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Festnetz weiterhin unverzichtbar

Surfen und Telefonieren per Festnetz wird es noch eine ganze Weile geben.
Mit 51 Prozent tragen Sprach- und Datenübertragungen per Festnetz aktuell noch immer den größten Teil zum Gesamtumsatz mit Telekommunikationsdiensten bei. Der Mobilfunksektor holt nur langsam auf. 2012 wurden 41,3 Prozent der Umsätze mit Funkdiensten erzielt – nur 1,7 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Das sind Ergebnisse der Studie „Branchenkompass 2013 Telekommunikation“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.

Das Festnetz-Ende wird in Abständen immer wieder vorausgesagt – ähnlich wie der Tod der SMS. Doch die Telekommunikationsdienstleister glauben an den Technologiemix aus Mobilfunk- und Festnetzlösungen. Beide Technologien werden aufeinander angewiesen sein. Jüngere Kunden werden zwar künftig weniger per Festnetz und dafür mehr über das Handy telefonieren und surfen. In der Altersgruppe der unter 30-Jährigen in Deutschland ist jeder Zweite zum Verzicht auf das Festnetz bereit. Dennoch bleibt das Festnetz die Hauptschlagader für den Transport von Daten.

Zwei wichtige lebenserhaltende Maßnahmen für das Festnetz sind Cloud Computing und der wachsende Konsum von Videos im Internet. Externe Rechenzentren werden künftig immer häufiger Daten und Programme für Unternehmen speichern, aktualisieren und pflegen. Sowohl im Download- als auch im Upload-Bereich wird der Datenverkehr zunehmen Zudem braucht das interaktive Fernsehen, das sich in den kommenden drei Jahren zunehmend durchsetzen wird, Leitungskapazitäten en masse. Die Nutzung von Videodaten wächst um fast 50 Prozent pro Jahr.

Beide Trends machen die Kupfer- und Glasfaserleitungen als Transporteur steigender Datenmengen auf Jahre unersetzlich. „Die enormen Datenflüsse durch virtuelle Lagerplätze in den Datenclouds sowie die zunehmende Multimedianutzung der Konsumenten lassen sich in der erforderlichen Bandbreite und Stabilität nicht allein über Funknetze abdecken“, sagt Reinhold Weber, Telekommunikationsexperte von Steria Mummert Consulting. „Es ist wie bei der Energiewende: Genauso wie wir für den Ausbau erneuerbarer Energien beispielsweise moderne Gaskraftwerke als Fallback-Lösung brauchen, benötigen wir für Sprach- und Datennetze den Mix aus Festnetz und LTE- und UMTS-Netzen“, so Weber.

Hintergrund
Für die Studie „Branchenkompass 2013 Telekommunikation“ führte das F.A.Z.-Institut im Auftrag von Steria Mummert Consulting qualitative Interviews mit Führungskräften ausgewählter Unternehmen der Telekommunikationsbranche. Als Auswahlkriterien dienten die Unternehmensgröße sowie eine gewisse Streuung im Hinblick auf die Gewichtung der Segmente Mobilfunk, regionale Anbieter und Kabelnetzbetreiber. Die Gespräche waren leitfadengestützt und wurden persönlich zwischen September und Dezember 2012 geführt.