Willkommen im Neandertal 2.0
Ein umgedrehter Spiderman zierte die Bürofenster des Mittelständlers, von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mit ausdrücklicher Genehmigung der Vorgesetzten und nach der Arbeitszeit gestaltet und geklebt. Aus gelben Post-Its (für alle Cloud-Bewohner: das sind kleine selbstklebende Notizzettel). Eine schöne Idee zur Förderung des Zusammenhalts und als Auftakt für einen kleinen, aber feinen kreativen Wettbewerb mit anderen Firmen aus dem Gewerbegebiet gedacht.
Das Thema ist zwar nicht neu, deswegen aber noch lange nicht schlecht. Die regionale Presse berichtete auch darüber. So was nennt man klassischerweise PR. Aber die Rechnung wurde mehrheitlich ohne den Wirt gemacht. Und der Wirt ist heute der fern von Humor lebende, dafür aber umso mehr mit dezidiertem Expertenwissen und einer fundamentalen Meinung ausgestattete Mitteilungsbürger. Man könnte meinen, dass er in direkter Linie vom Neandertaler abstammt und dabei auch noch sämtliche Evolutionsstufen übersprungen hat. Die Regionalzeitung hatte mit rund 60 Leserkommentaren eine für ihre Verhältnisse bemerkenswerte Quote. Knapp Dreiviertel drückten ihre Meinung auch klar aus: Vorwurf der Ressourcen- Verschwendung, Unterstellungen, Häme und Spott, persönliche Beleidigungen, eine Aufforderung, aus dem Fenster zu springen etc. Und Godwin's Law (siehe Wikipedia) wurde auch bestätigt: Danach tendiert die Wahrscheinlichkeit, dass in Internet-Foren mit zunehmender Dauer ein Nazi-Vergleich kommt, gegen eins. So auch hier. Nur Verweise auf Euro- und Zypern-Krise fehlten.
Es ist schon so eine Sache mit Kommentaren. Niemand würde sagen, ihn interessiere die Meinung seiner User, Kunden, Freunde, Follower etc. nicht. Aber so? Kann man darauf nicht eigentlich verzichten? Wenn eine politische Meinung, eine Schauspielerin, ein Fußballer oder einfach irgendein Thema die vermeintliche Mainstream-Meinung trifft, ist alles super. Wenn nicht, wird es ungemütlich.
Es geht auch gar nicht um philosophisch-soziologische Betrachtungen des Sturms, Beispiele gibt es genug: Pril mit Hähnchengeschmack, Bud Spencer-Tunnel, Riemann, Schweiger und und und. Manchmal ist das amüsant, zunehmend aber gleich unter der Gürtellinie. Bislang glaubte ich, dass folgender Maßstab an die zu erwartenden Reaktionen angelegt werden konnte: Je mehr Marke, bekannt und im weitesten Sinne politisch (also eigentlich immer), desto heftiger das Feedback. Dass gelbe Notizzettel dort auch hingehören, macht mich ein wenig ratlos.
Was lernen wir daraus? Gute Frage. Kreativität und Authentizität? Keine Gewähr vor dem Furor. Mit der Öffentlichkeit sprechen? Selbst schuld. Dies nicht tun? Auch schuld. Passt das Thema? Glück gehabt. Wenn nicht, ganz blöd. Leider kann man das vorab nicht erkennen. Sollte ein Unternehmen eine PR-Idee haben, scheint es zunehmend ratsamer, das Thema am besten wieder ans Flipchart zu heften. Wer sich bewegt, hat schon verloren.
Ist das nun das Ende der Kommunikation? Nein, aber vielleicht gibt es eine Lösung: Ich bin für eine nationale, ach was, europäische Koordinierungsstelle, die für jedes Unternehmen alle Maßnahmen auf politische und allgemeine Korrektheit abklopft: Ökologie, Essen, Sprache, Soziales inkl. Leiharbeits-, Managervergütungs- und Quotenrelevanz, Weltpolitisches und Integration, Humorfaktor etc. Der Kriterienkatalog kann natürlich beliebig erweitert werden, je nach Twitter-Topthemen-Rangliste, und sollte für alle Medien und Kanäle gelten, bis hin zu persönlichen Beratungsgesprächen. Das gibt Sicherheit und jeder kann sich beteiligen, also quasi ein Liquid Marketing.
Die Unternehmen legen dann ihre Themen und Ideen vor, lassen sich diese freigeben und bekommen eine Art Prüfsiegel. Einen Namensvorschlag hätte ich auch schon: Kommission ordnungsgemäßer Kommunikation - KorK - bißchen sperrig, geht aber mit der Zeit sicher locker von der Zunge und schafft Arbeitsplätze.
