Wirtschaftspolitische Lage in DACH-Region deutlich verschlechtert
Die Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen wird im 3. Quartal 2023, insbesondere in Europa und Nord- und Südamerika, deutlich kritischer eingeschätzt als noch im Vorquartal. Ein ähnliches Bild lässt sich auch in der Bewertung der politischen Performance in diesen Regionen erkennen. Demgegenüber stehen große Teile Asiens sowie Afrikas, in denen sowohl die Wirtschaftspolitik als auch die politische Lage verbessert wahrgenommen werden.
Skeptischer Blick auf die Wirtschaftspolitik in Europa und Nord- und Südamerika
Die Abbildung zeigt die Gesamtbewertung der wirtschaftspolitischen Lage. Diese setzt sich aus der Einschätzung der Expertinnen und Experten zur allgemeinen Bewertung der aktuellen Wirtschaftspolitik und der Bewertung der Eignung der Wirtschaftspolitik für künftige Herausforderungen zusammen. Positivere Bewertungen im Vergleich zum vorangegangenen Quartal (Q2 2023) sind blau eingefärbt, und negativere Bewertungen sind rot hervorgehoben.
Global gesehen sind die Einschätzungen der Expertinnen und Experten zur Wirtschaftspolitik in ihrem jeweiligen Land im Vergleich zum Vorquartal etwas positiver. Der globale Durchschnitt des Gesamtindikators für die Wirtschaftspolitik nimmt im 3. Quartal 2023 einen Wert von +0,47 auf einer Skala von -100 bis +100 an.
Einschätzungen zur Wirtschaftspolitik positiv außerhalb von Europa und Amerika
Die Bewertung der Wirtschaftspolitik setzt sich zu gleichen Teilen aus den Einschätzungen der Expertinnen und Experten zur aktuellen Wirtschaftspolitik und der Einschätzung der Wirtschaftspolitik im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen zusammen. Die durchschnittliche globale allgemeine Bewertung der Wirtschaftspolitik hat sich verbessert (+4), aber die Beurteilung wie gut die Politik künftige Herausforderungen bewältigen kann, ist unverändert geblieben (+0). Die in weiten Teilen Afrikas verzeichneten Verbesserungen sind zu gleichen Teilen auf die beiden Komponenten des Gesamtindexes zurückzuführen. Beide Indikatoren gehen für Nordafrika jedoch zurück, während sie insbesondere in Mittelafrika stark ansteigen. Das gleiche Muster ist in Asien zu beobachten, wo vor allem die allgemeine Einschätzung der Wirtschaftspolitik positiver beurteilt wird. Die größten Anstiege beider Indikatoren sind in Südostasien zu beobachten, wo erhebliche Verbesserungen zu verzeichnen sind. Große positive Verschiebungen bei beiden Indikatoren sind auch in Ozeanien zu beobachten.
Die größten Rückgänge bei beiden Indikatoren sind in Osteuropa zu erkennen. Expertinnen und Experten in West-, Süd- und Nordeuropa sind jedoch fast gleich pessimistisch in ihren Einschätzungen. Vor allem die Bewertung, wie gut die Politik die Herausforderungen der Zukunft bewältigt, ist in allen europäischen Regionen stark negativ. In Amerika sind die Expertinnen und Experten etwas weniger optimistisch für die allgemeine Wirtschaftspolitik und noch weniger für die Eignung der Wirtschaftspolitik zur Bewältigung künftiger Herausforderungen.
Heterogene Bewertung der politischen Lage
Die Gesamtbewertung der politischen Situation in den Heimatländern der Expertinnen und Experten ergibt sich aus der Kombination der von den Expertinnen und Experten abgegebenen Bewertungen der Leistung der Regierungen und der politischen Stabilität. Die Expertinnen und Experten werden gebeten, die Situation im 3. Quartal 2023 mit der des Vorquartals zu vergleichen.
Auf einer globalen Skala beurteilen die Expertinnen und Experten die aktuelle politische Situation in ihrem Land etwas positiver im Vergleich zum Vorquartal. Der globale Durchschnitt des allgemeinen Indikators zur aktuellen politischen Lage liegt im 3. Quartal 2023 bei 2,5 auf einer Skala von -100 bis +100.
Bei der Betrachtung der globalen Regionen zeigen unsere Daten ein erhebliches Maß an regionsübergreifender Heterogenität. Besonders negativ beurteilen die Expertinnen und Experten die politische Situation in ihrem Heimatland in Europa, Nord- und Südamerika. Am anderen Ende des Spektrums beobachten wir positivere Einschätzungen: in Ozeanien sowie in Mittelamerika und der Karibik. Mit Ausnahme von Nordafrika berichten Expertinnen und Experten in allen Regionen Asiens und Afrikas von einer deutlichen Verbesserung der wahrgenommenen politischen Lage. Bei der Betrachtung der Zahlen für Asien und Nordafrika ist zu beachten, dass die Befragung vor dem Krieg zwischen Israel und der Hamas durchgeführt wurde. Hervorzuheben sind die gemeldeten Verbesserungen in Südostasien, wo die Expertinnen und Experten die Entwicklung der politischen Lage in ihren Ländern am optimistischsten einschätzen.
Insgesamt zeigt die Weltkarte der politischen Lage eine klare geografische Kluft: Expertinnen und Experten aus Regionen im nördlichen Teil der Welt berichten von einer Verschlechterung der politischen Lage, während Expertinnen und Experten aus Regionen im südlichen Teil der Welt (mit Ausnahme von Südamerika) von einer Verbesserung der politischen Lage berichten.
Regierungsperformance besonders in Europa kritisiert, politische Stabilität global verbessert
Die Bewertung der politischen Lage ist ein Aggregat, das sich gleichermaßen auf zwei Säulen stützt: zum einen auf die Einschätzung der Expertinnen und Experten über die Regierungsperformance und zum anderen auf die Bewertung der politischen Stabilität in ihren Ländern.
Die Bewertung der Regierungsperformance zeigt deutliche überregionale Trends. Während Expertinnen und Experten aus allen Teilen Europas und den meisten Teilen Amerikas sich zunehmend kritischer bezüglich der Performance der Regierungen äußern, berichten Expertinnen und Experten in Asien, dass sie eine Verbesserung der Regierungsleistung beobachten. In Afrika ist das Bild geteilter, wo die positiven Bewertungen im südlichen und östlichen Afrika den eher negativen Einschätzungen der Expertinnen und Experten gegenüberstehen, die in Nordafrika leben.
In Bezug auf die politische Stabilität sind die Expertinnen und Experten im Durchschnitt deutlich optimistischer als im Vorquartal: Insbesondere Expertinnen und Experten in Asien und Afrika berichten von Verbesserungen in allen Regionen der beiden Kontinente. Der Befund einer größeren politischen Stabilität auf dem Globus setzt einen deutlichen Trend fort, der bereits in Q1 und Q2 2023 zu beobachten war. Nachdem der Anstieg der wahrgenommenen politischen Stabilität in Q2 etwas geringer ausfiel (+7,5 in Q2), liegt die Verbesserung der Skala in Q3 mit +10 näher an der Verbesserung in Q1 2023 (+12). Es ist jedoch zu beachten, dass die Experteneinschätzungen vor dem Krieg zwischen Israel und der Hamas im Jahr 2023 erhoben wurden. Die einzigen Regionen, die diesem Trend widersprechen, sind Nordamerika und große Teile Europas, wo die Expertinnen und Experten eine geringere politische Stabilität in ihren Ländern melden.