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EM 2008 – mobil und live dabei!

Mobiles TV geht an den Start. Pünktlich zur EM 2008 wird eine neue Technologie zur Verfügung stehen.
Otmar Ehrl | 26.05.2008
Die Handybranche hat schon viele Trends kommen und gehen sehen. Gerade für die Anbieter ist es da nicht immer einfach vorauszusagen, welche Technologie vom Konsumenten angenommen wird. Bei mobilem Fernsehen ist sich die Branche jedoch einig, dass sie das Zeug zur Zukunftstechnologie besitzt. Letztes Jahr noch als Nischenprodukt belächelt, kommt nun massiv Bewegung in den Markt. Zur Fußball EM wollen in Deutschland Vodafone, T-Mobile und O2 DVB-T am Handy präsentieren. In Österreich sowie in der Schweiz soll das alternative Format DVB-H an den Start gehen. Im Mai 2008 hat auch der US-amerikanische Mobilfunkbetreiber AT&T Wireless einen Mobile TV Service gelauncht, dies war ein wichtiger Impuls für Europa. Hierzulande befindet sich Mobile TV noch in der fieberhaften Vorbereitungsphase. Nur in Italien ist die kommerzielle Nutzung der DVB-H Dienste bereits möglich. In weiteren europäischen Ländern erfolgt der Sendestart zur Europameisterschaft.

Während reines Video on Demand seit fast einem Jahrzehnt entwickelt und gepusht wird, eröffnet der Trend zu all-IP (Internet Protokoll) neue Möglichkeiten für interaktives mobiles Fernsehen. Video on Demand brachte dem Nutzer eine größere zeitliche Unabhängigkeit. Man muss nicht pünktlich um 20.15 Uhr vor dem Fernseher sitzen, sondern wählt den Programmbeginn nach seinem eigenen Zeitplan. Interaktives mobiles Fernsehen wird dem Nutzer die Freiheit geben, ortsunabhängig fernzusehen, direkt auf die Programmplanung Einfluss zu nehmen und sich an laufenden Sendungen zu beteiligen, ohne auf ein zweites Übertragungsmedium zurückgreifen zu müssen. Auch On-Demand-TV Services im neuen Format werden nur eine Frage der Zeit sein.

Mobil und interaktiv

Für die Konsumenten ist, laut einer aktuellen Studie der Firma Benmark, die Möglichkeit der interaktiven Nutzung von Mobile TV der interessanteste Punkt. Durch neue Browser-Software, wie der Broadlet™ Technologie, ist es dann möglich, während des mobilen Fernsehempfangs aktiv, live und in Echtzeit an Votings oder Quizshows teilzunehmen. Für die EM 2008 bedeutet dies, dass der Sportfan Fußballspiele live auf dem Handy verfolgen und gleichzeitig über ein Voting zum Spielverlauf an einem Gewinnspiel teilnehmen kann. In der Spielpause ist es für den Nutzer möglich über Timeshift live Sequenzen nochmals abzuspielen, Torhighlights auf sein mobiles Telefon zu laden und mit der Community zu chatten.

Hohes Marktpotenzial

Neben Sportvermarktern und Werbeunternehmen fühlt sich vor allem das Musikbusiness von dem neuen Angebot und den Technologien für die Umsetzung von interaktiven Formaten angesprochen. Das zeigte auch das Interesse an der ersten interaktiven Mobile TV Plattform (BMCO Interactivity Platform), einem gemeinsamen Testlaufs von Vodafone, Nokia, Philips und Universal Studio Networks. Dieses Projekt übertrug erstmals weltweit interaktives mobiles Fernsehen und zeigte das Potential der neuen TV Services.

Mit einer solchen Plattform können beispielsweise Musiksender auf dem Handy interaktiv werden. Communities können live Musik Clips bewerten, Charts erstellen und ihr eigenes Programm promoten. Datensysteme verknüpfen die Musikratings mit aktuellen Hintergrundinformationen zu Stars, Songs und Alben. Gekauft werden können die Songs gleichzeitig über Mobilfunk. Adaptierte Sendungen wie „Get The Clip“ von Viva Plus sind in dem Trial erfolgreich getestet worden.

Europäischer Standard

Übertragen wird das neue Mobile TV in den Standards DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestrial) und der mobilen Variante DVB-H (Digital Video Broadcasting-Handhelds). Auf den ersten Blick sind die Funktionen ähnlich wie das auf dem Mobilfunkformat UMTS basierende Mobile TV. Während hier jedoch Programme einzeln mit UMTS-Handys abgerufen werden, soll der Nutzer mit der neuen DVB-T/H Technologie ohne Wartezeit per Klick durch bis zu 40 live TV- und Datenkanäle zappen können.

