Knappe Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich aktivere Positionierung der Kirche
Wie eine aktuelle Studie von Horváth zeigt, halten 52 Prozent der Bevölkerung es für gut und richtig, wenn sich die christlichen Kirchen in Deutschland bei gesellschaftlichen und politischen Themen aktiv zu Wort melden. Unter den 18- bis 29-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 56 Prozent, unter Kirchenmitgliedern bei 61 Prozent. „Krisen und Unsicherheiten bestimmen den Alltag – politisch wie gesellschaftlich. In diesen Zeiten wünschen sich vor allem junge Menschen Orientierung und sehen die Kirchen als wichtige Stimme an. Diese Chance sollten die Kirchen aktiv nutzen, sowohl durch eine weitere Professionalisierung ihrer Kommunikations- und Kampagnenfähigkeit als auch – insbesondere in den Gemeinden – im direkten Kontakt“, sagt Studienleiter Rainer Graf, Kirchen-Experte bei Horváth.
Übergangsrituale dominieren den Kontakt zur Kirche
Unabhängig von Kirchenzugehörigkeit oder persönlichem Glauben geben 54 Prozent der repräsentativ Befragten an, im vergangenen Jahr keinerlei Berührungspunkte zur Kirche gehabt zu haben. Als mögliche Kontaktpunkte wurden unter anderem der Gottesdienstbesuch, Gemeindeveranstaltungen, Seelsorge-Gespräche, Kontakt über Social Media sowie kirchliche Übergangsrituale wie Taufe, Kommunion beziehungsweise Konfirmation, Hochzeit oder Beerdigung in der Kirche abgefragt. Über diese Rituale kommen mit 22 Prozent die meisten Menschen mit Kirche in Berührung, gefolgt von Gottesdienstbesuchen (17 Prozent). „Die Übergangsrituale sind der stärkste Ankerpunkt für die Beziehungen zur Kirche, aber die Erwartungen der Kirchenmitglieder werden häufig nicht mehr erfüllt und es haben sich attraktive außerkirchliche Alternativen entwickelt“, so Horváth-Experte Graf. „Durch besseren Service und stärkeres Eingehen auf individuelle Wünsche kann diese Verbindung wieder gestärkt werden.“
Junge Menschen für kirchliche Social-Media-Angebote offen
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die jungen Generationen der Kirche gegenüber nicht so verschlossen sind, wie oftmals angenommen. Immerhin 13 Prozent der jungen Bevölkerung sind im vergangenen Jahr mit Social-Media-Angeboten der Kirchen in Berührung gekommen – im Vergleich zu sechs Prozent im Gesamtdurchschnitt. Die Studienautoren empfehlen daher, die Bedürfnisse dieser Zielgruppe besser zu verstehen und sie nachhaltiger für die Kirche zu begeistern, auch durch eine gezielte Optimierung des Online-Angebots und eine bessere Verzahnung mit Offline-Angeboten.