Reiseverhalten in Zeiten der Finanzkrise
Ungeachtet aller Rezessionsszenarien im Zuge der Finanzkrise werden die Deutschen ihrem Status als Konsumoptimisten Europas auch in puncto Urlaubsnachfrage gerecht. Sie sorgen derzeit für hohe Zuwächse in der Tourismusbranche.
Aktuell bescheren die deutschen Urlauber der Branche ein Umsatzwachstum von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr und liegen damit europaweit vorn. Die hohe touristische Nachfrage im deutschen Markt steht im Einklang mit dem guten Konsumklima und der großen Kauflust, die in Deutschland derzeit zu beobachten ist. In anderen europäischen Ländern fällt die aktuelle Urlaubsnachfrage indes schwächer aus: In Großbritannien beispielsweise liegen die Buchungssätze fast 5 Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Eine hohe Arbeitslosenquote, die Angst vor Jobverlust sowie eine hohe Inflation drücken auf die Konsumlaune der britischen Verbraucher. Dies macht sich bei den gebuchten Urlaubsreisen bemerkbar. Auch die Niederländer zeigen sich zurückhaltender: die Touristikumsätze liegen im niederländischen Markt 2 Prozent unter dem Vorjahr. Angesichts eines wachstumsstarken Vorjahrs in Europa dürfen die aktuell messbaren Umsatzrückgänge allerdings nicht überbewertet werden.
Urlaub hat hohen Stellenwert
Die Tourismusbranche ist von wirtschaftlichen Krisen oder allgemeiner Konsumzurückhaltung weniger stark betroffen als andere Branchen. Dies gilt für ganz Europa, wie eine GfK-Studie zum Thema "Sparen im Alltag in Europa" aus dem Krisenjahr 2009/10 zeigte. Lediglich 29 Prozent der Befragten gaben an, an ihrem Urlaub zu sparen. Dagegen schränkten sich 38 Prozent von ihnen eher bei den Ausgaben für Lebensmittel und Getränke oder Bekleidung und Schuhe ein. "Auf ein emotionales Produkt wie Reisen wird nur sehr ungern verzichtet. Urlaub genießt einen hohen Stellenwert, dieses zeigen die Erfahrungen aus der vergangenen Wirtschaftskrise", resümierte Matthias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der GfK, in seiner Keynote Speech auf der Reisemesse ITB in Berlin. So hatte die Rezession im Jahr 2009 auf den deutschen Reisemarkt nur verhaltene Auswirkungen: Die Ausgaben für vorgebuchte Urlaubsreisen ab einer Übernachtung sanken um 2 Indexpunkte – und legten dafür im Folgejahr überproportional stark wieder zu.
Allerdings verhalten sich die einzelnen Zielgruppen in Krisenzeiten sehr unterschiedlich. Als weitgehend krisenresistent haben sich aufgrund ihres fixen Einkommens Rentner erwiesen. Dasselbe gilt für berufstätige Singles, deren Einkommen nur für einen 1-Personen-Haushalt reichen muss. Sie sorgten während der Wirtschaftskrise im Touristikjahr 2009/10 sogar noch für Umsatzzuwächse. Andere sind stärker betroffen und schränken sich auch mehr ein. Hierzu zählen Geringverdiener und Berufseinsteiger aufgrund ihres unsicheren Einkommens, aber auch junge Familien mit Verantwortung für Kinder. Bei ihnen waren Rückgänge zwischen 9 und 15 Prozent zu beobachten. Vielmehr verändert sich in einer Wirtschaftskrise das allgemeine Urlaubsverhalten: Der Haupturlaub bleibt mit einer etwas kürzeren Dauer erhalten, auf zusätzliche Kurzreisen wird dagegen eher verzichtet. Gefragt sind in Krisenzeiten vor allem Inlandsreisen und All-inclusive-Produkte, die bei den Reiseausgaben für Planungssicherheit sorgen.
Touristische Auswirkungen von Krisen
Während sich Urlauber in einer Wirtschaftskrise zwar bei der Art oder Länge ihres Urlaubs Einschränkungen auferlegen, jedoch nicht grundsätzlich darauf verzichten, reagieren sie sensibel auf Krisennachrichten aus den Urlaubsländern. Das bekam im vergangenen Jahr Ägypten zu spüren. So führten im Februar 2011 während der Unruhen des Arabischen Frühlings mehr Stornierungen als Neubuchungen im deutschen Markt zu einer negativen Umsatzbilanz. Bereits in den Sommermonaten erreichten die Buchungsumsätze für Ägypten jedoch schon fast wieder ihr Vorjahresniveau – bis im Herbst die Unruhen erneut aufflammten und für Buchungsrückgänge sorgten. Inzwischen erholt sich die Nachfrage für die Sommersaison 2012 zwar leicht, die Urlaubsumsätze für Ägypten liegen aber immer noch deutlich unter dem Niveau vor Ausbruch der Unruhen. Von der Ägypten-Schwäche können vor allem die Kanaren, die Türkei, sowie die Vereinigten Arabischen Emirate profitieren. Und eines haben auch hier die Erfahrungen der Vergangenheit gelehrt: Verschwindet ein Krisenthema aus den Nachrichten, erholt sich auch die touristische Nachfrage für das Urlaubsland erstaunlich schnell.
Über die GfK
Die GfK ist eines der größten Marktforschungsunternehmen weltweit. Ihre mehr als 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erforschen, wie Menschen leben, denken und konsumieren. Dabei setzt die GfK auf permanente Innovation und intelligente Lösungen. So liefert die GfK in über 100 Ländern das Wissen, das Unternehmen benötigen, um die für sie wichtigsten Menschen zu verstehen: ihre Kunden. Im Jahr 2010 betrug der Umsatz der GfK 1,29 Milliarden Euro.
