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Kreditnachfrage in der Eurozone wächst kaum noch

Deutschland mit stärkstem Rückgang. Anteil der notleidenden Kredite fast unverändert erwartet bei 2 Prozent.
Ernst & Young GmbH | 18.12.2023
Kreditnachfrage in der Eurozone wächst kaum noch © Freepic / rawpixel
 

Die Neuvergabe von Krediten in der Eurozone und in Deutschland wird in diesem und auch in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen: Laut EY European Bank Lending Forecast wird das Kreditvolumen in der Euro-zone im Jahr 2023 nur noch um 2,1 Prozent wachsen – verglichen mit 5 Prozent im Vorjahr. Im kommenden Jahr 2024 wird immerhin mit einem Anstieg von rund 2,3 Prozent gerechnet.

Noch deutlicher ist der Abwärtstrend in Deutschland, denn hierzulande wird die Ab-schwächung der Wachstumsrate bei Krediten voraussichtlich sogar noch stärker aus-fallen: Nach einem Wachstum um 6,9 Prozent im vergangenen Jahr wird für 2023 nur noch ein Plus von 3,8 Prozent und für 2024 sogar nur noch ein Wachstum von 2,1 Prozent prognostiziert.

Hauptgrund für diese Entwicklungen ist die aktuelle Konjunkturschwäche: Das Wirt-schaftswachstum der Eurozone dürfte in diesem Jahr nur bei etwa 0,5 Prozent liegen; die zwar zurückgehenden, aber immer noch hohen Inflationsraten und entsprechend stark gestiegenen Zinssätze belasten die wirtschaftliche Erholung.

Auch in den Jahren 2025 und 2026 dürfte die Kreditnachfrage nur moderat steigen, so die EY-Prognose – sowohl in Deutschland als auch in der gesamten Eurozone.
Erwartet wird, dass das gesamte Kreditvolumen in den Büchern der Eurozonen-Banken 2024 um 2,3 Prozent, 2025 um 3,2 Prozent und 2026 um 3,3 Prozent zulegt, sofern die für 2024 erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank Wirk-lichkeit werden.

Ralf Eckert, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY, kommentiert: „Die großen europäischen Volkswirtschaften befanden sich 2023 in einem schwierigen Marktumfeld. Die Zinssätze wurden massiv angehoben und sind auf dem höchsten Stand seit Gründung der Eurozone, die geopolitischen Spannungen haben im Jahresverlauf weiter zugenommen, und die Inflationsrate verharrt weiterhin ober-halb des EZB-Ziels von 2 Prozent.“
„Für die künftige Entwicklung der Kreditvergabe stehen die europäischen Banken vor dem Spagat, ihre Bilanzen resilient aufzustellen und Kosten weiter im Blick zu behal-ten. Unternehmen dürften von den gesunkenen Erzeugerpreisen, dem Rückgang der Inflation und einer Aufhellung der Konjunkturaussichten profitieren, so dass ein mittel-fristiges Anziehen der Kreditvergabe realistisch erscheint.“

Schwacher Markt bei Immobilienkrediten – besonders in Deutschland

Wuchs der Bestand an Immobilienkrediten im Jahr 2022 noch um 4,9 Prozent, sank die Rate in diesem Jahr auf 1,5 Prozent in der Eurozone und 1,6 Prozent in Deutsch-land. „Es verwundert daher nicht, dass der Wohnungsmarkt am stärksten in Mitleiden-schaft gezogen wurde, denn die hohen Lebenshaltungs- und Kreditkosten führen dazu, dass weniger Menschen ein Haus kaufen mit den entsprechenden Auswirkungen auf Immobilienfinanzierungen. Diese sind auf den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt gefallen,“ so Eckert. Die Prognose für das kommende Jahr lässt eher keine durchgrei-fende Markterholung erwarten: 2024 wird das Volumen an Immobilienkrediten in Deutschland voraussichtlich um 1,8 Prozent wachsen – und damit nur geringfügig stärker als im laufenden Jahr.

Bestand an Unternehmenskrediten 2024 in Italien und Spanien sogar rückläufig

Der Bestand an Unternehmenskrediten in den Ländern der Eurozone war im vergan-genen Jahr noch um 5,5 Prozent gestiegen – im laufenden Jahr wird nur noch mit einem Wachstum von 2,7 Prozent gerechnet, im kommenden Jahr sogar nur noch mit 2,2 Prozent – in Italien (-5,1 Prozent) und Spanien (-3,4 Prozent) wird der Bestand an Unternehmenskrediten sogar voraussichtlich sinken. Erst 2025 soll die Kreditvergabe an Unternehmen der Eurozone wieder stärker anziehen (+ 3,1 Prozent) und 2026 ein Wachstum von 3,5 Prozent erreichen, so die EY-Prognose.
Für Deutschland wird erwartet, dass sich das Wachstum des Kreditvolumens in den Büchern der Banken aufgrund der zurückhaltenden Neuvergabe von Krediten im lau-fenden Jahr auf 5,8 Prozent verlangsamt (Vj. +8,9 Prozent) und 2024 weiter auf 2,4 Prozent zurückgeht, da sich die schwache Auslandsnachfrage nach deutschen Indust-riegütern, die restriktive Geldpolitik und die erhöhte Unsicherheit signifikant auf die Unternehmensinvestitionen auswirken.

Auch Verbraucherkredite weniger stark nachgefragt

Die EY-Studie prognostiziert, dass der Bestand an Verbraucherkrediten in der gesam-ten Eurozone im Jahr 2023 um 1,6 Prozent und im Jahr 2024 um 1,9 Prozent wach-sen wird – eine geringe Wachstumsdynamik im Vergleich zu den Vor-Pandemie-Standards, als das Wachstum durchschnittlich 5,0 Prozent betrug. Für Deutschland wird ein Anstieg des Bestands an Verbraucherkrediten um gerade einmal 0,4 Prozent prognostiziert. Der nach wie vor relativ starke Arbeitsmarkt und eine – auch dank sin-kender Inflation – stetige Erholung des Verbrauchervertrauens dürften allerdings die künftige Nachfrage nach Verbraucherkrediten stützen, so dass sich in der Eurozone das Kreditwachstum im Jahr 2025 auf 3,2 Prozent beschleunigen wird.

Mehr Kreditausfälle erwartet

Das Segment notleidende Kredite (Non Performing Loans, kurz: NPL) dürfte relativ unverändert bleiben. Lag deren Anteil im vergangenen Jahr in der Eurozone bei 1,8 Prozent, wird für 2023 mit einem Wert von 2,0 Prozent gerechnet; und für 2024 mit einem Anstieg auf 3,1 Prozent. Zum Vergleich: Die Quote notleidender Kredite er-reichte 2013 mit 8,4 Prozent einen Höchststand.

Für Spanien und Italien werden im Jahr 2023 mit 2,3 bzw. 2,7 Prozent die höchsten NPL-Quoten prognostiziert, was zum Teil auf das höhere Volumen an variabel verzins-lichen Hypotheken in beiden Märkten zurückzuführen ist. In Deutschland wird der An-teil notleidender Kredite voraussichtlich mit 1,3 Prozent im laufenden Jahr und 2,2 Prozent im kommenden Jahr auf einem relativ niedrigen Niveau bleiben.