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Umsatzeinbruch im deutschen Privatfunk - Ende der Werbekrise erst 2011 in Sicht

Free TV-Sender rechnen für 2009 mit Erlöseinbruch von 11 Prozent. Privatradios erwarten Rückgänge von rund 9 Prozent für 2009.
Online-Umsätze des privaten Rundfunks wachsen nur langsam
Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise haben auch die deutsche Rundfunkwirtschaft erreicht. Spätestens seit dem vierten Quartal 2008 ist die schwierige konjunkturelle Lage deutlich an den Ergebnissen und Zahlen der Rundfunkbranche erkennbar. Auch für das Geschäftsjahr 2009 sind weitere Einschnitte zu erwarten. So rechnen die Free-TV-Anbieter mit einem Umsatzverlust von 11 Prozent, die Pay-TV-Anbieter von 1 Prozent. Die privaten Hörfunkanbieter erwarten für 2009 ein Umsatzminus von rund 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dagegen sehen sich die Teleshoppingkanäle mit einem Umsatzplus von 6 Prozent weiter im Aufwind.
Dies zeigt die Studie „Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2008/2009“, die im Auftrag von acht Landesmedienanstalten unter Federführung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) durchgeführt wurde.

Privater Rundfunk 2008 noch in der Gewinnzone
Nach der kontinuierlichen Erholung der Rundfunkwirtschaft seit 2004 kam es 2008 zu erneuten Umsatzrückgängen: Die Vollerhebung aller privaten Rundfunkveranstalter in Deutschland ergab, dass im Geschäftsjahr 2008 die Erträge aus Werbespots um sieben Prozent auf 4,35 Mrd. Euro gesunken sind. Dieser Umsatzrückgang konnte durch andere Erlösquellen teilweise aufgefangen werden, so dass der Gesamtumsatz im Privatrundfunk 2008 nur um 3,3 Prozent auf 8,02 Mrd. Euro gesunken ist. Gleichzeitig stiegen jedoch die Kosten um 2,2 Prozent, wodurch ein deutlicher Rückgang der Rentabilität verzeichnet werden muss. Konnte in der letzten Erhebung zur wirtschaftlichen Lage des Rundfunks für 2006 bei der Gewinnbetrachtung noch ein Plus von 1,14 Mrd. Euro ermittelt werden, sanken die Gewinne 2008 um 38 Prozent auf 713 Mio. Euro. Hierbei verloren vor allem die privaten TV-Sender an Profitabilität: Der Kostendeckungsgrad verschlechterte sich im privaten Fernsehen auf 109 Prozent. Im privaten Hörfunk dagegen veränderte sich das Kostendeckungsniveau von 2006 kaum und lag auch im Jahr 2008 bei stabilen 116 Prozent.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Rahmen des Workshops „Wer kann noch bezahlen?“ am 30. November 2009 in Düsseldorf vorgestellt (Veranstalter: Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) und BLM. Den Tagungsbericht zur Veranstaltung inkluse Links zu den Vorträgen finden Sie unter www.lfm-nrw.de). Mit der Durchführung der Untersuchung und der Befragung aller privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunkunternehmen (Radio und Fernsehen) in Deutschland wurden beauftragt: die Goldmedia GmbH (Datenerhebung und Bericht Fernsehen), TNS Infratest (Daten-Erhebung Hörfunk) sowie der Journalist Guido Schneider (Bericht Hörfunk). Auftraggeber der Studie sind neben der BLM die Landesmedienanstalten aus Baden-Württemberg (LfK), Berlin-Brandenburg (mabb), Hessen (LPR), Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH), Nordrhein-Westfalen (LFM), Rheinland-Pfalz (LMK) und Sachsen (SLM).

