Stille Helden für stürmische Zeiten
Witten/Herdecke/St. Gallen/Düsseldorf, 9. Oktober 2008, www.ne-na.de - Angesichts der Turbulenzen am Kapitalmarkt stellt sich die Frage nach einem zukunftsfähigen Wirtschaftssystem mit Prinzipien, die zukünftig eine solche Krise verhindern können. „Familienunternehmen erweisen sich langlebige Familienunternehmen als Vorbild“, so Torsten Groth, Experte für Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke http://wifu.uni-wh.de. Die Vorbildfunktion resultiere nach seiner Ansicht aus der Jahrhunderte währenden erfolgreichen Existenz. Vor allem zwei Prinzipien unternehmerischer Entscheidungen garantieren eine langfristig stabile Unternehmensentwicklung:
Erstens: Das Prinzip Haftung mit eigenem Vermögen: Familienunternehmer stehen mit dem eigenen Gesellschafterkapital für die Folgen ihrer Entscheidungen ein – viele von ihnen haften sogar persönlich. Unter diesen Umständen wird die nachhaltige Sicherung des Vermögens zum Erfolgskriterium von Entscheidungen. Vor allem aber sorgt die persönliche Haftung dafür, dass hochspekulative, existenzgefährdende Geschäfte gemieden werden.
Zweitens: Das Prinzip Denken in Generationen: Erfolgreiche Familienunternehmen handeln nach der Maxime: Wie gelingt es uns, das Unternehmen gesund an die Folgegeneration zu übergeben. Weniger der Blick auf kurzfristige Gewinne, sondern vielmehr der Blick auf den Langfristnutzen aller Entscheidungen bestimmt das Denken der Unternehmerfamilien.
Wendet man diese zwei Prinzipien auf die aktuell zur Diskussion und Disposition stehenden Unternehmen an, bedarf es keiner allzu großen Phantasie, um zu erkennen, dass viele Investment-Entscheidungen gar nicht gefallen oder vollkommen anders getroffen worden wären. – Schaut man weiter und fragt, sich, wie Politik und Wirtschaft gemeinsam ein krisenresistenteres Wirtschaftssystem schaffen können, dann könnten langlebige Familienunternehmen als Vorbilder dienen: Es muss gelingen, das Management börsennotierter Unternehmen stärker in die Haftung für ihre Entscheidungen zu nehmen und zugleich Anreize schaffen, die eine langfristig erfolgreiche Existenzsicherung höher bewerten als kurzfristige, profitgetriebene Existenzgefährdung. Wer über Erbschaftssteuerregelungen die Existenz von Familienunternehmen gefährdet oder gar angesichts der Übernahme von Continental durch Schaeffler eine Enteignung der Unternehmerfamilien fordert, verkennt die stützende Funktion und den Vorbildcharakter von Familienunternehmen für ein krisenresistentes Wirtschaftssystem.
Die Fixierung auf börsennotierte Schwergewichte verzerrt nach Auffassung des Schweizer Management-Experten Fredmund Malik http://www.malik-mzsg.ch die Wirtschaftsrealität: „Die Shareholder-Brille hat blind gemacht für die überwältigende Zahl der Unternehmen, die immer schon gut funktionierten und auch in der Ära der Wallstreet-Skandale von ihren Prinzipien nicht abrückten.“ Man habe sich von einer verschwindenden Minderheit von geldgierigen Egozentrikern und Wirtschaftskriminellen für ein Jahrzehnt in die falsche Richtung führen lassen.
