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Von Fußballern lernen, heißt siegen lernen

Das Leben ist ein Mannschaftssport. Aus Einsamkeit wird Zweisamkeit und "Vielsamkeit".
Sabine Asgodom | 17.01.2013
Sabine Asgodom stammt aus einer Fußballerfamilie. Sie ist geprüfte Fußballschiedsrichterin und bekennender Fan der deutschen Nationalmannschaft. Hier schreibt sie darüber, weshalb uns Fußball so fasziniert und was die durch den Fußball ausgelösten positiven Emotionen für unser Zusammenleben bedeuten.

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Warum hat Fußball eine so große Faszination? Sie könnten jetzt viel erzählen von Stars, Ballzauberern, Helden oder So-wie-Poldi-oder-Cacau-möchte-ich-auch-mal-sein-Vorbildern. Alles richtig. Aber der wahre Grund ist viel einfacher. Fußball erfüllt die größte und am tiefsten empfundene Sehnsucht im Leben des Menschen: Ich möchte mit vielen Menschen – wenigstens aber einem einzigen – ein Herz und eine Seele zu sein.

Fußball stärkt die Persönlichkeit


Die Botschaft ist:

• Ich bin stark. Aber gemeinsam in einem Team bin ich noch stärker.

Aber die noch wichtigere Botschaft ist:

• Ich bin vielleicht schwach. Aber gemeinsam, in einer Mannschaft, bin sogar ich stark.

Denn es ist einfach so: Wenn ein Team gewinnt, dann geht auch der schwächste Spieler als Sieger vom Platz. Wenn ich das in Vorträgen sage und damit erkläre, warum Männer auf vielen Gebieten und speziell im Berufsleben so oft als Sieger vom Platz gehen, sehe ich im Saal oft ungläubige Augen. Aber ich glaube fest daran: Wenn Mädchen genauso viel Mannschaftssport betreiben wie die Buben, werden sich viele Unterschiede in der Bevorzugung der Geschlechter von allein lösen.

Fußball lehrt faires Kämpfen

Fußball wird längst nicht immer fair gespielt, aber in jungen Jahren lernen die Spieler, wie man Kampf und Fairness zumindest einigermaßen auf die Reihe kriegt. Und dies Wissen zeigt sich auch bei den Erwachsenen noch. Auch Mädchen spielen soziale Spiele – zum Beispiel mit Puppen. Aber da lernen sie eher, wie Sie ihre Interessen aus der Autoritätsposition der Mutter durchsetzen – und nicht wie man sich als Gleiche unter Gleichen durchsetzt.

Fußball integriert – wie jeder Mannschaftssport es kann

Noch etwas hat der Fußball bewirkt. Hat der DFB (Deutscher Fußballbund) noch 1955 kategorisch erklärt: „...wir werden uns ... aus ästhetischen Gründen und grundsätzlichen Erwägungen mit Damenfußball nie ernsthaft beschäftigen ... weil ... der Körper der Frau für den Kampfsport Fußball weder physisch noch seelisch geeignet“ ist, sind wir heute auf das Frauennationalteam ähnlich stolz wie auf die Männer.

Kurz und gut: Fußball integriert: die Geschlechter – und integriert auch die gesellschaftlichen Gruppen, denn Menschen aus so genannt einfachen Verhältnissen haben als Fußballer den Weg nach oben geschafft. Und heute folgen dem Uwe und Dieter Seeler und dem Fritz und Otmar Walter die Spieler mit Migrationshintergrund wie Jerome Boateng, Sami Khedira, Mesut Özil, Marko Marin, Miroslav Klose, Mario Gomez, Lukas Podolski, Claudemir Jeronimo Barreto (genannt: Cacau). Fußball integriert die Geschlechter, die Gesellschaft und auch die Nationen.

Ich will mich wohlfühlen mit meinen Mitmenschen


Menschen suchen positive Emotionen. Die Fußball-Weltmeisterschaft und wie die Menschen ihrem Gemeinschaftsgefühl mit Fähnchen und Autokorsos Ausdruck geben, zeigt es noch einmal, was Freude bewirkt. Die Menschen strahlen. Sie strahlen Freude aus. Und erleben, dass sie andere Menschen mit ihren positive Emotionen anstecken können.

Positive Emotionen sind eine ansteckende ... Gesundheit. Und die wissenschaftliche Forschung über die Kraft der Positiven Emotionen wird viele Weiterbildungs-Angebote – Coachings, Trainings, Reden, Consultings – auf ein neues, sichereres Fundament stellen.


Ein Herz und eine Seele sein – so geht das


Den Stand der Forschung kurz zusammengefasst – und es handelt sich zu einem großen Teil um einfache, aber gerade deshalb plausible Forschungsansätze: Positive Emotionen spielen die entscheidende Rolle, wenn zum Beispiel Studenten in einem Doppelzimmer (wie oftmals in Studentenheimen) oder einer WG zusammenziehen.
Sie lernen sich dann nicht mehr nur oberflächlich, sondern tiefer – in ihrer Komplexität – kennen und verstehen, und das bewirkt, dass sich die Schnittmenge zwischen ihnen vergrößert und dass sie sich dem „Ein Herz und eine Seele sein“ annähern.
Die Auswertung von Tagebüchern hat gezeigt, dass Einträge über mehr positive Emotionen mit mehr Gemeinschaftsaktivitäten einhergehen. Aus Einsamkeit, wird Zweisamkeit und „Vielsamkeit“. Die Gemeinschaftsaktivitäten werden zudem als erfreulicher erlebt. Freundschaften werden so enger. Und die Menschen erzählen mehr von sich und intimere Dinge von sich.

Positive Emotionen machen Menschen aber nicht nur „sozialer“, Positive Emotionen bewirken also nicht einfach nur zusätzliche Kontakte, sondern verbessern die Qualität der Kontakte. Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Gespräche angefangen werden (Einschub: Denken Sie einmal daran, wie oft Veranstalter, Coaches und Trainer Menschen ermuntern, Veranstaltungspausen zum Netzwerken zu nutzen und wie doch immer dieselben dies tun und „die anderen selben“ es eben nicht tun). Positive Emotionen bewirken ebenfalls, dass Menschen, die sie spüren, sich gegenüber Fremden öffnen.

Und sind Positive Emotionen einmal erzeugt worden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass diese ansteckende Gesundheit viele Menschen erfasst.

Sabine Asgodom ist Rednerin, Management-Trainerin und Coach. Als Ausbildungsleiterin an der Asgodom Coach Akademie GmbH lehrt sie die von ihr entwickelte Methode des Lösungsorientierten Kurzzeitcoaching (LOKC®).