Einzelhandel als Digitalbranche
Mit Blick auf den heute und morgen stattfindenden Digital-Gipfel der Bundesregierung betont der Handelsverband Deutschland (HDE) die große Bedeutung und die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten digitaler Technologien im Einzelhandel. Gleichzeitig fordert der Verband die Politik auf Bundes- und EU-Ebene auf, zielgenau und sparsam mit möglichen Regulierungen umzugehen.
„Die Digitalisierung bietet auch für Handelsunternehmen riesige Chancen. Viele Betriebe der Branche haben das längst erkannt und setzen auf digitale Lösungen im Kundenkontakt, mit Online-Shops und bei internen Prozessen“, so der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp. Der Einzelhandel sei auf dem Weg zu einer Technologiebranche. Das zeigt auch der Showroom für die Digitalisierung im Einzelhandel in Berlin. In der Retail Garage stellen unterschiedliche Anbieter interessante Lösungen für Handelsunternehmen vor. Das Anwendungsspektrum reicht dabei von der Warenwirtschaft über Energiemanagement bis hin zu Kassenlösungen oder einem intelligenten Warenregal.
Ein zentraler Bestandteil der Digitalisierung sind aktuell Lösungen, bei denen Künstliche Intelligenz (KI) zur Anwendung kommt. Tromp: „Künstliche Intelligenz kann im Einzelhandel helfen, die weltweiten Warenströme punktgenau zu steuern. Aber auch in den Geschäften lassen sich mit Hilfe von KI Kundenbedürfnisse noch besser verstehen. Mehr als zwanzig Prozent der Handelsunternehmen setzen KI bereits in einzelnen Bereichen oder unternehmensübergreifend ein.“ In Verbindung mit großen Datenmengen (Big Data) bieten sich dem Handel laut Tromp große Potentiale. „Alle zuständigen Stellen sollten die Digitalisierung vorantreiben und unterstützen. Als Handelsverband tun wir das als Konsortialführer im Mittelstand-Digital Zentrum Handel“, so der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer. Die Politik sei gefordert, gezielt mit Investitionshilfen zu unterstützen und die Entwicklung auf diese Weise weiterzutreiben.
Gleichzeitig sieht der HDE aber auch die Notwendigkeit von klaren Regeln, um für einen fairen Wettbewerb zu sorgen und Rechtssicherheit für die Unternehmen herzustellen. „Wir brauchen faire und sachlich begründete Vorgaben, die weder naiv noch ängstlich mit KI-Anwendungen umgehen. Auf keinen Fall darf es zu Überregulierungen kommen, ansonsten fallen wir in Europa auch in diesem Bereich wieder weit hinter Unternehmen beispielsweise in den USA zurück“, so Tromp. Zudem gelte es, Rechtsunsicherheiten und Umsetzungsschwierigkeiten durch zu weit und zu ungenau gefasste Vorgaben zu vermeiden. Für eine mögliche Regulierung sollte der risikobasierte Ansatz der EU-Kommission gewählt werden.