Individualisierung von Weiterbildung: Computer wird zum lebenslangen Lernpartner
Bereits heute können wir uns mit unseren Smartphones unterhalten – via Siri, Alice & Co. Auf der Messe Zukunft Personal diskutieren Lernexperten im „Trendforum E-Learning“ darüber, inwiefern Sprachsoftware auch die Weiterbildung revolutioniert: Wird der Computer als persönlicher Gesprächs- und Lernpartner bald Realität? Kann er herkömmlichen Unterricht ergänzen oder gar ersetzen? Das debattenreiche Programm ist in den Ausstellungsbereich führender Weiterbildungsanbieter eingebettet.
„Sprachen lernt man durchs Reden und Fehler machen – und nicht durch das Pauken der Grammatik. Wer nur zuhört, baut sein Vokabular sehr viel langsamer auf als derjenige, der es sofort kritisch benutzt und korrigiert wird“, erklärt Prof. Dr. Fritz Breithaupt. Diese „Talking Method“ sei auf fast alle anderen Lernthemen übertragbar, meint der Professor und Leiter des Department of Germanic Studies an der Indiana University Bloomington (USA), der am Mittwoch, 19. Oktober, ab 12 Uhr auf der Messe Zukunft Personal im Trendforum E-Learning eine provokante These präsentiert: Computerprogramme entwickelten sich zunehmend zu persönlichen Lehrern.
Individualisierung versus ständige Überwachung
„Sobald das System sich perfektioniert, wird Lernen absolut individualisiert“, ist der Germanistik-Professor überzeugt. Der „digitale Lehrer“ speichere, was jemand früher schon einmal gelernt oder besprochen habe. Und er begleite Menschen ein Leben lang. „Derzeit haben wir in Schulen, Universitäten und bei sonstigen Weiterbildungen die Situation, dass ein Mensch redet – der Lehrer, Professor, Ausbilder, Trainer – und sehr viele zuhören. Entweder die Lerner kennen das meiste schon oder das Lerntempo geht ihnen zu schnell. Beim digitalen Lernen bekommt hingegen jeder das, was er gerade braucht.“
Die Vorstellung, dass Computer mit Menschen sprechen, ihnen Aufgaben geben, sie motivieren, loben und helfen, wenn etwas nicht funktioniert, stößt jedoch nicht überall auf Begeisterung. „Was Breithaupt als ‚Zukunft des Lernens‘ beschreibt, ist ein autoritäres Computersystem, das alle Handlungen eines Menschen protokolliert, jeden Einzelnen vollständig, rund um die Uhr psychometrisch vermisst und mit Hilfe von Big Data Mining, Mustererkennung und psychologischen Methoden beeinflusst, letztlich also komplett steuert“, so Prof. Dr. Ralf Lankau von der Hochschule Offenburg. Der Lernexperte, der ebenfalls auf der Zukunft Personal auftritt (19. Oktober, 13 Uhr), warnt vor fehlendem Datenschutz und dem Heranziehen von Sozial-Autisten.
Selfie-Kultur: Wie lassen sich Empathie-Verluste ausgleichen?
Dass Digitalisierung und Selfie-Kultur in der Weiterbildung problematische Folgen haben können, weist allerdings auch Breithaupt nicht von der Hand. „Der Trend geht dahin, dass Menschen andere Menschen nicht mehr so wichtig finden“, sagt der Professor, der sich in Forschung und Lehre auf verschiedene Formen von Empathie und ihre Entstehung spezialisiert hat. Soziales Lernen in Gruppen könne Empathie-Verluste nur bedingt ausgleichen. Schulen und sonstige Weiterbildungseinrichtungen hätten deshalb künftig die wichtige Funktion, soziale Kompetenzen noch mehr ins Zentrum zu rücken.
Trendforum E-Learning mit dreitägigem Kongressprogramm
Um im digitalen Umfeld zu bestehen, müssen Mitarbeiter zudem ständig ihre Kompetenzen aktualisieren. Für Führungskräfte gilt das in verschärfter Form: nämlich für sie selbst und andere. Die Kunst besteht darin, Mitarbeiter im Kompetenzerwerb zu führen und dabei nicht selbst abgehängt zu werden. Deshalb widmet sich das Trendforum E-Learning auch dem Thema „Digital Leadership“. Google-Personalleiter Frank Kohl-Boas, Andre de Wit von der Carlsberg Group und Referenten vom Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation umreißen neue Führungskonzepte und Möglichkeiten, diese in Unternehmen einzuführen. Wie digitales Arbeiten und Lernen in der Praxis zusammenwachsen, berichtet Sirka Laudon von Axel Springer.
Augmented Reality, Lernvideos, Serious Games – diese und weitere Trends im Corporate Training stehen auch auf dem Programm. Thorsten Unger vom Bundesverband der deutschen Games-Branche (GAME) führt am Beispiel von Mercedes Benz aus, welche neuen Lerntechnologien auf dem Vormarsch sind. Wie Unternehmen mit spielebasierten Anwendungen das Engagement der Mitarbeiter fördern können, verdeutlicht Banu Katircioglu von Gamelearn (Spanien). Ein Get-together aller Weiterbildungsexperten steigt am zweiten Messetag, 19. Oktober, ab 16.30 Uhr mit der „E-Learning-Party“.
