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SAP: Anwender beeinflussen Entwicklung

Finanzieller Invest sichert Kerngeschäft
susensoftware | 06.10.2010
Aachen, 06.10.2010 – SAP versucht, die eigene Kundschaft für Zukunftsmodelle wie Business byDesign zu begeistern. Die Kunden hingegen fordern eine stärkere Konzentration aufs Kerngeschäft: qualitativ bessere Software und Wartung, mehr Transparenz im Lizenzdschungel. Mit einer finanziellen Beteiligung an der SAP AG könnten die Anwender die Entwicklung der Produkte direkt beeinflussen – und zugleich eine etwaig unerwünschte Übernahme abwenden.

Die Forderungen, die viele SAP-Anwender an den Walldorfer Software-Giganten richten, sind schon lange bekannt und nachvollziehbar: Die Programme und Landschaften sollen vereinfacht, Support- und Lizenzmodelle flexibler gestaltet und Probleme zügiger behoben werden. Statt auf solch pragmatische Verbesserungen konzentriert sich SAP in letzter Zeit jedoch auf visionäre Ideen; dabei kommen Modelle wie In-Memory und Cloud Computing bei den Kunden kaum an.* „Eine Rückbesinnung aufs Kerngeschäft würde den Kunden mehr bringen als Visionen, mit denen man sich von den konkreten Problemen der Basis wegbewegt“, so Axel Susen, Geschäftsführer von susensoftware. „Würde SAP morgen nur noch Zukunftsmodelle wie Business ByDesign unterstützen, bliebe bei vielen großen deutschen Unternehmen der Betrieb stehen.“

SAP-Anwender können den zukünftigen Kurs jedoch auch selbst mitbestimmen. Zum einen können sie sich aktiv in Anwenderforen beteiligen und so frühzeitig Informationen erhalten sowie einen gewissen Druck auf den Hersteller ausüben. Doch speziell über den Kauf von Firmenanteilen in Form von Aktien lässt sich nicht nur die Zukunft der SAP, sondern auch die der SAP-Produkte direkt beeinflussen – und damit sicherstellen, dass sich diese wieder an den Kundenwünschen orientieren. Zudem kann über Aktien vermieden werden, dass SAP durch die Konkurrenz oder fremde Finanzinvestoren übernommen wird. Diese Aktivitäten könnten auch über die DSAG koordiniert werden.

SAP-Anwender: Angst vor Übernahme

Als ewige Kandidaten für eine Übernahme gelten dabei Microsoft und IBM: Bereits 2003 habe Microsoft mit den SAP-Gründern über eine Übernahme diskutiert, erklärt SAP-Mitbegründer Klaus Tschira. Die Berufung von Ex-SAP-Chef Léo Apotheker und Ex-Oracle Präsident Ray Lane an die Spitze von HP entflammt weitere Übernahme-Diskussionen. Laut Rolf Morrien, Chefredakteur des Blogs ‚Morriens Schlussgong’, habe HP Geld und Expansionswillen genug: „Mit SAP würde ein großer Spieler der Software-Branche in den HP-Konzern eingegliedert, der die Wettbewerbs-Position stärkt und die Angebots-Lücke bei HP schließen würde.“ HPs Konkurrenten würden einen solchen Zusammenschluss verständlicherweise fürchten und den SAP-Aktionären ein eigenes Übernahmeangebot unterbreiten. Fazit: „Die Eigenständigkeit von SAP [könnte] bald Geschichte sein.“* Die Konsequenzen für die SAP-Anwender wären jedoch kaum abzusehen. „Zukünftige Veränderungen im Management wären nicht mehr kalkulierbar, wenn HP SAP aufkauft“, erklärt Susen dazu. „Man darf nicht vergessen, dass Apotheker nach 20 Jahren SAP eine Menge Know-how und Emotionen mitbringt.“

Nach Ansicht von Susen sei dies aber nicht einmal das schlimmste Szenario: Besonders die Übernahme durch fremde Finanzinvestoren, denen es nur um das schnelle Geld gehe, sei zu befürchten. „Finanzinvestoren könnten die Anwender noch mehr zur Kasse bitten, wenn sie erst verstehen würden, wie abhängig die Industrie von SAP ist“, so Susen. „Wir brauchen eine unabhängige SAP: Für die Anwender ist das wichtig, damit ihre IT-Landschaft weiter stabil läuft; für uns, damit unsere Kunden auch weiterhin gebrauchte Software einsetzen können.“ Auch laut Morrien wäre es ein Rückschritt für die gesamte deutsche Wirtschaft, „wenn der größte heimische Softwarehersteller seine Eigenständigkeit verliert.“
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