Weltweit auf Rekordhoch: Stresslevel bei Arbeitnehmenden
Martin Bayer (stellv. Chefredakteur der „Computerwoche“) schrieb in der Ausgabe vom 4. Juli:„Weltweit haben Unternehmen immer größere Probleme, ihre Belegschaften bei Laune zu halten. Das US-Meinungsforschungsinstitut Gallup hat in einer breit angelegten Studie die Ursachen untersucht.“
Eine schlechte Bindung ans Unternehmen – das belegen viele Zahlen auch außerhalb der Studie – gefährdet den Unternehmenserfolg, denn wenig emotionale Bindung bedroht die Wettbewerbsfähigkeit. Ein als zu viel empfundener Stress löst die Bindung zum Arbeitgeber. Das bedeutet weniger Motivation, weniger Innovation – innere und tatsächliche Kündigungen sind die Folge.
In einem immer volatiler werdenden Arbeitsmarkt und einem sich verschärfenden Wettbewerb um gute Fachkräfte ist die emotionale Bindung an den Arbeitgeber einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren.
Das als „Great Resignation“ bezeichnete Phänomen hat sich durch die aktuellen Krisen verschärft. Deutlich gestiegen ist die Anzahl der Mitarbeitenden, die sich selbst als gestresst bezeichnen. Bei dem oft monatelangen Arbeiten von zu Hause aus sind zudem viele ins Nachdenken gekommen – über ihre Arbeit, die Art und Weise, wie sie geführt werden, über das berufliche Umfeld sowie das Wertesystem, in dem sie sich bewegen. So mancher stellte dabei fest, dass der Lebensentwurf generell nicht mehr passt. In unseren Coachings trafen wir Geschäftsführerinnen, die gekündigt hatten, um sich mit einem kreativen Business selbstständig zu machen. Wohl wissend, dass sie damit deutlich weniger verdienen werden. Oder Bereichsleiter im technischen Umfeld wollten etwas für die Gesellschaft tun und wechselten in die Krankenhausbranche. Auch in unserem Team haben wir eine junge Mutter, die aus der Kinderbetreuung in einen kaufmännischen Beruf wechselte.
Glückliche Nordeuropäer – bei den Deutschen Tendenz nach unten
Die Gallup-Studie fragte auch nach der Lebenssituation. Hier die Ergebnisse: Knapp die Hälfte der Europäer gab an, zufrieden zu sein (47 Prozent). Das liegt zwar deutlich über dem globalen Durchschnitt (33 Prozent), aber auch um fünf Prozentpunkte unter dem Wert von 2021. Am glücklichsten sind die Menschen im Norden Europas: in Finnland (84 Prozent), Dänemark (78 Prozent), Island (77 Prozent), den Niederlanden (76 Prozent), Schweden (72 Prozent) und Norwegen (68 Prozent). In der Schweiz sind es 67 Prozent (+/– 0 Prozentpunkte), auf jeweils 56 Prozent kommen Deutschland (minus drei Prozentpunkte) und Österreich (minus vier Prozentpunkte). Auch die Zahl derjenigen in Europa, die angeben, gut von ihrem derzeitigen Einkommen leben zu können, ist mit 42 Prozent fast doppelt so hoch wie im Rest der Welt (22 Prozent).
Fazit: Europäer sind mit ihrem Leben überdurchschnittlich zufrieden, aber gleichzeitig frustrierter über die am Arbeitsplatz erlebte Führung und ihr Arbeitsumfeld. Anders als der Rest der Welt. Die Folge: Der Wechselwille wird stärker. Und das erlebt die deutsche Wirtschaft momentan.
„Die Welt ist im Wandel und wir erleben diesen Wandel auch in der Arbeitswelt“, resümiert Pa Sinyan, Managing Partner von Gallup in EMEA in dem Artikel der Computerwoche. „Obwohl Deutschland vergleichsweise gut durch die Coronakrise gekommen ist, dürfen sich die Unternehmen jetzt nicht zurücklehnen.“ Sehen wir genauso!
Quelle: CIO (Letzter Zugriff: 09.07.22)