Verschärfter Personalmangel in Finance & Controlling
Der "War for Talents" stellt für CFOs mit 85 Prozent das größte mittelfristige Unternehmensrisiko dar, noch vor Inflation und Versorgungsengpässen, wie eine aktuelle Studie der Managementberatung Horváth zeigt. "Die Finanzverantwortlichen gehen davon aus, die betriebswirtschaftlichen Risiken bis 2025 wieder in den Griff zu bekommen - während der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren voll einschlägt", sagt Achim Wenning, Studienleiter und Partner bei Horváth. Schon jetzt sind die Auswirkungen schmerzlich zu spüren: Im Durchschnitt ist mehr als jede zehnte Stelle in den Finance- und Controlling-Abteilungen unbesetzt, wie die jüngste CFO-Befragung zeigt - Tendenz steigend. Bis 2025 werden die Personalkosten, unabhängig von der Inflation, nach Ansicht von fast neunzig Prozent der Befragten deutlich steigen. Ebenso viele gehen davon aus, dass es aufgrund der Personalengpässe zu Schwierigkeiten kommen wird, neue regulatorische Pflichten erfüllen und Innovationen umsetzen zu können.
Controlling- und IT-Profis begehrt wie nie
Vor allem Funktionen in den Bereichen Controlling (73 Prozent) und IT/Data Management (68 Prozent) sind betroffen. In weiteren Finanzbereichen wie beispielsweise Accounting sind die Personalnöte geringer (32 Prozent). Die befragten CFOs führen den harten Wettbewerb um Talente mit notwendigen Kompetenzen auf die Besetzungsprobleme zurück. Grundsätzlich seien die gestellten Anforderungen an Qualifikationen erfüllbar und nicht zu spezifisch. Mangelnde Attraktivität der Positionen und des Umfelds sehen die Befragten ebenfalls nicht. Dies könnte ein Trugschluss sein.
Hohe Gehälter allein nicht ausreichend - modernde, flexible Strukturen gefragt
"Ein hohes Gehalt allein wird in diesem Wettbewerb nicht ausreichen. Doch nur etwa die Hälfte der befragten Unternehmen wollen dem Personalproblem mit organisatorischen Umstrukturierungen oder einer Ausweitung flexibler Arbeitsmodelle begegnen. Dabei kann hier ein wichtiger Wettbewerbsvorteil liegen", so Horváth-Experte Wenning. "Agile, moderne Finanzorganisationen, die es schaffen, die Arbeitslast durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und automatisierte, digitale Prozesse auf akzeptablem Level zu halten, sind für Fachkräfte deutlich attraktiver. Immerhin 93 Prozent der CFOs sagen, dass die Rekrutierungsschwierigkeiten zu Überstunden im bestehenden Team führen - und dabei ist zu berücksichtigen, dass die Finanzabteilungen schon jetzt am Anschlag sind." Wie die Studie zudem zeigt, sehen weitere 70 Prozent ein mittleres bis hohes Risiko, dass Krankheitsraten aufgrund der Arbeitslast ansteigen. Dazu kommt: Werden Neueinstellungen überdurchschnittlich hoch bezahlt, wird das gesamte Gehaltsgefüge verzerrt, was zu großer Unzufriedenheit in der bestehenden Belegschaft führen kann."
Mehrheit setzt auf digitale Lösungen zur Effizienzsteigerung
70 Prozent der befragten Unternehmen sind immerhin dabei, vermehrt digitale Lösungen zu implementieren und einzusetzen, um beispielsweise Prozesse zu automatisieren und die Zusammenarbeit zu vereinfachen. "Digitale Weiterentwicklungen sind natürlich gut und steigern die Attraktivität für neue Talente, doch auch die Organisationsstrukturen müssen mit der Transformation Schritt halten", ergänzt Horváth-Partner Achim Wenning.
Potenzial für Weiterbildung wird unterschätzt
Interne Weiterbildungen und Trainings werden der Studie zufolge nur von knapp einem Drittel der Finanzabteilungen als geeignete Maßnahmen gesehen, um mit dem Mangel umzugehen. Dabei zeigt ein Blick auf die zukünftig benötigten Kompetenzen, dass vor allem Fähigkeiten hinsichtlich Kommunikation, Lösungsorientierung und Stakeholder-Management am dringlichsten aufzubauen sind, um Transformationen zu meistern. Diese Kompetenzen können - bei Bedarf mit externer Unterstützung - auch intern trainiert werden.