Deutsche Exporte unter Vor-Corona-Level
Der globale Handel dürfte im August gegenüber dem Vormonat zulegen (preis- und saisonbereinigt). Die Handelsdaten anderer großer Volkswirtschaften und Regionen zeigen ein eher durchwachsenes Bild. Dies geht aus dem jüngsten Datenupdate des Kiel Trade Indicator hervor. Lieferengpässe und Staus in der Containerschifffahrt verfestigen sich und belasten den weltweiten Warenaustausch. In der Deutschen Bucht warten wieder mehr Containerschiffe als noch vor 14 Tagen. Das Niveau der deutschen Exporte liegt preisbereinigt immer noch unter dem Niveau von 2019.
Das jüngste Datenupdate des Kiel Trade Indicator zeigt für den Welthandel im August im Vergleich zum Vormonat ein Plus von 1,2 Prozent an (preis- und saisonbereinigt). Die Indikatorwerte für Deutschlands Handel sind negativ, sowohl Importe (-0,2 Prozent) als auch Exporte (-0,7 Prozent) liegen im roten Bereich. Für die EU zeichnet sich praktisch keine Veränderung ab, Importe (-0,1 Prozent) und Exporte (+0,1 Prozent) dürften auf dem Niveau des Vormonats liegen.
Für die Importe der USA zeigt der Kiel Trade Indicator eine Zunahme von 1,8 Prozent gegenüber dem Juli an, für die Exporte von 0,3 Prozent. Für China ist der Indikatorwert bei den Exporten im Minus (-4,6 Prozent), für die Importe minimal im Plus (0,3 Prozent). In Russland liegen Exporte (2,3 Prozent) über, Importe (0,1 Prozent) liegen auf dem Niveau des Vormonats.
„Durch die Inflation scheinen Exporte in vielen Ländern zu steigen, da steigende Preise auch die nominalen Handelswerte erhöhen, wie sie üblicherweise in den offiziellen Statistiken ausgewiesen werden. Tatsächlich aber liegen die preisbereinigten Exporte großer Industrienationen immer noch unter den Werten vor der Pandemie 2019. Mitverantwortlich für diese Entwicklung sind auch Lieferengpässe. Hohe Energiekosten dürften kurz- und mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Firmen weiter belasten“, sagt Vincent Stamer, Leiter des Kiel Trade Indicator.
Deutsche Exporte rund 7 Prozent unter Vor-Corona-Niveau
Deutschland exportiert auf Basis der Werte des Kiel Trade Indicator preisbereinigt rund 7 Prozent weniger Waren als noch 2019. Daten der Bundesbank, wonach die Lücke im Juli 4 Prozent betrug, legen einen ähnlichen Unterschied nahe. In Frankreich (knapp 8 Prozent) und Großbritannien (gut 6 Prozent) fällt der Rückgang vergleichbar aus, in Kanada (3,5 Prozent) sowie den USA (gut 1 Prozent) ist die Lücke kleiner. Lediglich Italien und Japan exportieren in der Gruppe der G7 wieder leicht über dem Vor-Corona-Niveau. Der Welthandel insgesamt liegt gut 6 Prozent über seinem Vor-Corona-Niveau.
Containerstaus: in der Nordsee jetzt am gravierendsten
Die Staus in der Containerschifffahrt verfestigen sich auf hohem Niveau. Gegenwärtig stecken rund 11 Prozent aller verschifften Waren fest. In den vom IfW Kiel beobachteten Wartebereichen ist erstmals der Stau in der Nordsee am gravierendsten. Deutlich über 2 Prozent der globalen Frachtkapazität steht dort still und kann weder be- noch entladen werden. Alleine in der Deutschen Bucht warten 19 Containerschiffe auf Löschung ihrer Waren, 2 mehr als noch vor 14 Tagen.
Die Warteschlange vor den US-Bundesstaaten South Carolina und Georgia, wo der wichtige Containerhafen Savannah liegt, schnellt allerdings in die Höhe. Vor Chinas Häfen sind die Staus zyklisch bedingt rückläufig. Im Roten Meer, der wichtigsten Seehandelsroute zwischen Europa und Asien, werden aktuell 16 Prozent weniger Waren verschifft, als unter normalen Umständen zu erwarten wäre.
„Zwar sind die Frachtraten im Seehandel von Asien nach Nordeuropa bzw. zur Westküste Nordamerikas seit Beginn des Jahres von je über 14.000 US-Dollar pro Container auf etwa 4.000 bzw. 8.000 US-Dollar gefallen. Die Staus verhindern jedoch eine Rückkehr zu Werten vor der Pandemie. Die hohen Transportkosten erschweren so eine weitere Erholung des globalen Handels“, so Stamer.