„Sprachen lernt man durchs Reden und Fehler machen – und nicht durch das Pauken der Grammatik. Wer nur zuhört, baut sein Vokabular sehr viel langsamer auf als derjenige, der es sofort kritisch benutzt und korrigiert wird“, erklärt Prof. Dr. Fritz Breithaupt. Diese „Talking Method“ sei auf fast alle anderen Lernthemen übertragbar, meint der Professor und Leiter des Department of Germanic Studies an der Indiana University Bloomington (USA), der am Mittwoch, 19. Oktober, ab 12 Uhr auf der Messe Zukunft Personal im Trendforum E-Learning eine provokante These präsentiert: Computerprogramme entwickelten sich zunehmend zu persönlichen Lehrern.
Individualisierung versus ständige Überwachung
„Sobald das System sich perfektioniert, wird Lernen absolut individualisiert“, ist der Germanistik-Professor überzeugt. Der „digitale Lehrer“ speichere, was jemand früher schon einmal gelernt oder besprochen habe. Und er begleite Menschen ein Leben lang. „Derzeit haben wir in Schulen, Universitäten und bei sonstigen Weiterbildungen die Situation, dass ein Mensch redet – der Lehrer, Professor, Ausbilder, Trainer – und sehr viele zuhören. Entweder die Lerner kennen das meiste schon oder das Lerntempo geht ihnen zu schnell. Beim digitalen Lernen bekommt hingegen jeder das, was er gerade braucht.“
Die Vorstellung, dass Computer mit Menschen sprechen, ihnen Aufgaben geben, sie motivieren, loben und helfen, wenn etwas nicht funktioniert, stößt jedoch nicht überall auf Begeisterung. „Was Breithaupt als ‚Zukunft des Lernens‘ beschreibt, ist ein autoritäres Computersystem, das alle Handlungen eines Menschen protokolliert, jeden Einzelnen vollständig, rund um die Uhr psychometrisch vermisst und mit Hilfe von Big Data Mining, Mustererkennung und psychologischen Methoden beeinflusst, letztlich also komplett steuert“, so Prof. Dr. Ralf Lankau von der Hochschule Offenburg. Der Lernexperte, der ebenfalls auf der Zukunft Personal auftritt (19. Oktober, 13 Uhr), warnt vor fehlendem Datenschutz und dem Heranziehen von Sozial-Autisten.
Selfie-Kultur: Wie lassen sich Empathie-Verluste ausgleichen?
Dass Digitalisierung und Selfie-Kultur in der Weiterbildung problematische Folgen haben können, weist allerdings auch Breithaupt nicht von der Hand. „Der Trend geht dahin, dass Menschen andere Menschen nicht mehr so wichtig finden“, sagt der Professor, der sich in Forschung und Lehre auf verschiedene Formen von Empathie und ihre Entstehung spezialisiert hat. Soziales Lernen in Gruppen könne Empathie-Verluste nur bedingt ausgleichen. Schulen und sonstige Weiterbildungseinrichtungen hätten deshalb künftig die wichtige Funktion, soziale Kompetenzen noch mehr ins Zentrum zu rücken.
Trendforum E-Learning mit dreitägigem Kongressprogramm
Um im digitalen Umfeld zu bestehen, müssen Mitarbeiter zudem ständig ihre Kompetenzen aktualisieren. Für Führungskräfte gilt das in verschärfter Form: nämlich für sie selbst und andere. Die Kunst besteht darin, Mitarbeiter im Kompetenzerwerb zu führen und dabei nicht selbst abgehängt zu werden. Deshalb widmet sich das Trendforum E-Learning auch dem Thema „Digital Leadership“. Google-Personalleiter Frank Kohl-Boas, Andre de Wit von der Carlsberg Group und Referenten vom Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation umreißen neue Führungskonzepte und Möglichkeiten, diese in Unternehmen einzuführen. Wie digitales Arbeiten und Lernen in der Praxis zusammenwachsen, berichtet Sirka Laudon von Axel Springer.
Augmented Reality, Lernvideos, Serious Games – diese und weitere Trends im Corporate Training stehen auch auf dem Programm. Thorsten Unger vom Bundesverband der deutschen Games-Branche (GAME) führt am Beispiel von Mercedes Benz aus, welche neuen Lerntechnologien auf dem Vormarsch sind. Wie Unternehmen mit spielebasierten Anwendungen das Engagement der Mitarbeiter fördern können, verdeutlicht Banu Katircioglu von Gamelearn (Spanien). Ein Get-together aller Weiterbildungsexperten steigt am zweiten Messetag, 19. Oktober, ab 16.30 Uhr mit der „E-Learning-Party“.