Wachstum der Diversifikationserlöse im Free-TV
2008 ging der Anteil aus klassischer Spotwerbung zugunsten alternativer Erlösquellen auf 80 Prozent zurück. Damit konnten die privaten Free-TV-Anbieter den Anteil der Diversifikationserlöse auf 20 Prozent steigern. Im Rahmen ihrer Diversifikationsstrategien generieren die TV-Sender zunehmend Erlöse über digitale Pay-TV-Kanäle, Teleshopping, (Online-) Games und Lizenzhandel. Durch diese Erlösformen konnten die Free-TV-Anbieter 2008 mehr als 900 Mio. Euro generieren. Die Bedeutung der Erlöse aus dem Bereich Call Media bzw. Telefonmehrwertdienste nimmt dagegen stark ab. Seit 2006 haben sich die Umsätze aus Call Media um 21 Prozent verringert.

Online-Umsätze im Rundfunk noch marginal
Die Online-Umsätze steigen hingegen nur langsam. Im Jahr 2008 betrugen sie insgesamt 252 Mio. Euro und stellen damit lediglich einen Anteil von 3,3 Prozent des Gesamtumsatzes privater Fernsehsender dar. Im privaten Hörfunk sowie beim Lokal-TV ist der Anteil noch geringer: 2008 generierten die deutschen Radios Online-Umsätze von 4,6 Mio. Euro, was einem Gesamtumsatzanteil von nur 0,7 Prozent entspricht. Bei den Regional-TV-Anbietern beliefen sich die Erlöse auf nur eine halbe Mio. Euro (0,6 Prozent des Lokal-TV-Gesamtumsatzes). Nach Schätzung der Hörfunkbranche werden sich die Online-Umsätze in den nächsten fünf Jahren jedoch auf 6,5 Prozent erhöhen. Alle Fernsehanbieter zusammen rechnen für 2013 mit einem Gesamtumsatzanteil von knapp neun Prozent (Lokal-TV: sechs Prozent).

Konjunktureller Aufschwung erst wieder 2011
Das Ende des konjunkturellen Abschwungs wird vom Großteil der privaten Fernsehanbieter in Deutschland (46 Prozent) für 2011 erwartet. Jeweils ein Fünftel prognostiziert das Ende der Krise für 2010 und für 2012. Die wenigsten glauben (15 Prozent), dass dieser Zeitpunkt erst im Jahr 2013 oder noch später liegt. Hinsichtlich dieser Frage fallen vor allem die Einschätzungen aus dem Pay-TV-Bereich auf: Fast alle Anbieter prognostizieren das Ende des Konjunkturabschwungs in 2011.

Beschäftigung im Rundfunk insgesamt gesunken
Trotz Zuwächsen bei den privaten Rundfunkunternehmen ist die Gesamtbeschäftigung in der Rundfunkbranche seit 2005 wieder leicht rückläufig (2005: 75.537 Beschäftigte; 2008: 74.914 Beschäftigte). Öffentlich-rechtliche und private Anbieter zeigen hier unterschiedliche Entwicklungen: Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hält der kontinuierliche Beschäftigungsrückgang seit 2003 an (Rückgang um 2,4 Prozent). Im privaten Rundfunk dagegen war vor allem in der Zeit der Konjunkturkrise zwischen 2000 - 2003 ein sehr starker Personalabbau zu beobachten, seitdem aber wuchs die Beschäftigtenzahl wieder kontinuierlich um insgesamt zehn Prozent an.

Position des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch Werbekrise weiter gestärkt
Die Position des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat sich im Verhältnis zum privaten Rundfunk durch die Krise weiter verbessert. ARD, ZDF und Deutschlandradio verfügten in 2008 über Erträge von 8,6 Mrd. Euro, der private Rundfunk insgesamt über 6,5 Mrd. Euro. Damit hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk dank Gebühren und Werbung auch 25 Jahre nach Einführung des Privatfunks in Deutschland ein Übergewicht im dualen Rundfunksystem.

