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Wie die deutsche Gesellschaft hinsichtlich Nachhaltigkeit konstituiert ist

Aktueller YouGov-Report zu Nachhaltigkeit mit einer Nachhaltigkeits-Typisierung in sechs Segmenten.
© freepik
 

Der Klimawandel wird in der deutschen Bevölkerung als wichtige Bedrohung wahrgenommen. Die größte Verantwortung für nachhaltiges Handeln schreiben die Deutschen der Regierung (70 Prozent) und großen Unternehmen (71 Prozent) zu. Gleichzeitig werden sowohl die Regierung (22 Prozent) als auch allgemein die Unternehmen (20 Prozent) aktuell als nicht besonders nachhaltig angesehen. Somit besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen zugeschriebener und tatsächlich wahrgenommener Verantwortung in Bezug auf nachhaltiges Handeln. Dies zeigen die Daten der aktuellen Nachhaltigkeits-Studie der internationalen Data & Analytics Group YouGov.

Die Mehrheit der befragten Deutschen schreibt sich laut der Studie auch selbst eine große individuelle Verantwortung zu (65 Prozent), und auch hier sieht nur ein geringer Anteil die eigene Verantwortung als erfüllt an (44 Prozent). Die Daten legen zudem nahe, dass der initiale Schritt das eigene Verhalten hin zu nachhaltigeren Lebensformen anzupassen, schwerer ist, als diese Anpassungen auch langfristig beizubehalten: Drei Viertel (76 Prozent) derjenigen, die schon einmal eine Veränderung vorgenommen haben, nachdem sie Informationen über Nachhaltigkeit gesehen oder gehört haben, geben an, diese auch beibehalten zu haben.

Auch wenn in Deutschland das Bewusstsein für klimatische Veränderungen insgesamt sehr hoch ist und große Teile der Bevölkerung besorgt über die Auswirkungen in Deutschland und der Welt sind, blicken die Deutschen doch sehr unterschiedlich auf das Thema Nachhaltigkeit.

Um Kontext zu bieten und Einstellungen sowie Verhaltensweisen genauer zu beleuchten, hat YouGov in Bezug auf Nachhaltigkeit statistisch sechs verschiedene Nachhaltigkeits-Typen errechnet und in der Studie vorgestellt:

Die sechs Nachhaltigkeits-Typen

Nachhaltigkeits-Typ 1 sind die „Hoffnungsvoll-Besorgten“, die 15 Prozent der deutschen Bevölkerung ausmachen. Mitglieder dieser Gruppe blicken hoffnungsvoll in die Zukunft und finden, dass ein nachhaltiges Leben etwas ist, das jeder anstreben sollte. Darüber hinaus glauben sie an die Wirksamkeit individuellen Handelns. Sie sind zudem überzeugt, dass der Klimawandel eine Folge menschlichen Handelns ist und sind unter allen Nachhaltigkeits-Typen am stärksten über die Auswirkungen des Klimawandels besorgt. Mehr als drei von fünf dieser Gruppe sind weiblich (62 Prozent). Jeder Fünfte dieser Gruppe ist im Alter von 18 bis 34 Jahren (21 Prozent).

Auch die „Resigniert Besorgten“, die 18 Prozent der Bevölkerung ausmachen, glauben, dass der Klimawandel eine Folge menschlichen Handelns ist. Befragte dieser Gruppe sind ebenfalls sehr beunruhigt über die Auswirkungen, finden aber, dass insbesondere Unternehmen mehr tun sollten, um Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Gleichzeitig halten sie den aktuellen Einsatz der Unternehmen im Kampf gegen den Klimawandel für unzureichend. Mitglieder dieser Gruppe sind etwas häufiger weiblich als männlich (56 vs. 51 Prozent der Gesamtbevölkerung).

Die „Enttäuschten Umweltschützer“ bilden das dritte Segment, sie machen 15 Prozent der Bevölkerung aus. Mitglieder dieser Gruppe beobachten ebenfalls mit Sorge die globalen und regionalen Auswirkungen des Klimawandels, sind jedoch in Bezug auf Lösungen sehr desillusioniert und haben wenig Vertrauen in die Erreichbarkeit von Nachhaltigkeitszielen. Sie sind grundsätzlich bereit, selber Veränderungen vorzunehmen, sind aber skeptisch gegenüber der Wirksamkeit individueller Maßnahmen. Die „Enttäuschen Umweltschützer“ haben unter allen sechs Gruppen den höchsten Bildungsstand.

Die „Verantwortungsbewussten Optimisten“ dagegen nehmen Nachhaltigkeit auf einer persönlichen Ebene sehr ernst. Die Gruppe, die 17% der deutschen Bevölkerung ausmacht, ist stark von der Wirksamkeit individuellen Handelns überzeugt und glaubt an die Verantwortung des Einzelnen, wenn es um die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen geht. Aufgrund ihrer positiven Haltung machen sie sich vergleichsweise weniger Sorgen über den Klimawandel und seine Auswirkungen. In dieser Gruppe herscht eine ausgewogene Geschlechterverteilung (49 Prozent Frauen, 51 Prozent Männer).

Die „Abwälzenden Passiven“ interessieren sich im Vergleich zu den anderen Segmenten wenig für das Thema Nachhaltigkeit. Mitglieder dieses Segments zeigen sich eher desinteressiert daran, selber Veränderungen vorzunehmen und sehen die gesamte Verantwortung für den Klimawandel bei Regierungen und Unternehmen. Weiterhin sehen sie Umwelt und Nachhaltigkeit nicht als eine der wichtigsten Herausforderungen in Deutschland. Gleichzeitig denken Befragte dieser Gruppe häufig, dass sie möglicherweise nicht über alle Informationen zum Thema Nachhaltigkeit verfügen. Zwei von fünf Befragten aus diesem Segment (40 Prozent) sind 55 Jahre alt oder älter.

Die „Klimawandel-Agnostiker“ haben am wenigsten Bezug zum Thema Nachhaltigkeit. Sie geben sich distanziert und skeptisch gegenüber dem Klimawandel. Mitglieder dieser Gruppe machen sich keine Sorgen über diesen. Zudem sind sie häufig der Meinung, dass es den Klimawandel nicht gibt, bzw. dass er ein natürliches Phänomen ist. Sie erkennen keinen Nutzen in nachhaltigem Handeln, und sie legen daher auch keinen Wert auf einen eigenen nachhaltigen Lebensstil. Umweltfreundlichen Verhaltensweisen gegenüber sind sie häufig stark ablehnend eingestellt. Wenn überhaupt sehen sie die Verantwortung für Nachhaltigkeit bei der Regierung oder Unternehmen. Dieser sechste Nachhaltigkeits-Typ ist mehrheitlich männlich (64 vs. 49 Prozent der Gesamtbevölkerung).