Englisch als Fremdsprache: Probleme beim Verfassen englischer Texte
1 Einführung
Für viele Berufe werden gute bis sehr gute Englisch-Kenntnisse vorausgesetzt. Das Verfassen englischer Texte, seien es Briefe, E-Mails, Marketing-Texte oder technische Dokumentationen, steht für viele Autoren und andere Mitarbeiter an der Tagesordnung. Allerdings kann das Verfassen englischer Texte für Nichtmuttersprachler eine große Herausforderung darstellen. Nichtmuttersprachlern unterlaufen in der Regel andere Fehler als Muttersprachlern.
Warum ist das so? Zum einen hat man in einer Fremdsprache im Gegensatz zur Muttersprache ein mangelndes Sprachgefühl. Zum anderen neigt man häufig dazu, vertraute Konstruktionen oder Ausdrücke aus der Muttersprache in die Fremdsprache zu übertragen. Dies kann zu Fehlern oder unschönen Formulierungen führen.
Ein klassisches Beispiel für Fehler von Nichtmuttersprachlern sind die so genannten False Friends (= falsche Freunde). Es handelt sich dabei um scheinbare Entsprechungen in der Fremdsprache, die zwar ähnlich klingen oder geschrieben werden wie das jeweilige Wort in der Muttersprache, allerdings meist eine völlig andere Bedeutung haben. Das deutsche Wort „aktuell“ heißt beispielsweise im Englischen nicht „actual“ (= eigentlich), sondern „current“ (= aktuell). Derartige False Friends finden sich in zahlreichen Sprachpaaren und Sprachrichtungen. Allerdings gibt es neben den False Friends viele weitere Fehlertypen, die wesentlich häufiger bei Nichtmuttersprachlern auftreten.
Um herauszufinden, welche typischen Fehler Nichtmuttersprachler beim Verfassen englischer Texte machen, haben wir englischsprachige Texte von deutschen, französischen und italienischen Muttersprachlern analysiert und sind zu interessanten Ergebnissen gekommen.
2 Typische Fehler
2.1 Rechtschreibfehler
Sowohl in englischen Texten von deutschen als auch von französischen und italienischen Muttersprachlern haben wir einige Rechtschreibfehler gefunden, die sich auf die jeweilige Muttersprache der Verfasser zurückführen lassen.
Derartige Fehler entstehen häufig, wenn sich die jeweiligen Wörter in der Mutter- und Fremdsprache ähneln. Das englische Wort „development“ und das französische Wort „développement“ ähneln sich sehr. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ein französischer Muttersprachler „developpement“ fälschlicherweise mit einem doppelten P schreibt.
Ein weiteres Beispiel ist das englische Wort „peace“ und das italienische Pendant „pace“. Hier kann es durchaus vorkommen, dass ein italienischer Muttersprachler versehentlich „paceful“ anstelle von „peaceful“ schreibt.
Doch nicht nur ähnliche Wörter, sondern auch Anglizismen in der Muttersprache können zu Rechtschreibfehlern im Englischen führen. Da es in der deutschen Sprache wesentlich mehr Anglizismen gibt als im Französischen oder Italienischen, können diese v. a. bei deutschen Muttersprachlern Verwirrungen hervorrufen. Dies betrifft v. a. diejenigen Wörter, die zwar aus dem Englischen stammen, im Deutschen jedoch teilweise anders geschrieben werden. Dazu gehören z. B. die Wörter „party“ und „hobby“. Beide Wörter existieren auch im Deutschen, allerdings mit einer abweichenden Pluralbildung. Im Deutschen wird der Plural auf die Endung „-ys“ gebildet, woraus sich die Formen „Partys“ und „Hobbys“ ergeben. Im Englischen hingegen wird der Plural auf die Endung „-ies“ gebildet, woraus sich die Formen „parties“ und „hobbies“ ergeben. Die Verwechslung dieser Pluralformen ist ein Phänomen, das bei deutschen Muttersprachlern häufig vorkommt.
2.2 Konjugationsfehler und andere Grammatikfehler
Ebenfalls sehr häufig kamen in den Texten der italienischen und französischen Muttersprachlern Konjugationsfehler und andere Grammatikfehler vor. In vielen Fällen wurden Verben nicht richtig konjugiert. Das heißt, dass beispielsweise bei der dritten Person Singular die Endung „-s“ am Verb weggelassen wurde, z. B. „she sleep“ anstatt „she sleeps“.
Präpositionen, auf die im Englischen eine „ing“-Form folgt (z. B. „for learning“), stellen für französische Muttersprachler ebenfalls ein Problem dar. Der Grund hierfür ist, dass im Französischen auf viele der äquivalenten Präpositionen ein Infinitiv folgt (z. B. „pour apprendre“). Daher schreiben viele französische Muttersprachler beispielsweise „for learn“ anstelle von „for learning“.
2.3 Falsche Präpositionen
Ein Problem, das v. a. deutsche Muttersprachler betrifft, sind Präpositionen. Häufig neigt man dazu, im Englischen die Präpositionen zu verwenden, die äquivalent zu denjenigen Präpositionen sind, die man im Deutschen verwenden würde. Ein Beispiel hierfür sind die Verben „hören“ im Deutschen und „to hear“ im Englischen. Im Deutschen kann man sagen „von etwas hören“ im Sinne von „über etwas informiert werden“. Außerdem kann man sagen „von jemandem hören“ im Sinne von „von jemandem kontaktiert werden“. Während man im Deutschen in beiden Fällen dieselbe Präposition verwendet, ist dies im Englischen nicht der Fall. Hier heißt es im ersten Fall „to hear about something“, im zweiten Fall jedoch „to hear from somebody“. Derartige Abweichungen von einer Sprache zur anderen können beim Verfassen englischer Texte zu Schwierigkeiten führen.
2.4 Zeichensetzungsfehler
Das Setzen verschiedener Zeichen wie Kommata, Punkte oder Leerzeichen kann von Sprache zu Sprache variieren. Ein Problem, das häufig in Texten französischer Muttersprachlern gefunden wurde, ist das Setzen von Leerzeichen in englischen Texten. Im Englischen werden Leerzeichen lediglich zwischen Wörtern und nach Satzzeichen wie Punkten oder Kommata gesetzt. Im Französischen jedoch ist es typografisch gesehen üblich, außerdem vor Doppelpunkten, Strichpunkten, Ausrufezeichen und Fragezeichen (geschützte) Leerzeichen zu setzen. Dies ist der Grund dafür, weshalb viele französische Muttersprachler im Englischen vor Doppelpunkten, Fragezeichen etc. Leerzeichen setzen, obwohl dies nicht korrekt ist.
3 Wie kann man Nichtmuttersprachler beim Verfassen englischer Texte unterstützen?
Eine weit verbreitete Methode, die schon lange zur Anwendung kommt, ist das Humanlektorat. Nachdem ein Text von einem Nichtmuttersprachler verfasst worden ist, werden dessen Fehler beim Lektorieren durch einen Muttersprachler identifiziert und korrigiert. Die Nachteile dieser Methode sind allerdings die hohen Kosten und die Tatsache, dass die meisten Autoren ihre Texte nur ungern von Kollegen korrigieren lassen. Eine Alternative, die diese beiden Nachteile umgeht, stellt die automatische Sprachprüfung dar. Autorenunterstützungswerkzeuge wie der Congree Authoring Server können Autoren, die Nichtmuttersprachler des Englischen sind, dabei unterstützen, fehlerfreie Texte zu formulieren. Der Congree Authoring Server geht dabei gezielt auf die Probleme von Nichtmuttersprachlern ein.
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