Wirtschaftlichkeit des privaten Rundfunks – Faktenvergleich 2006 und 2008
Im Vergleich zu 2006 hat sich 2008 die wirtschaftliche Situation der privaten Rundfunkunternehmen insgesamt verschlechtert. Bei Betrachtung der einzelnen Veranstaltertypen zeigt sich allerdings ein differenziertes Bild:

Privates Fernsehen
- Die privaten TV-Veranstalter erwirtschafteten zusammen einen Überschuss von 629 Mio. Euro (2006: 1,06 Mrd. Euro).
- Die Gruppe der 12 bundesweiten werbefinanzierten Vollprogramme erwirtschaftete 2008 zusammen ein Betriebsergebnis von 622 Mio. Euro (2006: 1,07 Mrd. Euro); dies entspricht einem Kostendeckungsgrad von 120 Prozent (2006: 135 Prozent).
- Die Gruppe der 33 bundesweiten Free-TV-Spartenprogramme erzielte mit einem Kostendeckungsgrad von 119 Prozent im Gegensatz zu 2006 ebenfalls Gewinne in Höhe von 135 Mio. Euro.
- Die 61 Pay-TV-Programme dagegen erwirtschafteten 2008 einen Fehlbetrag in Höhe von insgesamt 159 Mio. Euro, sie erreichten lediglich einen Kostendeckungsgrad von 87 Prozent. 2006 lagen sie mit einem Plus von 46 Mio. Euro und einem Kostendeckungsgrad von 104 Prozent noch in der Gewinnzone.
- Die 15 Teleshopping-Kanäle erreichten 2008 mit einem Gesamtumsatz von 1,45 Mrd. Euro einen Kostendeckungsgrad von 103 Prozent und verbesserten damit ihre defizitäre Wirtschaftssituation aus dem Jahr 2006 (Kostendeckung: 97 Prozent).
- Die 10 landesweiten TV-Fensterprogramme konnten ihre Umsätze auf 61 Mio. Euro ausweiten und vergrößerten damit ihre Gewinne auf insgesamt zwei Mio. Euro. Sie erzielten 2008 einen Kostendeckungsgrad von 103 Prozent.
- Trotz steigender Umsätze auf rund 91 Mio. Euro erwirtschafteten die 127 Anbieter von Lokal- und Ballungsraum-TV weiter Verluste. Ihr Kosten¬deckungsgrad sinkt auf 92 Prozent (2006: 97 Prozent).

Privater Hörfunk
- Die privaten Hörfunkveranstalter erwirtschafteten zusammen einen Überschuss von 84,5 Mio. Euro (2006: 97,3 Mio. Euro).
- Die 14 bundesweiten Hörfunkanbieter blieben 2008 mit einem Betriebsergebnis von minus 1 Mio. Euro (2006: minus 4,1 Mio. Euro) in der Verlustzone, konnten ihren Kostendeckungsgrad jedoch von 89 Prozent (2006) auf 98 Prozent (2008) verbessern.
- Die 51 landesweiten Hörfunkprogramme erzielten 2008 mit 62,3 Mio. Euro den mit Abstand höchsten Überschuss aller Angebotstypen im Privatradio. Ihr Kostendeckungsgrad erreichte aufgrund von Umsatzrückgängen aber nur noch 119 Prozent. ( 2006: 123 Prozent). Auch das Betriebsergebnis fiel 2006 mit 74 Mio. Euro höher aus als 2008.
- Die 131 Lokalradioprogramme arbeiteten 2008 profitabler als 2006. Ihr Betriebsergebnis belief sich auf 27,3 Mio. Euro, ihr Kostendeckungsgrad lag bei 116 Prozent. Im Jahr 2006 konnten die Lokalradios lediglich einen Überschuss von 21 Mio. Euro erwirtschaften, was einem Kostendeckungsgrad von 113 Prozent entsprach.
- Die 8 Angebote des digitalen Hörfunks waren 2008 mit einem Betriebsergebnis von minus 4,1 Mio. Euro hoch defizitär. Ihr Kostendeckungsgrad betrug lediglich 32 Prozent. Im Jahr 2006 erzielte der digitale Hörfunk ein Minus von 5 Mio. Euro bei einem Kostendeckungsgrad von 38 Prozent.

Eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse ist abrufbar unter www.blm.de. Der vollständige Ergebnisbericht der Untersuchung mit umfassenden Darstellungen der einzelnen Sparten in Fernsehen und Hörfunk sowie detaillierten Länderberichten erscheint Ende 2009 unter dem Titel "Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2008/09" im VISTAS Verlag, Goltzstraße 11, 10781 Berlin.