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Konsumklima geht leicht zurück

Einkommenserwartung auf sehr hohem Niveau stabil. Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Mai 2018.
GfK SE | 24.05.2018
Konsumklima geht leicht zurück © Pixabay / 3dman-eu
 
Die Verschärfung der geopolitischen Lage sehen die deutschen Konsumenten im Großen und Ganzen noch gelassen. Die Stimmung kann sich im Mai im Wesentlichen behaupten. Die Konjunkturerwartung bleibt unverändert und die Einkommenserwartung legt leicht zu. Dagegen muss die Anschaffungsneigung Einbußen hinnehmen. GfK prognostiziert für Juni einen Rückgang des Konsumklimas gegenüber dem Vormonat um 0,1 Zähler auf 10,7 Punkte.

Die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch den amerikanischen Präsidenten hat die Stimmung der Konsumenten nicht sonderlich beeinträchtigt. Die Konjunktur- und Einkommensaussichten zeigen sich im Mai auf gutem Niveau stabil, während die Kauflaune etwas weniger euphorisch ist. Als Konsequenz verzeichnet das Konsumklima minimale Einbußen.

Konjunkturerwartung behauptet ihr gutes Niveau


Nach dem Rückschlag im Vormonat behauptet sich die Konjunkturerwartung der Verbraucher im Mai dieses Jahres. Der Indikator zeigt keinerlei Veränderung und bestätigt damit seinen April-Wert in Höhe von 37,4 Zählern. Gegenüber dem Vorjahr ist dies noch immer ein leichtes Plus von 2,6 Punkten.

Die weitere Zuspitzung der internationalen Lage durch die einseitige Aufkündigung des Iran-Atomabkommens seitens der USA hat die Konsumenten im Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland nicht weiter verunsichert. Dies belegt die hohe Stabilität des Konjunkturindikators.

Allerdings zeigt der Verlauf des Indikators seit Anfang des Jahres, dass nach Einschätzung der Konsumenten die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland etwas nachlassen könnte. Und hier sehen sie sich durch die Realität bestätigt. Nach den ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber dem letzten Quartal 2017 um 0,3 Prozent. Dabei kamen die wesentlichen Impulse aus dem Inland in Form steigender Investitionen und Konsumausgaben. In den beiden Vorperioden stieg das Wirtschaftswachstum mit 0,7 Prozent (3. Quartal 2017) beziehungsweise 0,6 Prozent (4. Quartal 2017) noch etwa doppelt so stark.

Einkommenserwartung auf sehr hohem Niveau stabil


Die Einkommenserwartung kann ihr exzellentes Niveau weiterhin halten. Der Indikator gewinnt 0,7 Zähler hinzu und kompensiert damit die Verluste aus dem April zur Hälfte. Im Mai erreicht der Indikator 54,2 Punkte. Im Vergleich zum Vorjahr steht damit ein kleines Minus von rund vier Zählern zu Buche.

Stabile Konjunktur- und Arbeitsmarktaussichten sind die wesentlichen Stützen des Einkommensindikators. Sie sorgen für gute Einkommenszuwächse sowohl bei den Beschäftigten als auch den Rentnern, denn deren Rentenerhöhungen sind an die allgemeine Lohnentwicklung gekoppelt. Da die Inflation auch in den kommenden Monaten moderat bleiben soll, wird auch real ein Plus in den Geldbeuteln der Konsumenten ankommen.

Anschaffungsneigung mit Einbußen


Im Gegensatz zu den Konjunktur- und Einkommensaussichten erleidet die Anschaffungsneigung in diesem Monat Verluste. Mit einem Minus von 4,1 Zählern rutscht der Indikator auf 55,9 Punkte. Trotz der Einbußen ist die Anschaffungsneigung weiterhin auf einem sehr hohen Niveau und nahezu exakt auf dem Wert des Vorjahres.

Die ausgezeichnete Beschäftigungslage, geringe Angst den Job zu verlieren sowie steigende Einkommen sorgen dafür, dass die Bundesbürger weiter bereitwillig ihre Geldbeutel für Konsumausgaben öffnen. Gestützt wird dies zudem durch ein anhaltend stabiles Preisklima, wenn auch die Rohölpreise durch die geopolitische Unsicherheit zuletzt etwas gestiegen sind.

Konsumklima mit geringen Einbußen


Nach 10,8 Zählern im Mai prognostiziert GfK für Juni 2018 einen Wert von 10,7 Punkten. Damit geht das Konsumklima zum zweiten Mal in Folge leicht zurück. Das Niveau des Indikators ist aber nach wie vor gut. Deshalb bestätigt GfK seine zu Beginn des Jahres vorgenommene Prognose, wonach der reale private Konsum in diesem Jahr um etwa zwei Prozent steigen wird. Hierfür sind vor allem die überaus guten inländischen Rahmenbedingungen, wie zunehmende Beschäftigung, steigende Einkommen und moderate Inflation, verantwortlich.

Mögliche Risiken für das Konsumklima ergeben sich in erster Linie aus der geopolitischen Lage. Die Konfrontation mit Russland im Syrienkonflikt, aktuell das Aufkündigen des Iran-Atomabkommens durch den amerikanischen Präsidenten sowie drohende Handelssanktionen können die Spannungen weiter erhöhen. Vor allem eine Beeinträchtigung des Handels durch US-Sanktionen würden die Exportnation Deutschland nachhaltig treffen. In diesem Falle wäre auch das bislang gute Konsumklima in Gefahr und die guten Konsumprognosen vermutlich obsolet.

Zur Studie


Der Befragungszeitraum für die aktuelle Analyse war vom 27. April 2018 bis 14. Mai 2018. Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 durchgeführt.

Das Konsumklima bezieht sich explizit auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Der Einzelhandel macht jedoch – je nach Abgrenzung – lediglich etwa 30 Prozent der privaten Konsumausgaben aus. Der Rest sind Dienstleistungen, Reisen, Miete, Gesundheitsdienstleistungen sowie der gesamte Wellness-Bereich.

GfK prognostizierte für das vergangene Jahr 2017 einen Anstieg des privaten Konsums von mindestens 1,5 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Konsumausgaben im Jahr 2017 real um etwa 2,2 Prozent. Auch hierbei geht es nicht um die Einzelhandelsumsätze, sondern um die gesamten Konsumausgaben der Verbraucher.

Die Anschaffungsneigung ist – wie alle anderen Indikatoren auch – ein Stimmungsindikator. Sie fragt, ob die Verbraucher es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit „Ja“ beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf vorhanden sein: Der Verbraucher muss das nötige Geld für eine solche größere Anschaffung besitzen und auch eine Notwendigkeit für diese Anschaffung sehen. Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die auch ein größeres Budget erfordern.

Die Ergebnisse der Stimmungsbefragung stammen aus monatlich durchgeführten persönlichen Interviews bei etwa 2.000 Personen, die repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland sind. Dieses Befragungsinstrument unterliegt ständigen Qualitätskontrollen, vor allem auch im Hinblick auf seine Repräsentativität. Die ausgesprochen hohe Qualität dieser Erhebung zeigt sich auch daran, dass sie für Umfragen im Bereich der empirischen Rechtsforschung (z.B. Verwechslungsgefahr von Produkten) verwendet und anerkannt ist. Das heißt, die Ergebnisse haben Gutachterqualität und müssen jeweils vor Gericht standhalten.