Deutsche Unternehmen haben beim Thema Resilienz Nachholbedarf
Die Geschäftswelt ist zunehmend von Krisen geprägt, in denen Wandel und Disruption zum Normalzustand werden. Unternehmen sehen sich gezwungen, umfangreiche Transformationen durchzuführen, um die damit einhergehenden Herausforderungen zu meistern, erfolgreich zu bleiben und sich gegen unvorhersehbare Ereignisse zu wappnen. Vor diesem Hintergrund treiben immer mehr Führungskräfte in ihren Unternehmen den Aufbau integrierter Resilienzprogramme voran. Das ist die zentrale Erkenntnis des „Global Crisis and Resilience Survey 2023“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC).
Die Befragung von weltweit mehr als 1.800 Entscheider:innen – darunter 132 in Deutschland – zeigt, dass der Aufbau von Resilienz in immer mehr Unternehmen höchste Priorität genießt. Geht es um die Umsetzung integrierter Resilienzprogramme, liegen deutsche Unternehmen allerdings zurück. Das macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass sie wichtige Schlüsselfunktionen im globalen Vergleich noch deutlich seltener integrieren. So ist beispielsweise das Business Continuity Management (BCM) in nur 19 % der deutschen Unternehmen Teil eines Resilienzprogramms. Der globale Schnitt liegt dagegen bei 40 %.
Unternehmen wappnen sich gegen zunehmende Disruptionen
Der „Global Crisis and Resilience Survey 2023“ untersucht im Detail, wie Unternehmen mit den wachsenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit immer häufiger auftretenden Disruptionen umgehen. Dem Bericht zufolge haben 92 % der befragten deutschen Unternehmen neben der Covid-19-Pandemie mindestens eine weitere Disruption erlebt. In Deutschland sorgen sich die Führungskräfte mit Blick auf die kommenden zwei Jahre am meisten über Cyberangriffe, Lieferkettenunterbrechungen und Personalmangel. Herausforderungen, die sie nicht unvorbereitet angehen: Fast zwei Drittel der Unternehmen haben ein integriertes Resilienzprogramm entwickelt. Doch nur jedes fünfte davon ist bereits wirklich vollständig integriert.
Klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten gefragt
Die richtige Strategie wird in Zukunft allerdings nicht genügen, um im Zuge von Disruptionen die entscheidenden Chancen zu ergreifen. Wer auch in schwierigen Phasen wachsen möchte, muss Resilienzprogramme eng mit der Führungsebene verzahnen. In Deutschland werden bisher aber nur 22 % der Programme von den CEOs unterstützt – 11 % Prozent weniger als im globalen Schnitt (33 %). Fast jedes dritte Unternehmen hat zudem Probleme damit, ein Team mit den richtigen Fähigkeiten für den Bereich aufzubauen.
Neben klaren Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sowie dem richtigen Qualifizierungsansatz ist die operative Resilienz ein wesentlicher Erfolgsfaktor dafür, gestärkt aus Disruptionen hervorzugehen. Ihr Kern: kritische Geschäftsbereiche identifizieren, Abhängigkeiten abbilden und Testkapazitäten auf der Grundlage schwieriger, aber plausibler Szenarien aufbauen. Zugleich wächst die Bedeutung technologiegestützter Ansätze: Fast 60 % der weltweit Befragten gaben an, dass sie sich bei der kurzfristigen Stärkung der Resilienz auf Technologie verlassen.
Technologie-, Medien- und Telekommunikationsunternehmen am besten aufgestellt
Die Studie macht deutlich, dass in vielen Unternehmen eine Lücke zwischen Bewusstsein und Umsetzungsgrad klafft. Global bekräftigen Führungskräfte zwar häufig die Notwendigkeit funktionierender Resilienzprogramme, verfügen aber nicht über die nötigen Grundlagen, um sie zu realisieren. Am stärksten sind der Befragung zufolge Unternehmen aus Technologie, Medien und Telekommunikation aufgestellt. Dort betreiben bereits 28 % der Befragten integrierte Resilienzprogramme. Es folgen Gesundheitswirtschaft (24 %), Energie, Versorgungsunternehmen und Rohstoffwirtschaft (24 %) sowie Finanzdienstleister (22 %). Das Schlusslicht bilden mit 19 % Regierung und öffentlicher Dienst.
Die Zahlen zeigen, dass in sämtlichen Branchen noch ein weiter Weg zu gehen ist – vor allem in Deutschland. Der Trend geht aber in die richtige Richtung.