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Retail-as-a-Service: Jungbrunnen für den stationären Einzelhandel?

In der nächsten Generation des Einzelhandels wird sich mehr um Entdeckungen drehen als um den eigentlichen Kauf der Ware.
Retail-as-a-Service: Jungbrunnen für den stationären Einzelhandel? © Pixabay / AnnaER
 
Vielerorts schließen Geschäfte oder finden keine Nachfolger. Alteingesessene Einzelhändler, Fachhändler und kleine Boutiquen verschwinden zunehmend aus dem Stadtbild. Je kleiner die Stadt, desto gravierender ist der Rückzug. Die zunehmende Verlagerung auf Online-Shopping macht den stationären Händlern zu schaffen. Die Problematik macht auch vor den Großen der Branche nicht halt. Galeria Karstadt Kaufhof geht es im Grunde nicht anders als dem inhabergeführten Geschäft. Prof. Dr. Ebbo Tücking, Fachdozent für Gründungsmanagement und Marketing an der University of Applied Sciences Europe, sagt:

"Die Städte brauchen mutige Stadtentwicklungskonzepte, die die Aufenthaltsqualität in den Mittelpunkt rücken. Vielerorts werden sich nur Teile der bisherigen Innenstadtflächen für den Einzelhandel erhalten lassen. Wichtig wird sein, dass es lokale Zentren gibt, in denen Menschen zusammenkommen können."

"Der Einzelhandel selbst braucht vor allem neue Ertragsmodelle. Mit Erfolgskennziffern wie Flächenumsätzen und Lagerumschlagsgeschwindigkeiten bei gleichzeitigem Festhalten an bestehenden Sortimentern kommt der Handel nicht mehr weiter. Wir müssen vieles ganz neu denken," so Tücking, der selbst 16 lang geschäftsführender Gesellschafter eines Einzelhandelsunternehmens war.

„Nur auf persönliche Beratung zu setzen hat sich nicht bewährt. Fleiß und Persönlichkeit bleiben zwar wichtige Erfolgsfaktoren der kleinen Player im Markt. Zu viele Kunden aber sichten und testen die Ware im Einzelhandel und kaufen dann günstiger online. Besser sind Services, die nach dem Kauf ansetzen, also nur den Erwerbern von Ware im Geschäft bzw. Stammkunden zugutekommen. Besondere Services wie zum Beispiel exklusive Testprodukte, Änderungsschneiderei, Reparatur- oder Pflegeservices machen das Geschäft zukunftsfähiger.“

Konzepte wie "Retail-as-a-Service" sollte man sich genauer anschauen. In der nächsten Generation des Einzelhandels wird sich mehr um Entdeckungen drehen als um den eigentlichen Kauf der Ware. Händler beginnen heute damit die Infrastruktur und die Werkzeuge dafür zu liefern und sich genau dafür bezahlen zu lassen. "B8ta" in den USA ist ein gutes Beispiel dafür. Multibrand Concept- oder PopUp-Stores zeigen heute, was in Zukunft zählt: Ein interessanter Produkt- oder Dienstleistung-Mix, Erlebnisse, Aufenthaltsqualität, Service und Ambiente. Unterhaltung durch Workshops oder Events unterstützen dabei den Community-Gedanken.

Eines ist sicher: Auch am Point-of-Sale wird die Digitalisierung voranschreiten. Ohne eine leistungsstarke Software- und Analyseplattform ist Handel in Zukunft nicht zu betreiben. Vielmehr sind Data Sales schon heute eine Ertragschance für den stationären Handel.

Aktuell entwickelt Prof. Dr. Tücking ein Projekt an der Hamburger HafenCity, das diesem Ansatz entspringt: "Wir werden auf 2.400 m2 Einzelhandel in Kombination mit einer Eventfläche und Erlebnisgastronomie schaffen. Im Mittelpunkt steht dabei ein vollkommen verändertes Ertragskonzept."