print logo

Cyberstalking: Wie wir unsere Mitmenschen online ausspionieren

Facebook, Instagram und Twitter sind die beliebtesten Social-Media-Apps, um im Internet zu spionieren
Michael Wood, CMO | 11.05.2022
Wie verbreitet Online-Stalking ist, zeigt eine vom SASE-Spezialisten Versa Networks in Auftrag gegebene Umfrage. © Pixabay
 

Das Phänomen „Stalking“, bei dem eine Person gegen deren Willen wiederholt und teils widerrechtlich verfolgt und zum Teil bedroht wird, gibt es vermehrt auch im Internet. Vom sogenannten „Cyberstalking“ spricht man, wenn jemand das Internet oder andere Technologien dazu nutzt, um sich online an eine andere Person „heranzuschleichen" diese auszuspionieren und Informationen über sie zu sammeln. Im Visier stehen dabei meist Social Media-Feeds von Kollegen, Familienmitgliedern, (Ex-)Partnern, Freunden aber auch Fremden. Haupttreiber für Online-Stalking-Aktivitäten ist dabei meist reine Neugierde gepaart mit der Anonymität des Internets. Gerade Letztere lässt die die Hemmschwelle für Cyberstalking bei vielen Menschen sinken.

In den meisten Fällen ist dieses Verhalten harmlos und, sofern Menschen nicht bedroht oder mittels illegaler Technologien ausgespäht werden, auch nicht widerrechtlich. Und es findet sich wohl kaum ein Internetnutzer, der nicht schon das ein oder andere Mal nach Informationen über andere Menschen online herumgestöbert hat. Wie verbreitet Online-Stalking ist, welche Apps genutzt werden und welche Auswirkungen es auf die Psyche der Stalker hat, zeigt nun eine vom SASE-Spezialisten Versa Networks in Auftrag gegebene Umfrage unter 2.000 US-Bürgern zeigt. Dabei wurde deren Einstellung auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet. Je höher der Wert ist, desto intensiver ist deren Surfverhalten.

 

Online-Stalking-Aktivitäten im Generationenvergleich

Die ältere Generation unterstellt den Jüngeren häufig, dass sie süchtig nach ihren Handys und zudem permanent online sind.  Doch Online-Stalking ist keine Frage des Alters, wie die Umfrage zeigt. Zwar sind die Altersgruppen, die am häufigsten beim Cyberstalking ertappt werden, die Generation Z (Jg. 1995 bis 2010) mit einem Wert von 3,52 sowie die Millennials (3,39), doch auch die Generation X (Jg. 1965 bis 1980) und die Babyboomer (Jg. 1946 bis 1964) sind mit Werten von 2,93 bzw. 2,21 noch aktiv bei den Internet-Detektivspielen dabei.

Einer von sechs Befragten der Generation Z gab an, bereits einmal ein gefälschtes Profil erstellt zu haben, um die Profile anderer Personen anonym sehen zu können, während 3 von 5 Befragten der Generation Z und der Millennials erklärten, dass sie Konten anderer Personen mehrmals am Tag durchstöbern.

 

Emotionale Auswirkungen des Cyberstalkings

Die sozialen Medien haben die Art und Weise, wie wir leben, verändert. In vielerlei Hinsicht zum Besseren, aber sie können auch zu einer ungesunden Gewohnheit werden. Um negative Auswirkungen der sozialen Medien auf die psychische Gesundheit von Menschen zu vermeiden, haben soziale Medienplattformen unlängst verschiedene Maßnahmen ergriffen und neue Funktionen eingeführt. So ist es bei Instagram etwa seit einiger Zeit möglich die Anzahl der Likes eines Beitrages gezielt auszublenden. Denn mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass die intensive Beschäftigung mit sozialen Netzwerken die Psyche von Menschen negativ beeinflussen kann. Dies trifft insbesondere auf das Cyberstalking zu.

Vor allem die jüngeren weiblichen Internet-Nutzer fühlen sich demnach vom regelmäßigen Durchstöbern von Social-Media-Kanälen gestresst. So gestand jeder Zweite der Generation Z sowie der Millennials, dass das Ansehen von Profilen anderer Personen einen „negativen“ Einfluss auf seine psychische Gesundheit hat. Mit einer Quote von 40 zu 28 Prozent sind davon deutlich mehr Frauen als Männer betroffen.

Gefragt nach den Empfindungen, die sie beim Online-Stalking erleben, nannten 23 Prozent der Befragen Neid-Gefühle, rund 20 Prozent ein verringertes Selbstwertgefühl und knapp 16 Prozent Traurigkeit. Doch auch positive Gefühle wie Motivation (20 %), Lust (13 %) und eine Steigerung des Selbstwertgefühls (11 %) wurden genannt. Die Mehrheit (48 %) war allerdings der Meinung, keine emotionale Reaktion auf Online-Stalking zu haben (48,4 %).

 

Die Generation Z ist Promi-süchtig

Auch die Frage, welche Personen ins Visier der Cyberstalker geraten, will die Umfrage beantworten: 80 Prozent der Befragten erklärten demnach, dass sie regelmäßig einen Blick auf die Social-Media-Profile ihrer Freunde werfen, während 19 Prozent neugierig sind, was ihre Ex-Partner so treiben. 21 Prozent von ihnen frönen dieser Angewohnheit sogar mehrmals die Woche.  Doch auch Prominente sind sehr beliebt, vor allem bei der jungen Generation: 56 Prozent der Befragten der Generation Z werfen einen Blick auf die Profile von Prominenten, so viele wie in keiner anderen Altersgruppe.

Ob man seinen Instagram-Feed regelmäßig aktualisiert oder tief in die Twitter-Seite von jemandem eintaucht – Cyberstalking ist etwas, das man gerne für sich behält. 46 Prozent geben als Grund Neugierde an.

 

Facebook, Instagram & Co.: Die beliebtesten Apps zum Spionieren

Ob wir es lieben oder hassen, wir alle scrollen oftmals durch die Apps der sozialen Medien – sei es gezielt oder gedankenlos. Aber welche Anwendungen sind zum „Herumstöbern" die beliebtesten? Abgesehen von 21,5 Prozent der Befragten, die angaben, hierfür überhaupt keine Apps zu verwenden, sind Facebook (56,9 %), Instagram (49,9 %) und Twitter (23,7 %) die favorisierten Social-Media-Apps, um im Internet zu spionieren. Etwas weniger beliebt sind hingegen das Karriereportal LinkedIn (14%), das Videoportal Tik Tok (14%), der Messaging-Dienst Snapchat (11,2 %) sowie YouTube (9,9 %).

 

Fazit

Cyberstalking ist meist harmlos, kann aber auch schwerwiegende Folgen für Stalker und Gestalkte haben. Erstere müssen ihre psychische Gesundheit im Blick haben und darauf achten, sich von der Präsentation anderer im Netz nicht deprimieren zu lassen. Letztere sollten stets abwägen, welche Daten und Informationen sie ins Internet stellen und wem sie diese zugänglich machen. Datenschutz und IT-Sicherheit sind dabei wichtiger denn je.