Der DVB-H Standard wurde von der Europäischen Union vor kurzem als einheitlicher Standard vorgegeben. Der Vorteil soll hier vor allem in der schnelleren Übertragung und dem geringeren Stromverbrauch liegen. Bei der Nutzung von DVB-T hingegen entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Programme. Der Vorteil eines einheitlichen Standards ist für die Nutzer vor allem, dass sie mit dem Handy oder anderen mobilen Geräten jederzeit und überall in Europa fernsehen können.

Neue Märkte schaffen

Auch für die Wirtschaft ist interaktives Mobile TV eine spannende Zukunftstechnologie. So zeigt auch die Benmark-Studie, dass vierzig bis sechzig Prozent der Handybesitzer in Deutschland an den neuen Diensten interessiert sind und sich vorstellen können, dafür im Monat zwischen 5 und 12 Euro auszugeben. Bis 2012 sollen in Deutschland drei Millionen Menschen Mobile TV nutzen und einen Umsatz von 180 Millionen Euro generieren. Die Erlöse würden primär durch Abonnement-Gebühren mit einem Anteil von etwa 80 Prozent erzielt werden. Die größten Gewinne werden jedoch aus mobilen Broadcast-Diensten erst durch Werbung, On-Demand-Services und Shopping-Angeboten erwirtschaftet, so die Studie.

Mobile TV kommt gerade zur richtigen Zeit, denn der Telekommunikations- und Medienmarkt befindet sich im Umbruch. Sowohl die Inhalteanbieter als auch die Distributions- und Gerätehersteller bemühen sich um neue Marktanteile. Denn wie schon vor einigen Jahren prognostiziert, lässt sich mit den reinen Gesprächskosten kein großer Profit mehr erwirtschaften. Telekommunikationsanbieter suchen und testen deshalb neue Geschäftsmodelle und Serviceideen im sich immer stärker fragmentierenden digitalen Markt.

Der größte Nutzen der Mobile TV Technologie liegt für die Anbieter darin, das Publikum mit Massenmedien zu versorgen und ihm gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, unmittelbar und individuell auf ihre Services zu reagieren, Käufe und Buchungen abzuschließen und Produkte für die anderen Serviceuser zu bewerten. Die neuen digitalen mobilen Übertragungsmedien beflügeln die Kreativität der Anbieter. Mit ihnen werden interaktive TV-Player und Services und deren Aussendung auf Smart-Phones, Notebooks, Navigationsgeräte, TV-Sets, Settop-Boxen und PCs möglich. Der neue Broadlet™ Browser erzeugt zum Beispiel Video, Text und Grafiken in Realtime entsprechend der Performance der empfangenden Endgeräte. TV und Zusatzfunktionen wie Ticker, Internet, Content Download oder Telefonanrufe sind gleichzeitig nutzbar.

Durch Mobiles Fernsehen und die neueste Handygeneration werden neuartige Services entstehen, die beispielsweise die Bereiche Lernen und Freizeit verschmelzen lassen. Das wird auch zu spannenden Synthesen zwischen Vermarktern und Anbietern führen. Gefragt sind innovative Lösungen, die von den Service Anbietern und Machern flexibel und einfach in ihre Workflows integriert werden können.

Das größte Risiko des Marktes liegt in der Gefahr, den Endnutzer durch mangelhafte oder fehleranfällige Produkte zu enttäuschen. Die Kunden wollen ihre mobilen Geräte nicht nur genauso einfach und preiswert managen wie ihre Notebooks, PCs oder Media Stations, sondern mit ihnen überraschend attraktive und bedienfreundliche Services empfangen. Unkomplizierte Interaktivität, schnelles und kosteneffektives Servicelabeling, Plattformen übergreifend nutzbare Services und neue Preismodelle werden die Kunden überzeugen.


Zur Autorin:
Frau Dr. Silvia Kienberger ist bei Benmark Managing Consultant im Bereich Mobile Content und ist Expertin im Bereich IP-basierter Technologien für die Medienintegration auf portablen Devices. Dr. Kienberger hat für Vodafone die Entwicklung der ersten interaktiven TV Plattform weltweit geleitet, über die zum ersten Mal weltweit, in einem Mobile Trial von Vodafone, Nokia, Philips und Universal Studio Networks interaktive Mobile TV Services vorgestellt. Bei der Benmark leitet Dr. Kienberger die Business Unit Mobile Content und betreut u. a. die strategischen und technischen Studien zum Thema Mobile TV.




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Mit der Benmark University wurde im letzten Jahr eine Plattform geschaffen, die es sich als Ziel gesetzt hat, Wissen, Methoden und Ideen zur professionellen Bewältigung des Berufsalltags zu vermitteln und ihre Besucher zu Könnern auszubilden.
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