Zauberwort Corporate Social Responsibility
In wohlhabenden Staaten verlangen Kunden mehr als funktionierende, gut schmeckende und preiswerte Produkte. Sie wollen mit gutem Gewissen genießen. Fairer Handel, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit werden entscheidend für den Kauf. Damit wird es für Unternehmen immer wichtiger, soziale Verantwortung für das Wohl der gesamten Gesellschaft zu übernehmen. Ob Geldspenden an eine örtliche Kindertagesstätte, Freistellung von Mitarbeitern für ehrenamtliche Tätigkeiten oder Umweltschutzmaßnahmen – immer mehr Unternehmen setzen sich unter dem Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR) für die Verbesserung des wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Umfeldes ein.
Verwurzelt in der Unternehmenskultur
Zentrale Säulen aller CSR-Aktivitäten sind die Freiwilligkeit und der Verzicht auf die Vorgabe konkreter Handlungsleitlinien durch den Gesetzgeber. CSR ist mehr als nur ein Paket zusammenhangloser Einzelmaßnahmen. Es stellt einen Führungsanspruch dar, der fest in der Unternehmenskultur verankert und auf allen Ebenen des Unternehmens akzeptiert und gelebt wird. Vom Rohstoffeinsatz in der Produktion über familienfreundliche Arbeitszeiten bis hin zum bürgerschaftlichen Engagement: Handlungsfelder für CSR gibt es viele. Sie beginnen dort, wo die gesetzlichen Vorschriften enden und erstrecken sich über die gesamte Wertschöpfungskette. Wo ein Unternehmen Verantwortung beweist, ist seine Sache. Jede Branche steht dabei vor besonderen Herausforderungen: Für die Automobilindustrie zählt eine verbesserte Klimaverträglichkeit der Fahrzeuge zu den wichtigsten Aufgaben, während der Handel seine Sortimentspolitik und die Textilwirtschaft die Arbeitsbedingungen ihrer Zulieferer im Blick haben.
Einer der Pioniere in Deutschland beim CSR ist Betapharm: Betapharm wollte sich von anderen Unternehmen abheben und rief bereits vor zehn Jahren einen umfassenden kostenlosen Service für Eltern chronisch kranker Kinder ins Leben. Außendienstarbeiter geben an Ärzte Listen mit Selbsthilfegruppen weiter, betroffene Personen können sich über eine Hotline informieren und vieles mehr. Nicht nur das Unternehmen gab Geld für einen guten Zweck aus, auch die Mitarbeiter, die stolz auf das Engagement von Betapharm waren, brachten sich für die Sache ein. Das zog weitere Kreise: Ärzte, die normalerweise nicht mit Vertretern von Generika-Herstellern reden würden, machten für Betapharm eine Ausnahme, stellten wiederum ihre Netzwerke zur Verfügung.
Kinderarbeit, nein danke!
Kinderarbeit – kein Unternehmen will damit in Zusammenhang gebracht werden. Sie haben erkannt, dass sie im Sinne von CSR Verantwortung dafür tragen, wenn Missstände bei ihren Zulieferern oder Tochterbetrieben auftreten. Bayer ist bereits seit einigen Jahren im Kampf gegen Kinderarbeit in Indien engagiert. Das Leverkusener Unternehmen kontrolliert, dass bei der Herstellung von Saatgut ihrer indischen Tochter Proagro keine Kinder eingesetzt werden. Zugleich hilft Proagro den Kleinbauern beim Erhalt zinsgünstiger Kredite durch lokale Banken. So kann die Schuldenlast der Bauern gesenkt werden, ohne dass ihre Kinder für die Tilgung der aktuellen Schulden arbeiten müssen. Diese CSR-Maßnahmen überzeugte auch einen kritischen norwegischen Staatsfonds, in Bayer-Papiere zu investieren...
Nike geht so weit, in seine Nachhaltigkeitsreports die Missstände in seinen Zulieferbetrieben – und die Fortschritte bei der Beseitigung – gnadenlos zu dokumentieren. In Dutzenden von Fabriken, so ist dort nachzulesen, gehören Kinderarbeit zur Tagesordnung. Warum gibt sich Nike die Blöße? Damit macht sich Nike zu seiner eigenen Nichtregierungs-Organisation und nimmt Kritik von außen den Wind aus den Segeln. Ähnlich geht auch adidas vor: Adidas, stets im Blick kritischer Verbraucher, ist zusammen mit GAP und H&M der Better Cotton-Initiative beigetreten, die sich Gewässerschutz und Pestizidreduktion beim Baumwollanbau auf die Fahne geschrieben hat. 2008 kommt zudem die Adidas Green-Linie auf den Markt.
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