Nur jedes achte Callcenter bezahlt nach Flächentarif
Nur noch jedes achte der rund 6700 Callcenter in Deutschland bindet sich an einen Flächentarifvertrag. In der Entstehungsphase der Callcenter Anfang der 90er Jahre hingegen hätten die meisten als eigene Abteilungen in Großunternehmen noch dem jeweiligen Branchentarif unterlegen, berichtete der Soziologe Hajo Holst von der Universität Jena in der Fachzeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Holst zeichnet darin nach, wie sich die Arbeitsbeziehungen in der Branche verändert haben.
Demnach ist der Callcenter-Bereich in der zweiten Hälfte der 90er Jahre stark gewachsen und es habe sich "ein schnell wachsender Rand nicht regulierter Arbeitsverhältnisse mit einem hohen Prekaritätsrisiko" entwickelt. Inzwischen seien die Standards der nicht tarifgebundenen Callcenter "faktisch zum Referenzpunkt der Arbeits- und Entlohnungsbedingungen im gesamten Wirtschaftszweig geworden", berichtet der Wissenschaftler.