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EU-Erschöpfungstag schon am heutigen 10. Mai

Die EU muss sich nach der Wahl noch viel stärker für den Schutz unserer Lebensgrundlagen einsetzen.
WWF Deutschland | 10.05.2019
EU-Erschöpfungstag schon am heutigen 10. Mai © Pixabay / SD-Pictures
 
Würden alle Menschen leben wie in der Europäischen Union, hätte die Menschheit schon am 10. Mai sämtliche Ressourcen verbraucht, die die Erde in diesem Jahr nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Das zeigt ein neuer Report des WWF und des Global Footprint Netzwerks. Der WWF fordert daher anlässlich des EU-Gipfeltreffens an diesem Donnerstag im rumänischen Sibiu, den Schutz unserer Lebensgrundlagen endlich ganz oben auf die europäische Politikagenda zu setzen. Spätestens nach der Europawahl müsse Nachhaltigkeit das Leitmotiv aller EU-Politiken werden.

„Die Erde ächzt unter unserem Ökologischen Fußabdruck. In Europa verbrauchen wir so viele Ressourcen, als stünden uns 2,8 Planeten zur Verfügung“, sagt Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleiter beim WWF Deutschland. „Noch können wir zu den natürlichen Grenzen unserer Erde zurückfinden. Uns Bürgerinnen und Bürgern bietet die EU-Wahl am 23.-26. Mai die große Chance, Parteien und Kandidatinnen und Kandidaten zu unterstützen, die verstanden haben, dass unser Wohlstand und unser Wohlergehen unmittelbar von der Gesundheit unserer Umwelt abhängen. Die Erde braucht unsere Stimme.“

Der EU-Erschöpfungstag – auch EU Overshoot Day genannt – ist in den letzten Jahrzehnten im Kalender immer weiter nach vorne gerückt, in den 1960ern lag er noch im Oktober. Damit einher gehen steigende Risiken etwa zur Ernährungssicherung und der unwiederbringliche Verlust von Pflanzen- und Tierarten. Einer der größten Treiber für die Überlastung unserer Erde ist der Ausstoß an Treibhausgasen, die die Klimakrise anheizen. „Wir müssen jetzt handeln, um uns und unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen – die Forderungen der FridaysForFuture-Bewegung könnten nicht besser gerechtfertigt sein“, so Krüger.

„Die EU trägt eine besondere Verantwortung: Von ihren politischen Vertreterinnen und Vertretern erwarten wir, die Lösungen, die schon lange auf dem Tisch liegen, endlich auch umzusetzen. Dazu gehört, bis 2040 treibhausgasneutral zu werden. Dazu gehört, Produktion und Konsum insbesondere von Lebensmitteln auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen. Dazu gehört, den Verlust der Biologischen Vielfalt aufzuhalten, längst nicht nur um ihrer selbst willen: Jede Wirtschaftsaktivität ist abhängig von Dienstleistungen aus der Natur. Und dazu gehört auch, unsere Finanzflüsse zu grünen, denn sie können für diese und viele weitere nötige Entwicklungen den Weg ebnen.“


Hintergrund:


Die Berechnungen zum Welt- und EU-Erschöpfungstag sowie den nationalen Overshoot Days gehen auf das Konzept des Ökologischen Fußabdrucks zurück, der ausweist, wie viel Fläche benötigt wird, um alle Ressourcenbedürfnisse inklusive der Energieversorgung zu gewährleisten. Innerhalb der EU-Mitgliedsländer sind die Unterschiede groß: So erreicht Luxemburg seinen nationalen Overshoot Day schon nach 46 Tagen, Rumänien erst nach 192. Deutschland hatte seinen Overshoot Day am 3. Mai. Der globale Overshoot Day fiel im vergangenen Jahr auf den 1. August. Im Vergleich zur EU, die 2,8 Planeten beansprucht, liegen wir weltweit aktuell bei einem symbolischen Verbrauch von 1,7 Planeten.



Vom 24. bis 26. Mai 2019 finden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Rund 80 Prozent der aktuell geltenden nationalen Umweltschutzgesetzgebung haben ihren Ursprung in der EU. Richtlinien und Verordnungen wie die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die EU-Nitratverordnung, die EU-Abfallrichtlinie, die Chemikalienverordnung REACH und die EU-Klimapolitikbieten bilden den Rahmen für grenzübergreifenden Umweltschutz. Und die Gestaltung der gemeinsamen EU-Politiken wie der EU-Agrarpolitik oder der EU-Fischereipolitik hat entscheidenden Einfluss auf die natürlichen Lebensgrundlagen. Die EU-Wahl hat so erheblichen Einfluss auf den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Mehr Informationen unter: www.wwf.de/themen-projekte/politische-arbeit/europawahl-2019/