Die wahren Perlen der Unternehmenslandschaft stünden im Schatten des Börsengeschehens. Malik beschränkt seine Sichtweise nicht nur auf den Mittelstand oder auf Familienunternehmen. Er definiert die erfolgreichen Firmen als „Unternehmerisch geführte Unternehmen“ (UMU). „Es geht bei diesem Unternehmenstyp nämlich nicht um die Größe, sondern um die Art der Führung“, stellt Malik klar. Das Shareholder Value-Prinzip habe das Unternehmertum auf finanztechnische Kennziffern reduziert. Gewinn könne man aber nicht mit wirtschaftlich-unternehmerischer Leistung verwechseln. „Die Wirtschaft muss den Deal-Makern und Spekulanten entzogen werden, denn sonst kollabiert das gesamte System in einem Sumpf aus Fälschungen, Korruption und Wirtschaftskriminalität“, warnt Malik.
Heutzutage seien Shareholder keine Aktionäre mehr im Sinne des unternehmerischen Eigentümers. „Sie kaufen Aktien nicht als Anleger, um sie wegen des Unternehmens und seiner Leistungsfähigkeit zu halten. An den Unternehmen selbst ist diese Art von Aktionär im Grunde nicht interessiert, sondern an der schnellen Perfomance für die Funds-Manager und die Zertifikat-Besitzer“, bemängelt Malik. Die 100 größten Money Manager Amerikas verwalten fast 60 Prozent der US-Aktien und da gehe es in erster Linie um die Turnover-Rate, also um Aktienumschichtungen und weniger um unternehmerische Belange, sonst würden diese Manager die Papier länger halten. Malik plädiert daher für eine Neuregelung des Aktienrechtes. „Wer an der Bestellung des Aufsichtsrates und über diesen Weg an der Corporate Governance mitwirkt, soll eine Haltefrist beachten müssen. Wer das nicht tut, darf in der Hauptversammlung kein Stimmrecht haben“, fordert Malik. Noch 1950 waren nach seinen Erkenntnissen rund 90 Prozent aller amerikanischen Aktien in den Händen der privaten Haushalte. Heute seien es noch knapp über 30 Prozent. „Hingegen halten die institutionellen Investoren heute fast 70 Prozent der Aktien, während sie 1950 lediglich 9 Prozent besaßen“, so Malik.
Wer die Turbulenzen an den Finanzmärkten für ideologische Spielchen missbraucht, verschlechtert nach Auffassung von Udo Nadolski, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Harvey Nash, die wirtschaftliche Lage noch mehr: „Wir dürfen das Feld nicht den Crash-Propheten und Rattenfängern überlassen, die jetzt neues kollektivistisches Gedankengut auf den Meinungsmarkt schmeißen und die Ängste der Menschen für ihre Machtinteressen instrumentalisieren. Wir sollten, wie es der ordoliberale Denker Wilhelm Röpke in der Nachkriegszeit gefordert hat, in geduldiger Kleinarbeit prüfen, wie nicht zuletzt durch den Staat selber, durch sein Recht, durch sein Steuersystem und durch seine Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Gewichte in eine falsche Richtung verschoben wurden zulasten der Mittelschicht“, erklärt der Personalexperte Nadolski. Deutschland brauche nicht weniger, sondern mehr marktwirtschaftliche Ordnungspolitik. „Wir brauchen mehr Selbständige, wir brauchen mehr Unternehmen und für brauchen einen neuen Gründergeist“, fordert Nadolski.
Wer als Existenzgründer mit 10.000 Euro von Oma, Tante oder Sparkasse einen Laden oder ein Büro aufmache, werde selten froh. Bereits ab 17.500 Euro Umsatz falle zwangsweise Umsatzsteuer mit umfangreichen Berichts- und Voranmeldepflichten an. Bei monatlich je 300 Euro Kosten und Pflichtversicherungen bleibe dem Gründer bei 50 Wochenarbeitsstunden gerade noch ein Stundenlohn von 4,29 Euro. Ohne Urlaub. Davon könne er weder leben noch etwas investieren. Dennoch seien schon über den Grundfreibetrag von 7.664 Euro Gewinn Einkommenssteuern fällig. Stelle er eine erste Pauschalkraft ein, dann erheben neben Kammern und Sozialversicherungen auch die Berufsgenossenschaften ihre Zwangsbeiträge, und die Kreditgeber verlangen Sondertilgungen. „Das ist die Realität und nicht die wirren Gedanken von Politikern wie Oskar Lafontaine. Wer eine ‚Rückenteignung’ von Milliardenvermögen fordert, darf sich nicht wundern, wenn das unternehmerische Engagement in unserem Land verschwindet“, warnt Nadolski.
