print logo

Sommerpause

Die meisten Menschen haben in den Monaten Juni, Juli oder August ihre verdiente Sommerpause.
Gaby S. Graupner | 30.07.2013
Bei mir ist es gerade so weit, wenn Sie diese Zeilen lesen. Der Duden hält Synonyme wie „innehalten“, „stoppen“, „stocken“, „pausieren“ dafür passend. Muss das sein? Brauchen wir das?

Ich bin früher gerne in so einer Pause ins Gebirge gefahren, um einen Berg zu erobern. Es war schön. Weiter Blick, Sonne, sich selbst spüren. Manchmal waren die Wege auch weiter als meine Kondition reichte. Wenn ich merkte, jetzt komme ich langsam ans Ende meiner Kräfte, nahm ich mir ein letztes Ziel vor der Pause vor. Das war dann ein Fels, den man schon von weitem sah oder eine Baumgruppe oder ein ähnlich deutliches Merkmal in der Natur. Einmal war es wieder so weit. Meine Kondition neigte sich dem Ende – doch bis zu dieser merkwürdigen Baumgruppe dort, geht es noch. Der Weg war schmal, rechts und links fiel die Böschung viele Meter weit ins Tal ab. Mit dem klaren Zwischenstopp vor Augen hatte ich plötzlich das Gefühl, dass es wieder geht. Ich hatte den Eindruck, die Energie war schlagartig wieder da, um die letzten Meter leicht zu stemmen. Die Baumgruppe war schnell erreicht. Jetzt sollte eine Pause mit Brotzeit und Wasser folgen. Aber es ging doch gerade so gut. Warum nicht weitermachen? Schnell war ein neues „Zwischenziel“ ausgemacht: Ein hervorspringender Felsen, vielleicht 10 Minuten entfernt. Ich setzte den Rucksack nicht ab, lies mich nicht auf dem schattigen Moos nieder und holte nicht die Stärkung aus dem Ranzen. Ich lief weiter, dem neuen Ziel entgegen. Zwei Minuten später wurde mir schwarz vor Augen, meine Beine sackten weg, ich stürzte und konnte mich in letzter Sekunde gerade noch an einem Strauch festklammern, bevor ich die Böschung hinunterrutschte. Da lag ich eine gefühlte Viertelstunde. Später richtete ich mich wieder auf und machte endlich die mit mir vereinbarte Pause; um ein paar Schrammen und eine neue Erkenntnis reicher.

Damals hatte ich ein Aha-Erlebnis. Ich gehe gerne ein Stückchen weiter als vereinbart. Ich hänge gerne noch ein Ziel mehr dran, als es im Plan steht. Ich sage gerne zu einer weiteren Aufgabe „ja“, die so nebenbei kommt. Ich verschiebe gerne Pausen, Ausflüge, Urlaube, Gespräche, die nur dem Spaß dienen und keine klaren Ziele haben. Und ich verschiebe gerne das Feiern eines erreichten Ziel es, das Innehalten, das Glas Sekt oder den Hugo. Schade eigentlich. Denn damit bringe ich mich um die Früchte der Anstrengung, um den Ausgleich, die Regeneration, um die Zeit, in der ich mir Wünsche erfüllen kann. Felix A. Schweikert hat einmal einen klugen Satz geprägt: „Ein Wunsch ist ein nicht sinnvolles Ziel“, genau das, was man in der Pause machen sollte.

Wie geht es Ihnen? Machen Sie Ihre Pausen. Feiern Sie, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben? Ich wünsche es Ihnen von Herzen. Wann ist Ihre nächste Pause? Wann halten Sie inne? Wann stoppen Sie? Wann verfolgen Sie sinnlose Ziele? Jetzt! Sommerpause.

Na dann – gute Erholung und kommen Sie gesund wieder.

Ihre

Gaby S. Graupner