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13. E12-Gipfel eröffnet

Drei Experten referierten über die Zukunft des E-Business.
Mit drei hochkarätigen Reden wurde gestern Abend der 13. E12-Gipfel eröffnet. Vor rund 140 geladenen Gästen sprachen im Konzerthaus in Karlsruhe Designer Erik Spiekermann, der Schatzmeister der Piratenpartei, René Brosig und der Managing Director der Axel Springer Digital TV Guide GmbH, Ned Wiley.

"Der E12-Gipfel blickt zurück auf eine lange Tradition des intensiven, fachlichen Austauschs zum Thema E-Business und Digitale Kommunikation zwischen Anwendungsunternehmen, marktnahen Forschungseinrichtungen und Lösungsanbietern", sagt Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer, Direktor des Institute of Electronic Business, das den Kongress ins Leben gerufen hat. Professor Schildhauer erlebte mit knapp 140 geladenen Gästen drei anregende Vorträge, mit denen der 13. E12-Gipfel am Abend im Kongresszentrum Karlsruhe eröffnet wurde. Hier haben wir die zentralen Aussagen der Redner zusammengestellt.

Ned Wiley - Die vier großen Herausforderungen für Unternehmen

Die Tendenz für die kommenden Jahre liegt offen vor uns: "Everything is smart. Everything is mobile", sagt der gebürtige Amerikaner. Dabei bestehen drei Herausforderungen für Unternehmen. Es gehe nicht darum, alle neuen Techniken möglichst schnell zu implementieren, sondern dem Kunden Orientierung zu bieten, wie er mit neuen Techniken umgehen muss. Außerdem muss ein Unternehmen Strukturen schaffen, an denen sich der Nutzer festhalten kann und, das ist die dritte Lektion, es muss Relevanz schaffen.

"All diese Lektionen sind aber nicht neu", sagt Ned Wiley. Als wichtigste neue Herausforderung sei die "Mass Customization" hinzugekommen: Heute reicht es nicht mehr, nach dem Motto "One size fits all" ein Produkt zu entwerfen. Die Kunden sind anspruchsvoller geworden und die neuen Techniken erlauben es, die Produkte direkt auf die Kunden zuzuschneiden. Dies sei besonders für Unternehmen wichtig, die im Internet agieren und ihre Produkte anbieten.

Erik Spiekermann - Seien sie überall relevant

Erik Spiekermann eröffnete seinen Vortrag mit einigen Zahlen: Im März 2011 waren knapp 46 Millionen Europäer über ihre Smartphones mit dem Internet verbunden.* Diese Zahl wird sich in den kommenden zwölf Monaten verdoppeln. Von diesen 46 Millionen Menschen definiert Erik Spiekermann nach Google drei Nutzertypen: Repetetive Now, Bored Now und Urgent Now.**

Alle drei Nutzertypen haben unterschiedliche Nutzerverhalten und Anforderungen. Deshalb sei heute nicht mehr vorhersehbar, wann wie welche Informationen konsumiert werden. Darauf müssen die Unternehmen reagieren. Erik Spiekermann definiert dafür einige Leitpunkte:

- Der Inhalt muss sich dem Kontext anpassen: Smartphones, Laptops und Tablet Computer erfordern unterschiedliche Konzepte.

- Versuchen Sie nicht den Dialog zu kontrollieren. Insbesondere auf sozialen Netzwerken gilt: Sollten Unternehmen versuchen, die Dialoge und veröffentlichten Meinungen zu kontrollieren, werden die Kunden einfach an einem anderen Ort weiterdiskutieren. Unternehmen können an den Diskussionen nur teilnehmen.

- Wenn Sie Lügen erzählen oder Ihre Seite nur mit leeren Phrasen füllen, wird das sehr schnell auf Sie zurückfallen.

- Mobile First: Entwickeln Sie Ihre Firmenauftritte und Broschüren nach dem "Mobile First"-Prinzip. Dann sind Sie gezwungen, nur relevante Informationen zu nutzen.

- Seien Sie überall relevant: Inhaltsleere Texte dürfen keinen Platz haben.

* http://moconews.net/...
** http://www.informationweek.com/...

René Brosig - Ein Leben fast ohne Geheimnisse

Oft ging die Vorstellung in den vergangenen Monaten dank WikiLeaks und Facebook durch die Medien: Werden wir in einer Welt ohne Geheimnisse leben? Der Bundesschatzmeister der Piratenpartei, René Brosig, sagt nein. Natürlich werden wir auch in Zukunft Geheimnisse voreinander haben - sei es in den klassischen Tagebüchern oder seien es Dinge, die wir niemandem erzählen.

Doch - und dafür gilt es das Bewusstsein zu schärfen - alles, was wir darüber im Internet veröffentlichen werden, wird unwiderruflich öffentlich bleiben. Dies sei natürlich auch eine Frage des Datenschutzgesetzes, das nach der Einschätzung von Brosig der aktuellen Entwicklung knapp 15 Jahre hinterher hängt. Während das aber immer wieder der zentrale Punkt aktueller Debatten sei, wird es von der Politik und Wirtschaft grundlegend keine Antwort geben auf die Gefahr des Datenminings durch Dritte. Auch wird es in Zukunft keine Bestrebungen von Wirtschaft oder Politik geben, einmal ins Netz gestellte Informationen von Nutzern wieder "zurückzuführen".

René Brosig beendete seine Rede mit einem Appell an das Publikum: "Wenn wir alle etwas ehrlicher werden, wenn wir alle etwas mehr zu uns stehen, dann sind die Jugendsünden unserer möglichen neuen Mitarbeiter, Kunden und Kinder, die wir heute öffentlich auf Facebook sehen, gleich weniger dramatisch."

Hintergrund

Der E12-Gipfel ist ein Produkt des Institute of Electronic Business und wird von der MDKK organisiert. Er findet 2011 zum 13. Mal statt. Der Kongress ist eine von führenden Unternehmen sich selbstgestaltende Initiative mit jährlich wechselnden digitalen Top-Themen. Die Partner des E12-Gipfels sind in diesem Jahr die Deutsche Lufthansa AG, die Lufthansa Systems AG, Cheil, die Daimler AG, Dassault Systèmes Deutschland, KPMG, T-Systems MMS, die Visenso GmbH, Fraunhofer IUK als Technologiepartner und der BITKOM als Verbändepartner sowie die Karlsruher Messegesellschaft KMK als Gastgeber. Zu den Medienpartnern gehören InnoVisions, die IT Mittelstand, IT Digital und der Börsen-Manager.

Als branchenübergreifendes Netzwerk bringt der E12-Gipfel jedes Jahr Anwender und Hersteller aus unterschiedlichen Unternehmen und Branchen zusammen und bietet ihnen eine Plattform für den Meinungsaustausch zu Themen aus den Bereichen eBusiness und digitale Kommunikation.