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Druckerei-Landschaft in Deutschland

Gespräch mit Jochen Riegel, geschäftsführender Gesellschafter der SD Service-Druck GmbH & Co.KG aus Neuss, zur wirtschaftlichen Entwicklung der Druckerei-Landschaft in Deutschland. Das mittelständische Druckunternehmen sorgt seit 44 Jahren für beste Druckqualität und Service. Mit 20 Mitarbeitern werden Kunden beraten, betreut und höchste Ansprüche umgesetzt.

Redaktion: 2011 - im zweiten Jahr nach der Krise - ist nach Auffassung von Wirtschaftinstituten nicht mit einem deutlichen Anstieg der Konjunktur zu rechnen. Das wirkt sich auch auf die sehr konjunkturabhängige Druckindustrie aus. Laut Prognosen des bvdm ist hierzulande nicht mit Umsatzwachstum, sondern bestenfalls mit Stagnation zu rechnen. Wie beurteilen Sie die Perspektiven für die Druckereien im Allgemeinen und für Service Druck im Besonderen?

Jochen Riegel: Meiner Meinung nach hat es schon in den letzten fünf bis sechs Jahren kein Wachstum mehr gegeben. Obwohl das Druckvolumen nach wie vor sehr groß ist. Hinsichtlich der Auftragsbeschreibung hat sich allerdings einiges verändert: Während früher mehr Großauflagen gedruckt wurden, erteilen heute Kunden öfters Aufträge in kleinerem Umfang, was auf jeden Fall den Arbeitsaufwand für Druckereien erhöht. Hinzu kommt der ständig wachsende Preisdruck. Das – und natürlich Probleme der Unternehmensnachfolge – wird meines Erachtens dazu führen, dass weitere Druckereien vom Markt verschwinden.

Service-Druck ist entgegen dieser Entwicklung gut aufgestellt. Wir haben trotz der Krisenjahre sehr viel Geld in höchstmoderne Technik investiert und uns über die Jahre durch eine gute Belegschaft mit Beratungs- und Serviceleistung sowie hoher Druckqualität positioniert. Unser Kerngeschäft, den Offsetdruck, wurde erweitert und durch neue Produkte wie Digitaldruck, Leinwanddruck, Einzelanfertigungen etc. ergänzt. Um den Standardbereich für unsere Kunden möglichst preisgünstig zu gestalten haben wir den Onlineservice durch
Service-DruckExpress hinzugenommen. So sind wir gut aufgestellt und bieten jedem Kunden einen idealen Service.

Redaktion: Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Branche angesichts des immer stärker werdenden Online-Geschäfts?

Jochen Riegel: Es gibt zwei Druckerei-Typen: Erstens, die Internet-Druckerei und zweitens, Druckereien mit Beratungsleistungen. Internet-Druckereien, die zum Preisdruck erheblich beigetragen haben, sind nicht weg zu diskutieren, sie schöpfen einen Teil der Standarddruckwaren ab.
Werden besondere Ausführungen und auch Druckstücke mit hohen Sicherheitsansprüchen und schützenswerten Daten gefordert, denken Sie beispielsweise an Geschäftsberichte, dann ist eine Online-Druckerei nicht die richtige Adresse. Außerdem sind Sonderlösungen bei Internet-Druckereien nicht zu realisieren. Dafür sind und bleiben Abstimmungen und der persönliche Kontakt auch in Zukunft nötig. Nicht zuletzt erwarten viele unserer Kunden auch Liefer- und Qualitätsgarantien.
Da spielt der Preis weniger eine große Rolle.

Redaktion: Sie haben den Standort der Druckerei Service-Druck Kleinherne von Düsseldorf nach Neuss verlegt. War das bereits ein Schritt, um bessere Voraussetzungen für den hart umkämpften Markt zu schaffen?

Jochen Riegel: Grundsätzlich ist der Standort für eine Druckerei nicht so wichtig, wenn der Service funktioniert und die Qualität stimmt. Düsseldorf konnte Kleinherne seinerzeit keinen adäquaten Raum zur Verfügung stellen, so dass die Altgesellschafter eine Immobilie im Gewerbegebiet Taubental in Neuss erworben haben. Genial an diesem Standort ist auch die schnelle Verbindung nach Düsseldorf, Neuss oder in den Kölner Raum durch die A 57.

Redaktion: Welche weiteren Maßnahmen haben Sie getroffen, um Ihre Position in der Region, in Deutschland und vielleicht auch bei unseren Nachbarn, den Niederländern, zu festigen und ggf. auszubauen?