Redaktion
NeueNachricht
Gunnar Sohn
Ettighoffer Straße 26 A
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Erstens: Das Prinzip Haftung mit eigenem Vermögen: Familienunternehmer stehen mit dem eigenen Gesellschafterkapital für die Folgen ihrer Entscheidungen ein – viele von ihnen haften sogar persönlich. Unter diesen Umständen wird die nachhaltige Sicherung des Vermögens zum Erfolgskriterium von Entscheidungen. Vor allem aber sorgt die persönliche Haftung dafür, dass hochspekulative, existenzgefährdende Geschäfte gemieden werden.
Zweitens: Das Prinzip Denken in Generationen: Erfolgreiche Familienunternehmen handeln nach der Maxime: Wie gelingt es uns, das Unternehmen gesund an die Folgegeneration zu übergeben. Weniger der Blick auf kurzfristige Gewinne, sondern vielmehr der Blick auf den Langfristnutzen aller Entscheidungen bestimmt das Denken der Unternehmerfamilien.
Wendet man diese zwei Prinzipien auf die aktuell zur Diskussion und Disposition stehenden Unternehmen an, bedarf es keiner allzu großen Phantasie, um zu erkennen, dass viele Investment-Entscheidungen gar nicht gefallen oder vollkommen anders getroffen worden wären. – Schaut man weiter und fragt, sich, wie Politik und Wirtschaft gemeinsam ein krisenresistenteres Wirtschaftssystem schaffen können, dann könnten langlebige Familienunternehmen als Vorbilder dienen: Es muss gelingen, das Management börsennotierter Unternehmen stärker in die Haftung für ihre Entscheidungen zu nehmen und zugleich Anreize schaffen, die eine langfristig erfolgreiche Existenzsicherung höher bewerten als kurzfristige, profitgetriebene Existenzgefährdung. Wer über Erbschaftssteuerregelungen die Existenz von Familienunternehmen gefährdet oder gar angesichts der Übernahme von Continental durch Schaeffler eine Enteignung der Unternehmerfamilien fordert, verkennt die stützende Funktion und den Vorbildcharakter von Familienunternehmen für ein krisenresistentes Wirtschaftssystem.
Die Fixierung auf börsennotierte Schwergewichte verzerrt nach Auffassung des Schweizer Management-Experten Fredmund Malik http://www.malik-mzsg.ch die Wirtschaftsrealität: „Die Shareholder-Brille hat blind gemacht für die überwältigende Zahl der Unternehmen, die immer schon gut funktionierten und auch in der Ära der Wallstreet-Skandale von ihren Prinzipien nicht abrückten.“ Man habe sich von einer verschwindenden Minderheit von geldgierigen Egozentrikern und Wirtschaftskriminellen für ein Jahrzehnt in die falsche Richtung führen lassen.
Die wahren Perlen der Unternehmenslandschaft stünden im Schatten des Börsengeschehens. Malik beschränkt seine Sichtweise nicht nur auf den Mittelstand oder auf Familienunternehmen. Er definiert die erfolgreichen Firmen als „Unternehmerisch geführte Unternehmen“ (UMU). „Es geht bei diesem Unternehmenstyp nämlich nicht um die Größe, sondern um die Art der Führung“, stellt Malik klar. Das Shareholder Value-Prinzip habe das Unternehmertum auf finanztechnische Kennziffern reduziert. Gewinn könne man aber nicht mit wirtschaftlich-unternehmerischer Leistung verwechseln. „Die Wirtschaft muss den Deal-Makern und Spekulanten entzogen werden, denn sonst kollabiert das gesamte System in einem Sumpf aus Fälschungen, Korruption und Wirtschaftskriminalität“, warnt Malik.
