Shoppen per Stimme: Jeder Zehnte nutzt Sprachassistenten wöchentlich
Nach E-Commerce und Mobile Shopping setzt sich nun der nächste große Einkaufstrend durch: Voice Commerce. Bereits 11 Prozent der deutschen und 8 Prozent der europäischen Verbraucher nutzen mindestens wöchentlich Sprachassistenten wie Amazon Echo oder Google Home, um ihre Einkäufe zu tätigen. Bei den unter 35-jährigen Deutschen kaufen sogar 19 Prozent bereits ein- oder mehrmals pro Woche per Voice Commerce ein. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, für die PwC fast 22.000 Verbraucher in 27 Ländern weltweit befragt hat, darunter 10.000 europäische und 1.000 deutsche Konsumenten.
Onlineshopping ist aus dem Alltag der Deutschen kaum mehr wegzudenken: Drei Viertel der Verbraucher kaufen mindestens einmal pro Monat im Internet ein, 35 Prozent sogar wöchentlich. Stark zugenommen hat auch der Einkauf per Smartphone: 23 Prozent der deutschen Verbraucher kaufen mindestens wöchentlich mobil ein. Bei den unter 35-Jährigen liegt dieser Anteil bei 37 Prozent. Mit Voice Commerce steht nun die nächste Revolution im Einzelhandel an: Während 13 Prozent der Deutschen bereits einen Sprachassistenten besitzen, wollen sich 19 Prozent einen zulegen.
„Gerade jüngere Verbraucher sind es gewohnt, dass sie über ihr Smartphone schnellen Zugang zu Informationen haben und ihre Wünsche unmittelbar erfüllen können“, kommentiert Dr. Christian Wulff, der den Bereich Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland leitet. Insofern sei es nur logisch, dass eine Technologie, die genau dieses Bedürfnis stillt, den Onlinehandel nun transformiert.
„Der Erfolg von Voice Commerce im Handel hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Die Nutzung der Sprachassistenten muss unkompliziert sein und die Anforderungen an den Datenschutz erfüllen“, so Christian Wulff weiter.
Jeder Zweite ist bereits einer Influencer-Empfehlung gefolgt
Verändert haben sich durch E-Commerce auch die Werbekanäle, über die Händler potenzielle Kunden erreichen. Quer durch alle Altersgruppen sind deutsche Verbraucher zwar nach wie vor der Meinung, dass traditionelle Medien wie das Fernsehen den größten Einfluss haben (42 Prozent). Digitale Kanäle beeinflussen die Einkaufsentscheidungen jedoch immer stärker. Das gilt insbesondere für junge Verbraucher in Deutschland, für die Marketing in den sozialen Medien bereits relevanter ist als traditionelle Fernsehwerbung (33 vs. 25 Prozent). Gut die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen, die „Generation Z“, hat bereits Produkte gekauft, die von Influencern in Social Media empfohlen wurden. Drei Viertel haben auf diesem Weg von Produkten erfahren.
„Über traditionelle Kanäle, insbesondere TV-Werbung, erreicht der Einzelhandel zwar nach wie vor Teile seiner Zielgruppen. Besonders die jüngeren Generationen verbringen aber viel mehr Zeit in sozialen Medien als vor dem Fernseher. Unternehmen müssen ihre Anstrengungen auf diese Kanäle fokussieren – oder sie verlieren Gehör bei den jungen Zielgruppen.“
Christian Wulff, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland
Online-Lebensmittelhandel wächst kräftig
Der Onlinehandel mit Lebensmitteln etabliert sich. Mittlerweile kaufen 17 Prozent der Deutschen Lebensmittel auch online ein – eine Verdopplung innerhalb von drei Jahren, als der Anteil noch bei 8 Prozent lag. In Zukunft wollen 32 Prozent der Deutschen ihre Lebensmittel online besorgen – in anderen europäischen Ländern sind es sogar noch mehr: In Polen planen 58 Prozent der Verbraucher, ihre Lebensmittel online einzukaufen, in Großbritannien 47 Prozent und in Frankreich 46 Prozent.
„Deutsche Kunden sind nicht nur sehr preissensibel, sie profitieren auch von der hohen Supermarktdichte hierzulande“, so die Einschätzung von Christian Wulff. Weitere wichtige Gründe, wieso viele europäische Verbraucher Lebensmittel noch immer lieber im stationären Handel besorgen: 64 Prozent wollen die Produkte sehen und anfassen, 29 Prozent sorgen sich um die Produktqualität und 28 Prozent fühlen sich von Lieferkosten abgeschreckt. „Das macht es der Verbreitung des Online-Lebensmittelhandels schwerer, wird sie aber letztlich nicht stoppen können“, so die Prognose von Christian Wulff.
Das Bewusstsein für nachhaltiges Einkaufen steigt
Gleichzeitig ist den Verbrauchern Nachhaltigkeit beim Einkaufen immer wichtiger, egal ob digital oder vor Ort. Sie legen Wert darauf, die negativen Auswirkungen ihres Einkaufsverhaltens auf die Umwelt zu reduzieren. Insbesondere das Thema Verpackung spielt dabei eine große Rolle: 53 Prozent der Deutschen kaufen gezielt Produkte mit weniger Verpackungsmaterial. 47 Prozent vermeiden Plastik wo möglich.
Die deutschen Verbraucher kaufen nicht nur immer bewusster ein, sondern sind auch bereit, einen Aufpreis für nachhaltige Lebensmittel zu bezahlen: 59 Prozent würden für regional hergestellte Lebensmittel mehr zahlen, 49 Prozent für Bio-Produkte. 45 Prozent sind willens, einen Aufschlag für nachhaltige Verpackungen in Kauf zu nehmen. Rund ein Viertel (23 Prozent) lehnt einen Aufpreis für nachhaltige und umweltfreundliche Lebensmittel hingegen grundsätzlich ab.
„Verpackungsmaterialien müssen dort reduziert werden, wo es sinnvoll ist. Vor Übertreibungen ist allerdings zu warnen. Sobald Haltbarkeit und Lebensmittelsicherheit auf dem Spiel stehen, müssen den Verbrauchern die Vorteile einer Verpackung klar vermittelt werden, auch wenn sie aus Plastik ist.“
Christian Wulff, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland