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Fast jeder Vierte in Deutschland fürchtet wegen Künstlicher Intelligenz um seinen Job

Weltweit geht mehr als jeder Dritte (35 Prozent) davon aus, dass Programme und Maschinen in Zukunft ihren Job machen.
Ernst & Young GmbH | 12.06.2023
Fast jeder Vierte in Deutschland fürchtet wegen Künstlicher Intelligenz um seinen Job © freepik
 

Wird Künstliche Intelligenz (KI) in Zukunft die Arbeit erleichtern – oder Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ersetzen? Fast jeder vierte Beschäftigte (23 Prozent) in Deutschland macht sich laut einer aktuellen Befragung von EY Sorgen, von Maschinen oder Technologien ersetzt zu werden. Weltweit sagt dies sogar mehr als jeder Dritte (35 Prozent).

Am ausgeprägtesten ist die Angst vor dem Verlust des Jobs aufgrund technologischer Entwicklungen in Saudi-Arabien (56 Prozent), Indien (52 Prozent) und China (48 Prozent). Am geringsten ist der Anteil der Beschäftigten mit Angst um den eigenen Arbeitsplatz in Italien. Hier hat nur einer von sechs Arbeitnehmern (15 Prozent) die Befürchtung, dass Maschinen in Zukunft seinen Job übernehmen können.

An grundsätzlichem Hintergrundwissen zum Thema mangelt es den Menschen in Deutschland dabei laut eigener Aussage nicht: mehr als drei von vier Befragten (76 Prozent) sagen, dass sie mindestens ein grundsätzliches Verständnis von Künstlicher Intelligenz haben. Weltweit sind es etwas weniger (68 Prozent), die dieser Meinung sind.

Das sind Ergebnisse des „Future Consumer Index“ von EY. In der weltweiten Umfrage unter mehr als 21.000 Menschen – 1.000 davon in Deutschland – wurden erstmals auch die möglichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt thematisiert.

Olaf Riedel, EY-Partner und Technologie Sektor Leader Deutschland, Österreich und Schweiz: „Die Fülle von Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz und vor allem die Geschwindigkeit, mit der diese entstehen, konkreter und komplexer werden, sind größer als alles Bisherige in der Geschichte der Technik, und sie haben das Potenzial, die Arbeitswelt zu revolutionieren. Es bieten sich zahlreiche Chancen für Unternehmen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Kunden. Aber es ist auch klar, dass sich Arbeitsprofile verändern werden: Neue Jobs entstehen, andere werden überflüssig.“ Daher sei es nachvollziehbar, wenn Menschen sich Sorgen machen, so Riedel weiter: „Es ist wichtig, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen und frühzeitig Maßnahmen zur Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ergreifen. Die Erfahrung zeigt, dass technologische Neuerungen – wie auch die Digitalisierung als Ganzes – nicht zu weniger, sondern zu mehr Arbeitsplätzen geführt haben.“ Allerdings gehe dieser Prozess nicht immer reibungslos vonstatten.

Festzuhalten ist: Beschäftigte in Deutschland haben nicht nur Befürchtungen, was intelligente Technologien angeht: Zwei von drei Befragten (67 Prozent) sind überzeugt, dass KI-Anwendungen sie niemals vollständig werden ersetzen können. Damit liegen die Menschen hierzulande leicht unter dem weltweiten Durchschnitt (70 Prozent). Dass Maschinen und Technologien mit KI-Bezug den eigenen Job leichter machen werden, sagen in Deutschland 43 Prozent. International sind es sogar 63 Prozent.

Weniger Fehler, geringere Kosten, kürzere Wochenarbeitszeit

Mehr als jeder zweite Befragte (51 Prozent) hierzulande ist der Meinung, dass KI-optimierte Automatisierung in der Zukunft Fehler verringern und Personalkosten senken wird. Zum Vergleich: Weltweit glauben dies fast zwei Drittel aller Befragten (64 Prozent). Eine kürzere Wochenarbeitszeit durch Fortschritte im Bereich Künstlicher Intelligenz hält fast jeder dritte Befragte (29 Prozent) hierzulande für möglich, weltweit sind es 42 Prozent.

Riedel: „Schon jetzt kann Künstliche Intelligenz Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konkret bei ihren Aufgaben unterstützen. Dies gilt sowohl für einfache Tätigkeiten als auch für komplizierte Aufgaben, die von intelligenten Anwendungen schneller gelöst werden können. Ob dies nicht nur die Arbeitsleistung erhöht, sondern beispielsweise auch dazu führt, dass Firmen ihren Angestellten neue Arbeitszeitmodelle, wie etwa eine Vier-Tage-Woche anbieten können, wird sich zeigen. Fest steht aber: KI hat das Potenzial, die Effizienz zu steigern, die Arbeitsbelastung zu reduzieren und so dem Wohl aller zu dienen.“

Allerdings: Programmen wie Chatbots, die aktuell in aller Munde sind, vertrauen Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland insgesamt kaum, nicht einmal jeder zehnte Befragte (9 Prozent) hierzulande hält sie für seriös. Ein etwas größeres Zutrauen in solche Anwendungen haben Befragte in Indien (27 Prozent), Saudi-Arabien (22 Prozent) und China (17 Prozent). Ihre Passwörter lassen sich Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland dagegen gerne von Künstlicher Intelligenz erstellen: Mehr als jeder Zweite (52 Prozent) hält automatisch erstellte Sicherheitsschlüssel für seine Daten für zuverlässig. Weltweit ist der Anteil geringer und liegt bei 39 Prozent.

Herausforderung: Befragte wünschen sich Regulierung und Kontrolle

Darüber hinaus findet fast die Hälfte der Menschen in Deutschland (48 Prozent), dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz von der Regierung reguliert werden sollte – weltweit sind es sogar 61 Prozent, die diese Aussage unterstützen. Ein Beispiel: Bei der Frage, ob Künstliche Intelligenz genutzt werden sollte, um Kriminalität zu bekämpfen, hat fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) in Deutschland Bedenken. Umgekehrt fühlt sich in Indien (83 Prozent), Saudi-Arabien (79 Prozent) und Japan (73 Prozent) ein Großteil der Menschen wohl damit, wenn auf intelligenter Software basierende Programme oder Maschinen bei Verbrechensbekämpfung eingesetzt werden würden.

Riedel: „Künstliche Intelligenz wird unser Leben für immer verändern – auch die Art, wie wir arbeiten. Manche Bereiche wird dies deutlich stärker betreffen als andere, bestimmte Aufgaben werden aller Voraussicht nach nicht mehr von Menschen bearbeitet werden müssen. Dafür werden aber neue Arbeitsfelder entstehen. Es ist daher wichtig, den Strukturwandel, der durch KI erfolgen wird, sinnvoll durch Weiterbildung und Qualifizierung zu begleiten.“