Heutzutage seien Shareholder keine Aktionäre mehr im Sinne des unternehmerischen Eigentümers. „Sie kaufen Aktien nicht als Anleger, um sie wegen des Unternehmens und seiner Leistungsfähigkeit zu halten. An den Unternehmen selbst ist diese Art von Aktionär im Grunde nicht interessiert, sondern an der schnellen Perfomance für die Funds-Manager und die Zertifikat-Besitzer“, bemängelt Malik. Die 100 größten Money Manager Amerikas verwalten fast 60 Prozent der US-Aktien und da gehe es in erster Linie um die Turnover-Rate, also um Aktienumschichtungen und weniger um unternehmerische Belange, sonst würden diese Manager die Papier länger halten. Malik plädiert daher für eine Neuregelung des Aktienrechtes. „Wer an der Bestellung des Aufsichtsrates und über diesen Weg an der Corporate Governance mitwirkt, soll eine Haltefrist beachten müssen. Wer das nicht tut, darf in der Hauptversammlung kein Stimmrecht haben“, fordert Malik. Noch 1950 waren nach seinen Erkenntnissen rund 90 Prozent aller amerikanischen Aktien in den Händen der privaten Haushalte. Heute seien es noch knapp über 30 Prozent. „Hingegen halten die institutionellen Investoren heute fast 70 Prozent der Aktien, während sie 1950 lediglich 9 Prozent besaßen“, so Malik.
Wer die Turbulenzen an den Finanzmärkten für ideologische Spielchen missbraucht, verschlechtert nach Auffassung von Udo Nadolski, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Harvey Nash, die wirtschaftliche Lage noch mehr: „Wir dürfen das Feld nicht den Crash-Propheten und Rattenfängern überlassen, die jetzt neues kollektivistisches Gedankengut auf den Meinungsmarkt schmeißen und die Ängste der Menschen für ihre Machtinteressen instrumentalisieren. Wir sollten, wie es der ordoliberale Denker Wilhelm Röpke in der Nachkriegszeit gefordert hat, in geduldiger Kleinarbeit prüfen, wie nicht zuletzt durch den Staat selber, durch sein Recht, durch sein Steuersystem und durch seine Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Gewichte in eine falsche Richtung verschoben wurden zulasten der Mittelschicht“, erklärt der Personalexperte Nadolski. Deutschland brauche nicht weniger, sondern mehr marktwirtschaftliche Ordnungspolitik. „Wir brauchen mehr Selbständige, wir brauchen mehr Unternehmen und für brauchen einen neuen Gründergeist“, fordert Nadolski.
Wer als Existenzgründer mit 10.000 Euro von Oma, Tante oder Sparkasse einen Laden oder ein Büro aufmache, werde selten froh. Bereits ab 17.500 Euro Umsatz falle zwangsweise Umsatzsteuer mit umfangreichen Berichts- und Voranmeldepflichten an. Bei monatlich je 300 Euro Kosten und Pflichtversicherungen bleibe dem Gründer bei 50 Wochenarbeitsstunden gerade noch ein Stundenlohn von 4,29 Euro. Ohne Urlaub. Davon könne er weder leben noch etwas investieren. Dennoch seien schon über den Grundfreibetrag von 7.664 Euro Gewinn Einkommenssteuern fällig. Stelle er eine erste Pauschalkraft ein, dann erheben neben Kammern und Sozialversicherungen auch die Berufsgenossenschaften ihre Zwangsbeiträge, und die Kreditgeber verlangen Sondertilgungen. „Das ist die Realität und nicht die wirren Gedanken von Politikern wie Oskar Lafontaine. Wer eine ‚Rückenteignung’ von Milliardenvermögen fordert, darf sich nicht wundern, wenn das unternehmerische Engagement in unserem Land verschwindet“, warnt Nadolski.
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