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Der Markt für IT-Services im Jahr 2007

Marktkonsolidierung in diesem Segment wahrscheinlich. Die Preise im IT-Dienstleistungsmarkt rutschen weiter in den Keller
Berlecon Research GmbH | 14.12.2006

Wird 2007 das Jahr des "massiven" Umbruchs am IT-Services-Markt, wie manche Auguren beim Blick in die Glaskugel in regelmäßiger Abfolge seit dem Ende des Dotcom-Booms verkünden? Tatsächlich scheinen die Zutaten für eine Marktkonsolidierung in diesem Segment angerichtet. Auf der einen Seite beobachten wir, dass die Preise im IT-Dienstleistungsmarkt insgesamt – trotz Konjunkturaufschwung – weiter ihr Dasein im Keller fristen. Hinzu kommt, dass nach den Kürzungen in den vergangenen Jahren die IT-Budgets derzeit nur moderat steigen. Mit anderen Worten: Der Kuchen, den es zu verteilen gibt, ist klein und dürfte auch in den nächsten Jahren nur wenig wachsen.

Auf der anderen Seite registrieren wir eine zunehmende Zahl von Anbietern, die sich um den Kuchen streiten. Da sind zum einen Hard- und Softwareanbieter sowie Reseller, die angesichts der schon fortgeschrittenen Konsolidierung in Ihren angestammten Märkten ihr Heil zunehmend im Services-Umfeld suchen. Hinzu kommen verstärkt ausländische IT-Services-Anbieter, die bislang vorwiegend auf reiferen Märkten wie in den USA oder Großbritannien präsent waren, im deutschen Markt aber noch ungehobenes Potenzial vermuten.

Jüngstes Beispiel für das ambitionierte Vorgehen dieser Player ist der Kauf von TDS durch Fujitsu Services. Die Manager des japanischen IT-Services-Riesen, der hier in Deutschland bislang eher ein "sleeping giant" war, machten eine klare Kampfansage: Sie wollen unter die Top-3 in Deutschland.

Und nicht zu vergessen – die Inder. Sie zeigten zwar bislang Schwierigkeiten bei der Etablierung im kontinentalen Europa, aber sie lernen. Clevere Personalentscheidungen, wie die Anstellung von Carol Wilson, vormals CIO bei SAP und nun an Bord bei Tata Consultancy Services Europe, dürften diesen Lernprozess noch beschleunigen.

Und klar: Wenn sich eine wachsende Zahl von Anbietern um einen begrenzten Kuchen streiten, profitiert der Bäcker … und das sind in diesem Fall die Kunden. Die zunehmend selektive Vergabe von Outsourcing-Verträgen bei kürzeren Vertragslaufzeiten ist eine logische Folge dieser Entwicklung. Schließlich dürften mit steigendem Selbstvertrauen und zunehmender Erfahrung der Outsourcing-Kunden auch die Anforderungen an die Provider wachsen. Mit "Alles Commodity" werden sich viele Kunden nach zum Teil durchwachsenen Erfahrungen während der ersten Outsourcing-Welle nicht mehr abspeisen lassen.

Einen "massiven" Umbruch der IT-Services-Landschaft oder gar ein "IT Services 2.0" erwarten wir trotzdem auch im Jahr 2007 nicht. Die IT-Dienstleistungsindustrie macht eine Reifeprozess hin zur Industrialisierung durch – wie andere Industriesektoren schon davor. Damit verbunden sind stärkerer Wettbewerbs- und Kostendruck sowie eine fortschreitende Konsolidierung. Dies ist jedoch weniger eine Revolution, als vielmehr ein andauernder Prozess.