Aktuell bescheren die deutschen Urlauber der Branche ein Umsatzwachstum von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr und liegen damit europaweit vorn. Die hohe touristische Nachfrage im deutschen Markt steht im Einklang mit dem guten Konsumklima und der großen Kauflust, die in Deutschland derzeit zu beobachten ist. In anderen europäischen Ländern fällt die aktuelle Urlaubsnachfrage indes schwächer aus: In Großbritannien beispielsweise liegen die Buchungssätze fast 5 Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Eine hohe Arbeitslosenquote, die Angst vor Jobverlust sowie eine hohe Inflation drücken auf die Konsumlaune der britischen Verbraucher. Dies macht sich bei den gebuchten Urlaubsreisen bemerkbar. Auch die Niederländer zeigen sich zurückhaltender: die Touristikumsätze liegen im niederländischen Markt 2 Prozent unter dem Vorjahr. Angesichts eines wachstumsstarken Vorjahrs in Europa dürfen die aktuell messbaren Umsatzrückgänge allerdings nicht überbewertet werden.
Urlaub hat hohen Stellenwert
Die Tourismusbranche ist von wirtschaftlichen Krisen oder allgemeiner Konsumzurückhaltung weniger stark betroffen als andere Branchen. Dies gilt für ganz Europa, wie eine GfK-Studie zum Thema "Sparen im Alltag in Europa" aus dem Krisenjahr 2009/10 zeigte. Lediglich 29 Prozent der Befragten gaben an, an ihrem Urlaub zu sparen. Dagegen schränkten sich 38 Prozent von ihnen eher bei den Ausgaben für Lebensmittel und Getränke oder Bekleidung und Schuhe ein. "Auf ein emotionales Produkt wie Reisen wird nur sehr ungern verzichtet. Urlaub genießt einen hohen Stellenwert, dieses zeigen die Erfahrungen aus der vergangenen Wirtschaftskrise", resümierte Matthias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der GfK, in seiner Keynote Speech auf der Reisemesse ITB in Berlin. So hatte die Rezession im Jahr 2009 auf den deutschen Reisemarkt nur verhaltene Auswirkungen: Die Ausgaben für vorgebuchte Urlaubsreisen ab einer Übernachtung sanken um 2 Indexpunkte – und legten dafür im Folgejahr überproportional stark wieder zu.
Allerdings verhalten sich die einzelnen Zielgruppen in Krisenzeiten sehr unterschiedlich. Als weitgehend krisenresistent haben sich aufgrund ihres fixen Einkommens Rentner erwiesen. Dasselbe gilt für berufstätige Singles, deren Einkommen nur für einen 1-Personen-Haushalt reichen muss. Sie sorgten während der Wirtschaftskrise im Touristikjahr 2009/10 sogar noch für Umsatzzuwächse. Andere sind stärker betroffen und schränken sich auch mehr ein. Hierzu zählen Geringverdiener und Berufseinsteiger aufgrund ihres unsicheren Einkommens, aber auch junge Familien mit Verantwortung für Kinder. Bei ihnen waren Rückgänge zwischen 9 und 15 Prozent zu beobachten. Vielmehr verändert sich in einer Wirtschaftskrise das allgemeine Urlaubsverhalten: Der Haupturlaub bleibt mit einer etwas kürzeren Dauer erhalten, auf zusätzliche Kurzreisen wird dagegen eher verzichtet. Gefragt sind in Krisenzeiten vor allem Inlandsreisen und All-inclusive-Produkte, die bei den Reiseausgaben für Planungssicherheit sorgen.
Touristische Auswirkungen von Krisen
Während sich Urlauber in einer Wirtschaftskrise zwar bei der Art oder Länge ihres Urlaubs Einschränkungen auferlegen, jedoch nicht grundsätzlich darauf verzichten, reagieren sie sensibel auf Krisennachrichten aus den Urlaubsländern. Das bekam im vergangenen Jahr Ägypten zu spüren. So führten im Februar 2011 während der Unruhen des Arabischen Frühlings mehr Stornierungen als Neubuchungen im deutschen Markt zu einer negativen Umsatzbilanz. Bereits in den Sommermonaten erreichten die Buchungsumsätze für Ägypten jedoch schon fast wieder ihr Vorjahresniveau – bis im Herbst die Unruhen erneut aufflammten und für Buchungsrückgänge sorgten. Inzwischen erholt sich die Nachfrage für die Sommersaison 2012 zwar leicht, die Urlaubsumsätze für Ägypten liegen aber immer noch deutlich unter dem Niveau vor Ausbruch der Unruhen. Von der Ägypten-Schwäche können vor allem die Kanaren, die Türkei, sowie die Vereinigten Arabischen Emirate profitieren. Und eines haben auch hier die Erfahrungen der Vergangenheit gelehrt: Verschwindet ein Krisenthema aus den Nachrichten, erholt sich auch die touristische Nachfrage für das Urlaubsland erstaunlich schnell.
Über die GfK
Die GfK ist eines der größten Marktforschungsunternehmen weltweit. Ihre mehr als 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erforschen, wie Menschen leben, denken und konsumieren. Dabei setzt die GfK auf permanente Innovation und intelligente Lösungen. So liefert die GfK in über 100 Ländern das Wissen, das Unternehmen benötigen, um die für sie wichtigsten Menschen zu verstehen: ihre Kunden. Im Jahr 2010 betrug der Umsatz der GfK 1,29 Milliarden Euro.