print logo

Jeder vierte Betrieb kämpft um neue Mitarbeiter

BDS-Vergleichsstudie 2008/2011 zum Personalbedarf im bayerischen Mittelstand veröffentlicht.
28 Prozent aller bayerischen Mittelständler können offene Stellen nicht besetzen – mit steigender Tendenz. Fast ebenso viele planen weitere Neueinstellungen. Vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 waren nur in jedem fünften Betrieb Stellen frei. BDS-Präsident Ingolf F. Brauner: „Die Jubelzahlen der Bundesagentur für Arbeit haben ihre Schattenseite. Der wirtschaftliche Schaden offener Stellen ist konkret. Sich alternativlos in ihr Schicksal ergeben, ist allerdings nicht die Sache der bayerischen Unternehmer und Selbständigen. Sie setzen auf mehr Aus- und Weiterbildung, Väter und Mütter sowie auf ältere Mitarbeiter.“



Sämtliche Konjunkturindikatoren des seit 2005 durchgeführten BDS Stimmungstests haben diesen Winter ihre Rekordwerte erreicht. Bayerns Mittelstand blickt optimistisch in die Zukunft – wenn nicht der zunehmende Personalmangel wäre. 75 Prozent der betroffenen Betriebe suchen vergeblich Fachkräfte, 20 Prozent Auszubildende, 11 Prozent Akademiker und 15 Prozent Hilfspersonal. Mit steigender Größe steigt auch der Personalmangel an, ebenso wie mit der zunehmenden Entfernung zu den Ballungszentren. „Wer ausbildet oder exportiert, ist attraktiver“, weist Brauner auf ein weiteres Umfrageergebnis hin.



Offene Stellen führen bei 86 Prozent zu einem wirtschaftlichen Schaden – 2008 waren es nur 60 Prozent. Jeder fünfte Betrieb bezeichnet seine finanziellen Einbußen bereits als „erheblich“ oder „bedrohlich“. Brauner: „Der bayerische Mittelstand stellt sich dieser neuen Herausforderung. Abhängig von ihrer Branche und Größe greifen die Unternehmen auf verschiedene Instrumente zurück.“ Fast jeder zweite Betrieb setzt auf eine bessere Weiterbildung seiner Mitarbeiter, knapp vier von zehn helfen ihren Mitarbeitern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, jeweils rund ein Viertel wollen mehr ausbilden oder ältere Mitarbeiter beschäftigen. In Summe stellt sich die Personalpolitik im Mittelstand spürbar dynamischer dar als vor drei Jahren.



Abhängig von der Branche stehen die Unternehmer und Selbständigen vor anderen Herausforderungen. Während beispielsweise die mittelständische Industrie oder das Handwerk besonders Auszubildende und Fachkräfte suchen, benötigt der Dienstleistungssektor überproportional viele Akademiker und die Tourismusbranche Hilfskräfte. Die Folge: Handwerksmeister setzten auf mehr Ausbildung, Hoteliers und Gastronomen auf Mitarbeiter aus dem Ausland.



Brauner abschließend: „Wer im Wettbewerb bestehen will, darf nie alternativlos sein. Bayerns Mittelstand kämpft um seine Mitarbeiter, wohl wissend, dass es ohne die Politik nicht geht. Der Erwartungsdruck auf die Bildungs-, Familien- und Integrationspolitik ist hoch.“



Zum BDS Stimmungstest Winter 2010/2011: Rund 1.000 Mitgliedsunternehmen des BDS Bayern haben sich an der aktuellen Umfrage beteiligt. Quer über alle Regionen und Branchen hinweg, vermitteln die Ergebnisse einen repräsentativen Überblick über die Lage im bayerischen Mittelstand. Wissenschaftlicher Leiter ist Prof. Dr. Karlheinz Zwerenz.