Diderot statt Wikipedia – Internet-Enzyklopädie als Medium des Okkultismus
Augsburg/Düsseldorf, Mai 2008, www.ne-na.de - „Kritik meint heute ganz allgemein eine prüfende Beurteilung nach begründetem Maßstab, die mit der Abwägung von Wert und Unwert einer Sache einhergeht“, belehrt uns ein Artikel der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Er schneidet dem Lexikon mit dieser Definition ins eigene Fleisch. Denn einer prüfenden, wissenschaftlichen Beurteilung entzieht sich der Inhalt eines Wikipedia-Artikels von Grund auf. Das ist bereits durch das Wesen des Formats vorherbestimmt. So gilt die Formel: Jeder Benutzer darf Artikel einstellen und verändern. Bestand hat, was von der Gemeinschaft akzeptiert wird. Die Quelle der Information hingegen ist nebensächlich.
Deshalb glauben die Befürworter des Gemeinschaftslexikons fest daran, dass ihr System der gegenseitigen Kontrolle und Korrektur zu einem Produkt führt, das den von Profis geschriebenen Lexika weit überlegen ist. Eine vom Stern in Auftrag gegebene Studie des Wissenschaftlichen Informationsdienstes Köln http://www.wind-gmbh.com scheint dies auf den ersten Blick zu bestätigen. 50 zufällig ausgewählte Einträge aus unterschiedlichen Kategorien wurden überprüft. Kriterien wie Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verständlichkeit wurden mit Schulnoten bewertet. Wikipedia erzielte eine Durchschnittsnote von 1,7. Die Einträge zu den gleichen Stichworten im Online-Brockhaus erreichten lediglich eine Durchschnittsnote von 2,7.
Dabei relativiert Gründer Jimmy Wales selbst vergleichbare Einschätzungen: „Wikipedia ist ein Produkt, das sich konstant erneuert. Jede Seite kann zu jedem Zeitpunkt schon wieder obsolet sein. Wir weisen deshalb ja auch ausdrücklich darauf hin, Wikipedia nicht als Quelle für wissenschaftliche Aufsätze zu verwenden“, so Wales in einem Interview mit Spiegel-Online http://www.spiegel-online.de
Doch bei Online-Recherchen geht mittlerweile kaum noch ein Weg an Wikipedia vorbei. So rangierte der Begriff unter der Domain google.com über das gesamte Jahr hinweg auf Platz sechs der Suchwörter. Die Idee der totalen Wissensproduktion von anonymen Hobbyautoren führt dabei zu einem gigantischen Haufen an Informationsmüll. Das Verhältnis zwischen Suchbegriffen und Ursprung der Information scheint dabei immer mehr aus dem Ruder zu laufen. Die Seite „Ufo“ etwa ist über drei Doppelklicks mit der offiziellen Website der Scientology-Sekte verbunden. Durch solche Verlinkungen entstehen Endlosschleifen, welche die ursprüngliche Idee der Enzyklopädie außer Kraft setzen: „Wikipedia ist somit ein okkultistisches Medium. Es ist gespickt mit Propaganda, Fehlinformationen und Verlinkungen zu fragwürdigen Anbietern“, so Sabine Doering-Manteuffel, Professorin für Europäische Ethnologie an der Universität Augsburg http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/volkskunde/ und Autorin des Buches „Das Okkulte“.
Anstatt nützliches Wissen zu erzeugen, bliebe die Herkunft der Information im Dunkeln, eben im Wortsinn okkult. „Die legendäre Encyclopédie von Denis Diderot hingegen war ein Projekt der Aufklärung. Sapere aude, so der Leitspruch, habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Und der Verstand legt es doch nahe, dass ein Medium wie Wikipedia nicht im Mittelpunkt von Informationsrecherchen stehen sollte. Eine öffentliche Disputation wie mit den Encyclopédie-Autoren des 18. Jahrhunderts ist mit der anonymen Wikipedia-Gemeinde überhaupt nicht möglich“, kritisiert Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer IT-Beratungsunternehmens Harvey Nash http://www.harveynash.de.
Das Regelwerk von Wikipedia sei bislang löchrig wie ein Schweizer Käse. Zum Regelverstoß habe der Gründer sogar nachdrücklich ermuntert: „Wenn eine Regel dich so nervös macht und so deprimiert, dass du nicht mehr bei Wikipedia mitarbeiten möchtest, dann ignoriere sie“. Für die Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts sei das nach Auffassung von Doering-Manteuffel sehr gefährlich. Wenn man die Urheberschaft von Informationen, die im Netz kursieren, relativ einfach verschleiern könne, bekämen Quellen wie Wikipedia einen prinzipiell okkultistischen Charakter. Da könne es nicht verwundern, wenn obskure Meldungen über Kühe auflaufen, die angeblich in unterschiedlichen Dialekten muhen. Den Witz des Daily Mail-Redakteurs hätten die Wiki-Autoren wohl nicht verstanden: „Cows with regional accents? Pull the udder one.”