Ach übrigens: Die Post-it-Aktion geht weiter. Einige benachbarte Firmen sind in den Wettstreit eingestiegen! Gut so!
Das Thema ist zwar nicht neu, deswegen aber noch lange nicht schlecht. Die regionale Presse berichtete auch darüber. So was nennt man klassischerweise PR. Aber die Rechnung wurde mehrheitlich ohne den Wirt gemacht. Und der Wirt ist heute der fern von Humor lebende, dafür aber umso mehr mit dezidiertem Expertenwissen und einer fundamentalen Meinung ausgestattete Mitteilungsbürger. Man könnte meinen, dass er in direkter Linie vom Neandertaler abstammt und dabei auch noch sämtliche Evolutionsstufen übersprungen hat. Die Regionalzeitung hatte mit rund 60 Leserkommentaren eine für ihre Verhältnisse bemerkenswerte Quote. Knapp Dreiviertel drückten ihre Meinung auch klar aus: Vorwurf der Ressourcen- Verschwendung, Unterstellungen, Häme und Spott, persönliche Beleidigungen, eine Aufforderung, aus dem Fenster zu springen etc. Und Godwin's Law (siehe Wikipedia) wurde auch bestätigt: Danach tendiert die Wahrscheinlichkeit, dass in Internet-Foren mit zunehmender Dauer ein Nazi-Vergleich kommt, gegen eins. So auch hier. Nur Verweise auf Euro- und Zypern-Krise fehlten.
Es ist schon so eine Sache mit Kommentaren. Niemand würde sagen, ihn interessiere die Meinung seiner User, Kunden, Freunde, Follower etc. nicht. Aber so? Kann man darauf nicht eigentlich verzichten? Wenn eine politische Meinung, eine Schauspielerin, ein Fußballer oder einfach irgendein Thema die vermeintliche Mainstream-Meinung trifft, ist alles super. Wenn nicht, wird es ungemütlich.
Es geht auch gar nicht um philosophisch-soziologische Betrachtungen des Sturms, Beispiele gibt es genug: Pril mit Hähnchengeschmack, Bud Spencer-Tunnel, Riemann, Schweiger und und und. Manchmal ist das amüsant, zunehmend aber gleich unter der Gürtellinie. Bislang glaubte ich, dass folgender Maßstab an die zu erwartenden Reaktionen angelegt werden konnte: Je mehr Marke, bekannt und im weitesten Sinne politisch (also eigentlich immer), desto heftiger das Feedback. Dass gelbe Notizzettel dort auch hingehören, macht mich ein wenig ratlos.
Was lernen wir daraus? Gute Frage. Kreativität und Authentizität? Keine Gewähr vor dem Furor. Mit der Öffentlichkeit sprechen? Selbst schuld. Dies nicht tun? Auch schuld. Passt das Thema? Glück gehabt. Wenn nicht, ganz blöd. Leider kann man das vorab nicht erkennen. Sollte ein Unternehmen eine PR-Idee haben, scheint es zunehmend ratsamer, das Thema am besten wieder ans Flipchart zu heften. Wer sich bewegt, hat schon verloren.
Ist das nun das Ende der Kommunikation? Nein, aber vielleicht gibt es eine Lösung: Ich bin für eine nationale, ach was, europäische Koordinierungsstelle, die für jedes Unternehmen alle Maßnahmen auf politische und allgemeine Korrektheit abklopft: Ökologie, Essen, Sprache, Soziales inkl. Leiharbeits-, Managervergütungs- und Quotenrelevanz, Weltpolitisches und Integration, Humorfaktor etc. Der Kriterienkatalog kann natürlich beliebig erweitert werden, je nach Twitter-Topthemen-Rangliste, und sollte für alle Medien und Kanäle gelten, bis hin zu persönlichen Beratungsgesprächen. Das gibt Sicherheit und jeder kann sich beteiligen, also quasi ein Liquid Marketing.
Die Unternehmen legen dann ihre Themen und Ideen vor, lassen sich diese freigeben und bekommen eine Art Prüfsiegel. Einen Namensvorschlag hätte ich auch schon: Kommission ordnungsgemäßer Kommunikation - KorK - bißchen sperrig, geht aber mit der Zeit sicher locker von der Zunge und schafft Arbeitsplätze.
Ach übrigens: Die Post-it-Aktion geht weiter. Einige benachbarte Firmen sind in den Wettstreit eingestiegen! Gut so!