Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe erstmals seit Mai 2020 gesunken
Der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe war nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Januar 2022 kalender- und saisonbereinigt 1,3 % niedriger als im Vormonat. Der Auftragsbestand ist damit das erste Mal seit Mai 2020 wieder gesunken. Da im Januar wie auch in den Monaten zuvor das Auftragseingangsvolumen größer als das Umsatzvolumen war, könnte der Rückgang auf Bereinigungen älterer Auftragsbestände durch die Unternehmen hinweisen. Der Auftragsbestand war trotz des Rückgangs im Januar 2022 noch 20,9 % höher als im Vorjahresmonat Januar 2021.
Die offenen Aufträge aus dem Inland verringerten sich im Januar 2022 gegenüber Dezember 2021 um 1,2 % und die offenen Aufträge aus dem Ausland um 1,4 %. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern lag der Auftragsbestand im Januar 2022 auf dem Niveau des Vormonats. Bei den Herstellern von Investitionsgütern fiel er um 1,7 %. Im Bereich der Konsumgüter lag der Auftragsbestand 0,2 % niedriger als im Vormonat.
Reichweite des Auftragsbestands auf 7,8 Monate gestiegen
Die (nicht kalender- und saisonbereinigte) Reichweite des Auftragsbestands im Verarbeitenden Gewerbe ist seit Juli 2021 stetig gestiegen. Im Januar 2022 betrug sie 7,8 Monate (Dezember 2021: 7,7 Monate) und erreichte damit einen neuen Höchststand seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2015. Bei den Herstellern von Investitionsgütern betrug die Reichweite 11,1 Monate (Dezember 2021: 11,0 Monate), bei Vorleistungsgütern lag sie wie im Vormonat bei 4,0 Monaten und bei Konsumgütern ebenfalls wie im Vormonat bei 3,4 Monaten.
Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Sie wird als Quotient aus aktuellem Auftragsbestand und mittlerem Umsatz der vergangenen zwölf Monate im betreffenden Wirtschaftszweig berechnet. Der nicht kalender- und saisonbereinigte nominale Auftragsbestand erhöhte sich im Januar 2022 gegenüber dem Vormonat um 2,1 %, während der mittlere Umsatz um 1,3 % stieg.
Dossier zu Lieferengpässen in der Corona-Krise
Lieferengpässe bremsen die deutsche Industrie im Jahr 2021. Ein Dossier des Statistischen Bundesamtes bietet eine Datenanalyse zum Zusammenhang zwischen Materialknappheit, Auftragseingängen, Produktion und Preisen in der Industrie. Das auf der Themenseite „Konjunkturindikatoren“ im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbare Dossier verdeutlicht damit die aktuelle Situation in der Corona-Krise und stellt sie vergangenen Konjunkturzyklen gegenüber.
Methodische Hinweise:
In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der Vergleich zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich die kurzfristige konjunkturelle Entwicklung ablesen. Der kalenderbereinigte Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist von saisonalen Schwankungen und Kalendereffekten unabhängig. In der aktuellen Corona-Krise kann es durch die zeitweise starken Rückgänge und Anstiege zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Vormonats-/Vorquartalsvergleich und Vorjahresvergleich kommen.
Der Auftragsbestand umfasst die Summe der Auftragseingänge am Ende des Berichtsmonats, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu Umsätzen geführt haben und die nicht storniert wurden. Die Daten zum Auftragsbestand basieren auf den Volumenindizes des Auftragsbestands im Bereich des Verarbeitenden Gewerbes, saison- und kalenderbereinigt mit dem Verfahren X13 JDemetra+. Der Auftragsbestand wird in der Gliederung der „Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008)“ erfasst und ausgewertet. Dabei wird der Auftragsbestand wie der Auftragseingang nur in ausgewählten Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes erhoben.