Investitionsbereitschaft von US-Unternehmen in Deutschland nimmt deutlich ab
- „US Business in Germany 2020“: Nur noch knapp ein Viertel (24%) der US-Unternehmen in Deutschland planen für die kommenden drei Jahre hierzulande Investitionen von zehn Mio. Euro oder mehr – vor zwei Jahren waren es noch knapp die Hälfte (2017: 47%).
- Positiver Ausblick: 77% der US-Unternehmen sehen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland heute als gut oder sehr gut an – acht Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren.
- Vielfältige Herausforderungen: Als größte Investitionshürden bezeichnen US-Unternehmen in Deutschland das komplexe Steuersystem und hohe Steuern, eine unzureichende staatliche Unterstützung und Förderung von Ansiedlungen und Erweiterungsinvestitionen, hohe Personalkosten, die mangelnde Verfügbarkeit gut ausgebildeter Arbeitskräfte und einen unzureichenden Einsatz von Artificial Intelligence.
US-Unternehmen in Deutschland beurteilen ihre wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten ambivalent. Das zeigt die neue KPMG-Umfrage „US-Business in Germany 2020“, für die 100 US-amerikanische Unternehmen in Deutschland befragt wurden. Demnach ist und bleibt Deutschland ein attraktiver Standort, die Investitionsbereitschaft der US-Unternehmen ist jedoch deutlich gedämpft. Während 2017 noch rund die Hälfte (47 Prozent) angab, in den kommenden drei Jahren hierzulande zehn Millionen Euro oder mehr investieren zu wollen, stellen dies jetzt nur noch knapp ein Viertel in Aussicht. Ein deutliches Signal – zumal 77 Prozent ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut einschätzen und fast ebenso viele – nämlich 73 Prozent - auch für die kommenden drei Jahre optimistisch sind.
Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: „Die Ergebnisse unserer Umfrage lassen aufhorchen. Deutschland darf sich aus Sicht der hierzulande aktiven US-Unternehmen nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Um für die für Deutschland wichtigsten Investoren attraktiv zu bleiben, müsste das komplexe deutsche Steuersystem vereinfacht und die Steuerbelastung für Unternehmen gesenkt werden. Außerdem müssten Neuansiedlungen und Erweiterungsinvestitionen gerade im Bereich künstlicher Intelligenz stärker gefördert werden.“
Vielfältige Herausforderungen für US-Unternehmen
Jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) sieht die Attraktivität des Standorts Deutschland in Bezug auf Steuern und Abgaben im EU-Vergleich auf einem der letzten fünf Plätze. Auch bei der Innovationsfähigkeit hat Deutschland nach Ansicht der hierzulande tätigen US-Unternehmen Luft nach oben. Dazu kommt: Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen (17 Prozent) fühlt sich in Deutschland optimal dabei unterstützt, sich neu anzusiedeln oder verstärkt zu investieren. Zudem verliert Deutschland deutlich beim Standortfaktor Infrastruktur: Nur noch 60 Prozent bewerten die Infrastruktur in Deutschland als einer der besten fünf in der EU, und damit 12 Prozentpunkte weniger als noch 2017 (72 Prozent)
Warren Marine, USA Country Practice Leiter bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: „Damit Deutschland ein attraktiver Standort für ausländische Unternehmen bleibt, muss die Bundesrepublik in den Netzausbau für Mobilfunk und Strom ebenso wie den Ausbau der Verkehrsnetze investieren.“
Investitionen in die Digitalisierung
US-Unternehmen, die Investitionen in Deutschland planen, wollen diese vor allem in ihrem Kerngeschäft tätigen (70 Prozent). Jedes zweite US-Unternehmen beabsichtigt auch Investitionen in die Digitalisierung, und jedes dritte will in Zukunftstechnologien investieren. „Dieser Bedarf zeigt, dass gut ausgebildete Fachkräfte rund um Digitalisierung und Technologisierung ein wesentlicher Standortfaktor für ausländische Unternehmen sind. Hier gibt es in Deutschland noch Luft nach oben“, erklärt Andreas Glunz, denn nur ein Viertel der US-Unternehmen sehen Deutschland aktuell bei den relevanten Fachkräften unter den besten fünf in der EU.
Über die Studie US-Business in Germany 2020
Für die in Kürze veröffentlichte Studie „Business Destination 2020“ befragte das Meinungsforschungsinstitut Kantar EMNID vom 21. Mai bis 5. Juli 2019 im Auftrag von KPMG telefonisch 340 Mitglieder der Geschäftsführungen – vorwiegend Finanzvorstände (CFOs) – privatwirtschaftlicher deutscher Tochtergesellschaften von internationalen Mutterkonzernen. Für die US-Auskopplung „US-Business in Germany 2020“ wurden darunter 100 US-amerikanische Unternehmen, die das Fundament der hier thematisierten Studie bilden, interviewt.