sagen, die Risiken überwiegen. „Informationen und damit Daten sind der Kern vieler neuer Anwendungen. Sie gilt es zu schützen“, sagte Kempf.

Bereits in den vergangenen Jahren waren im Rahmen des IT-Gipfels Initiativen wie der Verein „Deutschland sicher im Netz“, das Anti-Botnetz-Zentrum oder die Selbstverpflichtung der Wirtschaft für Geodatendienste auf den Weg gebracht worden. In diesem Jahr folgen Publikationen zur Nutzung sozialer Online-Netzwerke und zum rechtskonformen Einsatz von Cloud-Technologien in mittelständischen Unternehmen. „Ein entscheidender Schritt ist die Gründung der Stiftung Datenschutz in den kommenden Monaten“, sagte Kempf. Sie sei ein wichtiges Instrument, um allgemeingültige Gütesiegel und Zertifizierungsverfahren für die Anbieter digitaler Dienste zu entwickeln.

Ein Dauerbrenner auf dem IT-Gipfel ist das Thema Fachkräftesicherung. In diesem Zusammenhang hat sich die ITK-Branche ehrgeizige Ziele für eine Erhöhung des Frauenanteils in Fach- und Führungspositionen gesetzt. Beträgt der Anteil von Frauen im Top-Management derzeit lediglich knapp 3 Prozent, soll er bis 2020 auf knapp 17 Prozent steigen. Im mittleren Management fällt der Anstieg von derzeit 4,4 Prozent auf geplant 15 Prozent etwas moderater aus. Bei Fachkräften planen die Unternehmen einen Anstieg von aktuell 15 Prozent auf 25 Prozent im Jahr 2020. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage zur Personalplanung im Auftrag des BITKOM unter 700 Unternehmen in der ITK-Branche. „Weibliche Fach- und Führungskräfte werden für einen dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg dringend gebraucht“, sagte Kempf. Dafür müsse sich die Branche attraktiver präsentieren. Laut Umfrage geben gut zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten an, dass es derzeit eine zu geringe Zahl an weiblichen Bewerbern gibt. Aktuell beträgt der Frauenanteil unter Informatikstudierenden knapp 20 Prozent, unter IT-Azubis sogar nur 10 Prozent.

Weitere Ergebnisse des 6. Nationalen IT-Gipfels im Überblick:

* Leitfaden Sichere Nutzung Sozialer Netzwerke: Wie verhalte ich mich richtig im Netz? Wie stelle ich sicher, dass ich die Hoheit über meine Daten behalte? Worauf müssen gerade junge Erstnutzer achten? Ein Leitfaden gibt konkrete Hinweise zum Umgang mit sozialen Online-Medien.

* Entwicklung eines Prozessdatenbeschleunigers: Aktuell bestehen für Unternehmen mehr als 10.000 Informations- und Meldepflichten, die zu jährlichen Kosten von mehr als 50 Milliarden Euro führen. Um die Vorgänge zu verbessern, wurde der Prozessdatenbeschleuniger P23R entwickelt.

* Wegweiser Green IT: Der Einsatz moderner Technologien kann dazu beitragen, Energie zu sparen und klimaschädliche Emissionen zu reduzieren. Als Webplattform erklärt der „Wegweiser Green IT“, wie v.a. kleinere und mittlere Unternehmen Green IT für den eigenen Betrieb nutzen können.

* Mittelstandsbroschüre Cloud-Computing: Cloud-Computing bietet Unternehmen die Möglichkeit, ITK-Lösungen optimal auf die eigenen Bedürfnisse zuzuschneiden. Das spart Kosten und erhöht die Effizienz. Damit auch KMU diese Möglichkeiten optimal nutzen können, wurde ein Leitfaden speziell für kleinere und mittlere Unternehmen entwickelt.

* Wachstumsturbo für junge Unternehmen: Das Programm „Junge IT-Unternehmen starten durch“ wird auf 25 Unternehmen erweitert. Es unterstützt Firmen in der Wachstumsphase, die drei bis fünf Jahre am Markt sind. Ein Spitzenmanager steht als Mentor bereit.