Jochen Riegel: Wir haben 70 Prozent unserer Maschinen ausgetauscht und damit eine hervorragende technische Plattform für die Zukunft geschaffen. Dazu gehört beispielsweise der Ausbau unserer Weiterverarbeitung durch eine Heftmaschine von Horizon. Gleichzeitig konnten wir dadurch einen neuen Arbeitsplatz schaffen. Durch den zusätzlichen Kauf einer Schneidemaschine von Polar haben wir auch auf dieser Position die Weiterverarbeitung optimiert. Die Gewährleistung von Produktionen die komplett in unserem Haus verbleiben, war übrigens eine Kundenanforderung, der wir gerne nachgekommen sind. Unsere Lagerkapazitäten und das Logistikangebot wurden erweitert. Durch die Anschaffung neuer Hochleistungsrechner in der Druckvorstufe, einer neuen Proofanlage sowie einem Plattenbelichter von Fuji können wir jetzt noch effizienter arbeiten und den wachsenden Terminanforderungen noch besser nachkommen.

Redaktion: Wurden auch für den Druckbereich neue Maschinen gekauft?


Jochen Riegel: Auch hier haben wir uns verstärkt. Gleich im Januar starten wir mit einer neuen Heidelberger Druckmaschine mit fünf Druckwerken und ein Lackwerk. Auch im Bereich des Digitaldrucks haben wir noch kurzfristig in eine Erweiterung investiert. Für uns ist auch der Ausbau des Digitaldrucks wichtig. Canon konnte uns von seiner guten Qualität überzeugen und als langjähriger Partner ist uns die Entscheidung leicht gefallen zusätzlich noch eine Digitaldruckmaschine anzuschaffen.

Doch Sie haben mich nach unseren Expansionsplänen für den holländischen Markt gefragt. Wir bereiten uns bereits seit zwei Jahren auch für den niederländischen Markt vor. Wir halten nichts von unkalkulierbaren Unternehmungen. Durch Lehrgänge wissen wir über die Gepflogenheiten niederländischer Unternehmen Bescheid und kennen auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen, um dort einzusteigen. Allerdings ist uns auch bewusst, dass in den Niederlanden das Preisniveau ähnlich schwierig ist wie in Deutschland.
Seit Oktober haben wir einen unserer Vertriebler für den holländischen Markt abgestellt.

Redaktion: Trotz verhaltener Prognosen für 2011 haben Sie umfänglich in modernste Drucktechnik investiert und damit Vertrauen in die Zukunft signalisiert. Wie werden sich Ihrer Meinung nach personelle, technische und organisatorische Strukturen entwickeln müssen, damit SD Service-Druck auch in den nächsten Jahren erfolgreich sein wird?

Jochen Riegel: Wir mussten investieren, und zwar genau jetzt, auch wenn für mich die Krise nicht vorbei und ein Risiko damit verbunden ist.
Zu einem erfolgreichen unternehmerischen Handeln gehört vor allem eine vernünftige Betriebsführung, verbunden mit einer guten Menschenführung. Letztere sollte dazu führen, dass sich jeder Mitarbeiter dem Unternehmen verbunden fühlt, gerne im Team arbeitet und für seine Arbeit verantwortlich ist. So können zum Beispiel Fehlzeiten und Reklamationen vermieden werden und Kosten kalkulierbar bleiben.

Redaktion: Ist es wichtig für Druckereien in Zukunft sich zu spezialisieren oder sehen Sie da eine Gefahr drin.

Jochen Riegel: Grundsätzlich hängt das von der Leistung der Druckerei ab, wie sie sich am Markt positionieren möchte. Dabei bieten die Internetdruckereien das Standardprogramm zu einem günstigen Preis an. Druckereien wie wir bieten einen exzellenten Service und einen hohen Anspruch an Qualität. Verbindlichkeit und Verlässlichkeit das sind Teil unseres Leistungsversprechens. Der Kunde kann sich heute mehr als früher aussuchen, was er von einer Druckerei an Leistungsumfang erhalten möchte und was er bereit ist dafür zu bezahlen. Hier ist sicher viel Spielraum für Druckereien generell. Doch Spezialist oder nicht, man sollte sich jedoch nicht verzetteln und klar im Profil bleiben. Das denke ich sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren.

Redaktion:. Was war der Grund nach 44 Jahren die Firma Service-Druck Kleinherne in SD Service-Druck umzufirmieren?

Jochen Riegel: Das war schon 2005 geplant. Zunächst einmal wurde der Firmenname als Marke geschützt. Wir haben dem mit Agenturen und Experten darüber diskutiert, ob im Firmennamen eine Person stehen muss, oder ob es zeitgemäßer ist diesen wegzulassen. Wir fanden es zeitgemäßer die Firma SD Service-Druck zu benennen. Der Begriff ist einfacher und sagt eigentlich alles über uns. Eingangs sprachen wir ja auch über die Generationenfrage. Die ist bei uns auch kein Thema mehr. Mit meinem Partner Thomas Grefen und mir haben wir die Ablösung der alten Generation schon vollzogen und die Zukunft des Unternehmens gesichert.


Redaktion: Herr Riegel, vielen Dank für das Gespräch und Ihre Einschätzungen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für 2011.


Redaktion
Petra Müller
PR KOMPAKT
Agentur für Öffentlichkeitsarbeit
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