Redaktion
medienbüro.sohn
Ettighoffer Straße 26 A
53123 Bonn
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E-Mail: medienbuero@sohn.de
Deshalb glauben die Befürworter des Gemeinschaftslexikons fest daran, dass ihr System der gegenseitigen Kontrolle und Korrektur zu einem Produkt führt, das den von Profis geschriebenen Lexika weit überlegen ist. Eine vom Stern in Auftrag gegebene Studie des Wissenschaftlichen Informationsdienstes Köln http://www.wind-gmbh.com scheint dies auf den ersten Blick zu bestätigen. 50 zufällig ausgewählte Einträge aus unterschiedlichen Kategorien wurden überprüft. Kriterien wie Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verständlichkeit wurden mit Schulnoten bewertet. Wikipedia erzielte eine Durchschnittsnote von 1,7. Die Einträge zu den gleichen Stichworten im Online-Brockhaus erreichten lediglich eine Durchschnittsnote von 2,7.
Dabei relativiert Gründer Jimmy Wales selbst vergleichbare Einschätzungen: „Wikipedia ist ein Produkt, das sich konstant erneuert. Jede Seite kann zu jedem Zeitpunkt schon wieder obsolet sein. Wir weisen deshalb ja auch ausdrücklich darauf hin, Wikipedia nicht als Quelle für wissenschaftliche Aufsätze zu verwenden“, so Wales in einem Interview mit Spiegel-Online http://www.spiegel-online.de
Doch bei Online-Recherchen geht mittlerweile kaum noch ein Weg an Wikipedia vorbei. So rangierte der Begriff unter der Domain google.com über das gesamte Jahr hinweg auf Platz sechs der Suchwörter. Die Idee der totalen Wissensproduktion von anonymen Hobbyautoren führt dabei zu einem gigantischen Haufen an Informationsmüll. Das Verhältnis zwischen Suchbegriffen und Ursprung der Information scheint dabei immer mehr aus dem Ruder zu laufen. Die Seite „Ufo“ etwa ist über drei Doppelklicks mit der offiziellen Website der Scientology-Sekte verbunden. Durch solche Verlinkungen entstehen Endlosschleifen, welche die ursprüngliche Idee der Enzyklopädie außer Kraft setzen: „Wikipedia ist somit ein okkultistisches Medium. Es ist gespickt mit Propaganda, Fehlinformationen und Verlinkungen zu fragwürdigen Anbietern“, so Sabine Doering-Manteuffel, Professorin für Europäische Ethnologie an der Universität Augsburg http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/volkskunde/ und Autorin des Buches „Das Okkulte“.
Anstatt nützliches Wissen zu erzeugen, bliebe die Herkunft der Information im Dunkeln, eben im Wortsinn okkult. „Die legendäre Encyclopédie von Denis Diderot hingegen war ein Projekt der Aufklärung. Sapere aude, so der Leitspruch, habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Und der Verstand legt es doch nahe, dass ein Medium wie Wikipedia nicht im Mittelpunkt von Informationsrecherchen stehen sollte. Eine öffentliche Disputation wie mit den Encyclopédie-Autoren des 18. Jahrhunderts ist mit der anonymen Wikipedia-Gemeinde überhaupt nicht möglich“, kritisiert Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer IT-Beratungsunternehmens Harvey Nash http://www.harveynash.de.
Das Regelwerk von Wikipedia sei bislang löchrig wie ein Schweizer Käse. Zum Regelverstoß habe der Gründer sogar nachdrücklich ermuntert: „Wenn eine Regel dich so nervös macht und so deprimiert, dass du nicht mehr bei Wikipedia mitarbeiten möchtest, dann ignoriere sie“. Für die Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts sei das nach Auffassung von Doering-Manteuffel sehr gefährlich. Wenn man die Urheberschaft von Informationen, die im Netz kursieren, relativ einfach verschleiern könne, bekämen Quellen wie Wikipedia einen prinzipiell okkultistischen Charakter. Da könne es nicht verwundern, wenn obskure Meldungen über Kühe auflaufen, die angeblich in unterschiedlichen Dialekten muhen. Den Witz des Daily Mail-Redakteurs hätten die Wiki-Autoren wohl nicht verstanden: „Cows with regional accents? Pull the udder one.”
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