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Fragen statt Antworten - so kommt der Erfolg

Christoph Burger erklärt, warum es wichtiger ist, Fragen zu stellen, als schnelle Antworten zu geben - vor allem in der Karriere.
Christoph Burger | 19.11.2012
Antworten sind beliebt – insbesondere bei Menschen, die die schnelle Karriere und den Erfolg suchen. In diesem Artikel erfahren Sie, wieso überall Antworten bevorzugt werden, obwohl es die Fragen sind, die weiter führen.

Antworten und Lösungen sind scheinbar zeitgemäß

Egal, wohin Sie blicken, Sie finden heute das Lob der schnellen Antwort. Beispielsweise auf dem Buchmarkt: “Sofort umsetzbare Tipps” werden am liebsten geschrieben und gekauft. Trainer, die “einfach und schnell praktisches Know-how vermitteln”, sind die beliebtesten. Flotte Antworten sind offensichtlich die Krönung der Argumente bei Erfolgs-Ratgebern. Bei mir dagegen lösen diese Versprechen inzwischen geradezu allergische Reaktionen aus. Was mich dazu treibt, fragen Sie? Manchmal nichts. Zuweilen biete ich selbst solche Tipps an. Von Zeit zu Zeit frage ich solcherlei Rat bei anderen nach. In den allermeisten Fällen aber gebe ich keine einfachen, schnell umsetzbaren Antworten und kann auf sie selbst gerne verzichten. Aber warum, fragen Sie? Das ist doch genau das, was wir am Dringensten brauchen?!

Warum Fragen wichtiger sind – drei Gründe

Erstens: Meistens ist die Realität komplexer. Was hilft sie dann, die schnelle Antwort? Sie schafft die Illusion, etwas wäre einfach, obwohl es das in Wirklichkeit nicht ist. Zuweilen erreicht mich ein Anruf: “Herr Burger, ich will nur schnell was wegen dem Gespräch mit meinem Chef klären, das geht nur fünf Minuten.” Für solche Anfragen plane ich mindestens eine halbe Stunde ein. An einer kleinen Frage hängen weitere Fragen – kleine und große. Ratsuchende können gewöhnlich schlecht selbst abschätzen, was alles mit ihrer scheinbar putzig-kleinen Frage verbunden ist.

Zweitens: Wenn einer schnell umsetzbare Tipps will, heißt das im Grunde, er will nicht selbst nachdenken. Er fordert, dass andere für ihn denken. Und dagegen habe ich etwas! Wo kämen wir denn hin, wenn wir das Denken delegierten?! Die Geschichte lehrt uns, dass wir das keinesfalls tun sollten. Außerdem: Wenn ich zum Tipp selbst dessen Begründung mit liefere, habe ich die Chance, meine Kompetenz in diesem Punkt weiter zu geben. Der Ratsuchende wird in die Lage versetzt, sich eine ähnliche Frage beim nächsten Mal selbst zu beantworten. Wenn ich den Tipp ohne Erklärung gebe, ist das unmöglich. Hilflosigkeit wird fortgeschrieben.

Drittens: Gerade wenn es um Bewerbungen geht, gibt es viele Tipps von vielen Seiten, die sich nicht selten widersprechen. Nur wenn ich dem Ratsuchenden zum Rat dessen Begründung reiche, kann er selbst entscheiden, welcher Tipp ihm einleuchtet und zu ihm passt.

Fragen sind out

Wer einfache, schnell umsetzbare Antworten sucht, möchte sich die Mühe sparen, die man mit Fragen so hat. Beispielsweise öffnen Fragen das Feld. “Wie soll ich die Gehaltsverhandlung angehen?” oder “Soll ich meinen Lebenslauf amerikanisch oder deutsch anordnen?” Auf die erste Frage gibt es tausend verschiedene Antworten. Auf die zweite Frage gibt es zwei Antworten. Das ist für viele immer noch eine Option zu viel! “Sagen Sie mir einfach, was ich tun soll!” höre ich dann – ein Wunsch, der in unsere Zeit passt. Wir wollen Lösungen, keine Probleme. Entwicklungsbereiche, keine Schwächen. Antworten, keine Fragen. Alles soll möglichst fix und unkompliziert gehen. Von G8 bis Bachelor. Der Film Speed – auf der Suche nach der verlorenen Zeit -, der gerade in den Kinos läuft, zeigt hervorragend, wie die Beschleunigung den Kapitalismus antreibt. Der Wettbewerb ist auch ein Wettlauf der Unternehmen im direktesten Wortsinn.

Fragen sind wichtig – gegen die Pleite von Morgen

Was geht beim ständigen Bevorzugen der schnellen, einfachen Lösungen verloren? Welche Gefahr droht, wenn man auf die Fragen verzichten will? Ganz offensichtlich treiben uns Antworten in eine Richtung. Wer sich immer nur damit beschäftigt, wie etwas effizient, zügig und kostengünstig geht, versäumt die Frage, ob man überhaupt will und braucht, was hier produziert werden soll. Fragen bremsen immer den Fortschritt. Sie sind umso wertvoller, als sie thematisieren, wohin überhaupt ein Fortschritt führen soll. Und wer diese Art Fortschritt will und braucht. Oder sogar: Wer von dieser Art Fortschritt profitiert. Deswegen sind Fragen und Diskussionen unverzichtbar. Da sind die Geisteswissenschaften groß: Ja, ich lobe ausnahmsweise mal nicht die Mint-Fächer. Oder im Journalismus: Ja, wir brauchen den investigativen Journalismus und die Recherche. Auch wenn sie teuer sind und daher immer mehr verschwinden. Und auch in den Unternehmen: Kritiker, Querdenker, Frager, Bremser, sie werden benötigt für den Erfolg! Nein, nicht für den Profit von heute, aber für den Erfolg von Morgen! Wenn man nur Querdenker im Betrieb hätte, wäre man rasch Pleite. Aber wenn sie gänzlich fehlten, würde der Laden in der nächsten Zukunft eingehen. Das ist den Fragern und Reflektierern sonnenklar. Und die anderen werden es auch noch merken.

Dipl.-Psych. Christoph Burger arbeitet als Karriereberater in der Region Stuttgart und bloggt unter http://www.christophburger.de

Buchtipp:
Christoph Burger: Karriere ohne Schleimspur.
http://www.erfolgx.de/Buch/details/1242-Karriere-ohne-Schleimspur/38690