So überrascht es auch nicht, dass die fünf Empfehlungen, die wir gern den CEOs der IT-Services-Anbieter aus deutschen Landen mit unter dem Weihnachtsbaum legen wollen, nicht gänzlich neu sind:

1. Themen identifizieren und besetzen, die Wachstum und höhere Preise versprechen: Tatsächlich sind nicht alle Tätigkeiten gleichermaßen vom anhaltenden Preisdruck betroffen, das zeigt die Marktanalyse IT Services 2006 von Berlecon Research. Bei einigen Themen werden die Kunden auch 2007 auf Granit beißen, wenn sie den Provider um einen Preisnachlass bitten. Das Augenmerk der Provider sollte im nächsten Jahr verstärkt darauf liegen, solche Themen zu identifizieren und zu besetzen. Aktuelle technische Entwicklungen in den Bereichen SOA, Identity Management oder Virtualisierung sind da sicher heiße Kandidaten.

2. Erschließung neuer Märkte und Kundengruppen vorantreiben: Die Marktanalyse IT Services 2006 zeigt auch, dass das Potenzial bei der Erschließung neuer Absatz- und Bezugsmärkte gerade im internationalen Geschäft bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Die Mehrzahl der Provider agiert nach wie vor ausschließlich auf dem deutschen Markt. Der Druck hin zur Internationalisierung wird sich nach unserer Meinung 2007 noch verschärfen. Treiber dieser Entwickung sind sowohl die internationale Konkurrenz als auch die Kunden selbst, die immer mehr globale Unterstützung einfordern. Die Unterstützung bei der Erschließung neuer Märkte könnte auch ein gewichtiges Argument bei der Gewinnung von Mittelstandskunden werden. Denn sicher wird diese Gruppe auch 2007 wieder Begehrlichkleiten bei großen IT-Services-Anbietern wecken.

3. Personalstamm um- und aufbauen: Der Aufbau einer geeigneten Personalstruktur muss 2007 auf der Agenda noch weiter nach oben rutschen. Schließlich braucht es für die Erschließung neuer Themen und Märkte geeignete Fachkräfte. Experten zu akquirieren und ans Unternehmen zu binden war schon während der vergangenen Jahre ein schwieriges und teures Unterfangen. Die andauernde Konjunkturerholung wird dieses Vorhaben noch erschweren. Alternativen sind Investitionen in Ausbildung und Umschulung. Der Personalmanager muss sich deshalb verstärkt mit der Frage beschäftigen, wie er die Diamanten im eigenen Unternehmen schleifen kann.

4. Standardisieren, Automatisieren, Pakete bilden: Ziel der oben genannten Maßnahmen ist es, dem verstärkten Wettbewerb durch Erschließung von Nischen auszuweichen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, an der eigenen Kostenschraube zu drehen und sich zu dem zu entwickeln, was heute bereits einige Provider propagieren: eine IT-Services-Fabrik. Das Vorantreiben der Standardisierung bei der Serviceerbringung und das Schnüren von Paketen ist jedoch nicht so trivial, wie es auf dem Reißbrett aussieht. Eine ganzheitliche Strategie, die bei der Unterstützung des Top-Managements anfängt und bis zum Vertrieb reicht, ist bislang eher die Ausnahme als die Regel. Eine wesentliche Herausforderung wird es sein, den Kunden die Vorteile standardisierter Services-Pakete zu vermitteln.

5. Flexible Providermodelle bewerben: Ob als On-Demand, Utility oder Dynamics Services – die Angebote der Provider, die eine flexible Bereitstellung von Applikationen oder IT-Infrastruktur-Komponenten versprechen, werden und sind z.T. schon erwachsen. Einziges Problem ist, dass nach Jahren der verkündeten Visionen, die Kunden schon gar nicht mehr glauben wollen, dass IT aus der Steckdose auch funktionieren kann. So dürften die Provider 2007 verstärkt damit beschäftigt sein, die Kunden von der Funktionstüchtigkeit solcher Lösungen zu überzeugen.

Wir freuen uns darauf, Sie bei der Umsetzung der oben angesprochenen Themen auch im nächsten Jahr zu unterstützen – wie gewohnt sachlich und ohne Verkündung medienwirksamer Umbruchsszenarien.

Dr. Andreas Stiehler (as@berlecon.de)
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