Empathie wird Marketing-Instrument
- Empathie wird als Marketing-Werkzeug für Verkaufsstrategien genutzt
- Oberflächliche Empathie in sozialen Medien ersetzt oft echtes Mitgefühl
- „I feel you“ ist zur gesellschaftlichen Ausdrucksform für Zustimmung geworden
Empathie ist längst nicht mehr nur eine persönliche Fähigkeit, sondern wird zunehmend als strategisches Instrument im Marketing genutzt, wie Zeitjung berichtet. Die Gesellschaft wertet Empathie heute hoch, da sie Harmonie und Verständnis suggeriert. Doch besonders im Marketing kann sie ein doppeltes Spiel treiben. Marken und Unternehmen setzen gezielt auf empathische Kommunikation, um Kunden emotional zu binden und langfristige Beziehungen aufzubauen. In den USA ist „empathetic marketing“ bereits weit verbreitet, in dem Führungskräfte lernen, wie sie Empathie gezielt zur Kundenbindung einsetzen können.
In sozialen Medien hat sich ebenfalls eine Kultur der „gefühlten“ Nähe entwickelt. Likes, Herzchen und Kommentare wie „I feel you“ oder „Fühl ich“ vermitteln Zustimmung und Nähe, auch wenn diese Bindung meist oberflächlich bleibt. Besonders bei traurigen oder tragischen Beiträgen zeigt sich ein Widerspruch: Herzchen und Likes sollen Trost spenden, ersetzen jedoch oft echtes Mitgefühl und dienen mehr der eigenen sozialen Akzeptanz. Dennoch kann diese Art der Kommunikation gelegentlich auch echte Bindungen schaffen, wenn sie auf Dauer zu einem vertrauensvollen Austausch führt.
Abschließend bleibt festzustellen, dass Empathie in einer polarisierten Welt als Brücke zwischen Menschen dienen könnte. Trotz der Tendenz zur ritualisierten, symbolischen Empathie bleibt der Bedarf an echtem Mitgefühl hoch, um langfristige Beziehungen und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Die Herausforderung für das Marketing besteht darin, Empathie authentisch zu nutzen und sich von oberflächlicher „Gefühls-Inszenierung“ abzugrenzen.