Geschäftserwartungen im Mittelstand brechen ein
Der deutsche Mittelstand befürchtet Schlimmes. In unserer repräsentativen Frühjahrsumfrage unter den Unternehmen ist der „Corona-Schock“ schon deutlich spürbar. Die Geschäftserwartungen haben sich drastisch verschlechtert. Allerdings gibt es auch gute Nachrichten – die Mittelständler wollen ihre Mitarbeiter und Fachkräfte halten. Auch beim Thema „Investitionen“ schauen viele noch optimistisch in die Zukunft.
Die Corona-Pandemie hat der ohnehin im Rückgang befindlichen Konjunktur hierzulande einen herben Schlag versetzt. Aufgrund der notwendigen Schutzmaßnahmen sind beispielsweise internationale Lieferketten unterbrochen und Ladengeschäfte über Wochen geschlossen geblieben. Noch ist das Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden nicht absehbar, Wirtschaftsforschungsinstitute gehen aber von einer Rezession in Deutschland aus.
Die mittelständischen Unternehmen, die zwischen der 10. und 13. Kalenderwoche zu ihrer Geschäftslage und zu ihren Geschäftserwartungen befragt wurden, spürten bereits erste Auswirkungen bei Aufträgen und Umsätzen. Insbesondere die Geschäftserwartungen haben sich massiv verschlechtert. Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) rutschte daraufhin mit 7,7 Punkten klar unter den Vorjahresstand (22,2 Punkte). Im längerfristigen Vergleich liegt der aktuelle Geschäftsklimaindex auf dem niedrigsten Niveau seit dem Frühjahr 2009 (minus 15,3 Punkte), als die deutsche Wirtschaft nach der Finanzkrise in die Rezession geriet
So rechnen nur noch 26,6 Prozent der Befragten (Vorjahr: 36,7 Prozent) mit steigenden Auftragseingängen für den weiteren Jahresverlauf – knapp jeder Fünfte (19,4 Prozent) erwartet Rückgänge. Und auch die Umsatzerwartungen im Mittelstand stehen bereits im Zeichen der Corona-Krise. 18,2 Prozent der Befragten (Vorjahr: 7,4 Prozent) befürchten ein Umsatzminus. Vor allem Verarbeitendes Gewerbe und Handel rechnen mit erheblichen Umsatzeinbußen. Mit steigenden Umsätzen rechnen im Mittelstand nur noch 29,8 Prozent der Befragten (Vorjahr: 39,3 Prozent).
Personalplanungen krisenfest?
Vergleichsweise geringe Folgen haben die verschlechterten Konjunkturaussichten bislang für die Personalplanungen der Unternehmen sowie für die Investitionsabsichten im Mittelstand. Allerdings dürften die Planungen unter erheblichen Unsicherheiten stehen und müssen eventuell angepasst werden. Immerhin knapp jedes vierte Unternehmen (23,9 Prozent) hat angekündigt, in den nächsten Monaten Personal einstellen zu wollen. Personalabbau planen 7,5 Prozent der Befragten, hier aber verstärkt das Verarbeitende Gewerbe.
Leicht zurückgenommen wurden die Investitionsplanungen im Mittelstand. Angesichts von befürchteten Auftrags- und Umsatzrückgängen ist ein Einbruch aber noch ausgeblieben. Gut die Hälfte der Befragten (52,8 Prozent) will in den nächsten Monaten investieren (Vorjahr: 55,2 Prozent). Im Baugewerbe hat der Anteil der investierenden Unternehmen sogar zugelegt. Insgesamt stehen Rationalisierungsinvestitionen im Mittelstand höher im Kurs als in den Vorjahren.
Konjunkturabschwung schon vor Corona
Die Aussagen der Unternehmen zeigen: Die konjunkturelle Dynamik hatte im vergangenen Winterhalbjahr 2019/2020 insgesamt schon spürbar nachgelassen. So meldete noch fast jedes vierte Unternehmen (23,3 Prozent) ein Umsatzplus im Vergleich zum letzten Herbst (Vorjahr: 30,6 Prozent). Fast ebenso viele Unternehmen (22,5 Prozent) mussten Umsatzeinbußen hinnehmen (Vorjahr: 17,3 Prozent). Mit Ausnahme des Baugewerbes waren dabei in allen Wirtschaftssektoren mehr Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Auch die Erträge lagen entsprechend unter dem Vorjahresergebnis. Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen nahm bereits ab. Insgesamt hat der Mittelstand in den zurückliegenden Monaten das Personal aber noch einmal aufgestockt. Immerhin 20,7 Prozent der Befragten beschäftigen mehr Mitarbeiter als im letzten Herbst und bei rund zwei Drittel der Unternehmen (63,3 Prozent) ist der Personalbestand unverändert geblieben.
Mit höheren Eigenkapitalquoten gegen die Krise
Als positive „Nachwirkung“ der guten Ertragslage der letzten Jahre dürften die gestiegenen Eigenkapitalquoten im Mittelstand gelten. In der aktuellen Krisensituation wird es auch darauf ankommen, wie gut die Rücklagen der Unternehmen sind. Mittlerweile verfügt mehr als jedes dritte Unternehmen (34,2 Prozent) über eine solide Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 25 Jahren. Der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen nahm im Gegenzug auf 27,4 Prozent ab.
Positiv ist zudem, dass das Zahlungsverhalten der Kunden im Vorfeld der aktuellen Krise zumeist gut war. In der Mehrzahl wurden Rechnungen innerhalb der gesetzten Fristen bezahlt. Zwar war die überwiegende Anzahl der Befragten im vergangenen Jahr von Forderungsausfällen betroffen, meist blieben diese aber gering und hatten wenig Auswirkungen auf die Liquidität.