VoIP: Gemeinsam sind wir stark
Wer hätte noch vor 5 Jahren gedacht, dass Microsoft neben Textverarbeitung und Tabellenkalkulation einmal Telefonie anbieten würde. Nun hat das Unternehmen aus Redmond Lösungen angekündigt, mit deren Hilfe IP-basierte Telefonate über Outlook, das Sharepoint-Webportal und weitere Office-Anwendungen initiiert werden können. Die Verwunderung relativiert sich jedoch, wenn man bedenkt, dass der IT-Riese immer dort zu finden ist, wo Geld ausgegeben wird. Und bei VoIP sind Unternehmen nicht nur interessiert, sondern auch investitionsfreudig. So hatten laut einer von Berlecon Research durchgeführten Umfrage in 2006 bereits mehr als ein Drittel der deutschen Unternehmen eine VoIP-Lösung im Einsatz. Ein weiteres knappes Drittel plante den Einsatz einer entsprechenden Lösung.
Der Nachfrage steht ein äußerst vielschichtiges Angebot gegenüber. Denn das Zusammenwachsen von Sprache und Datenanwendungen zu einer integrierten Lösung führt auch zu einer deutlichen Ausweitung des Anbietermarkts. So tummeln sich dort als Folge der Konvergenz sowohl Anbieter aus dem TK-Umfeld als auch IT-Spezialisten mit jeweils unterschiedlichen Angebotsschwerpunkten und Kompetenzen.
Aus der TK-Ecke kommen etwa Hardware-Anbieter wie Avaya, Siemens oder Alcatel-Lucent mit ihren Systemintegratoren im Gefolge. Deren Kompetenz liegt typischerweise in der optimalen Anpassung der Kommunikationslösungen an die individuellen Bedürfnisse ihrer Kunden. Auf der IT-Seite trifft man auf Infrastrukturanbieter wie Cisco, 3Com und ihre Partner, deren Stärken auf der Ebene der Netzwerke und der Anwendungsintegration liegen. Hinzu kommen noch Akteure aus dem Software-Markt wie Skype und Microsoft, und nicht zuletzt natürlich die Telkos und Internet Service Provider, die mit IP-basierten Kommunikationslösungen zusätzliche Umsätze generieren wollen. Die investitionsfreudigen Unternehmen freuen sich über die wettbewerbsfördernde Angebotsvielfalt, haben nun aber auch die "Qual der Wahl".
Denn als wäre die Vielzahl unterschiedlicher Anbieter noch nicht erschlagend genug, kommen noch die verschiedenen Arten der Service-Modelle hinzu. Neben dem vollständig eigenständigen Betrieb der VoIP-Anlage ist auch der Fremdbetrieb möglich. Im Fall von Managed Services etwa verbleibt die Infrastruktur im Unternehmen, wird jedoch von einem externen Dienstleister betrieben und gewartet. Unternehmen können ihre TK-Anlage im Rahmen eines Outsourcing-Vertrags aber auch komplett auslagern und extern betreiben lassen.
Um sich in dieser Angebotsfülle einigermaßen zurechtzufinden, scheint es für die Entscheider in den Unternehmen verlockend, einfach zu der Lösung zu greifen, die sie vor dem Hintergrund ihrer fachlichen Qualifikation am besten verstehen. Erfahrungsgemäß entscheidet sich also der IT-Verantwortliche für eine Lösung aus der IT-Welt, während sich ein Verantwortlicher mit TK-Hintergrund einer Lösung aus "seiner" Welt bedient. Dort bestehen gegebenenfalls auch bereits Kontakte zu den jeweiligen Anbietern. Eine solche Herangehensweise reduziert natürlich die Suchkosten, aber optimal ist sie nicht.
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Eine VoIP-Strategie sollte nicht nur in einer Fachabteilung des Unternehmens, sondern von einem interdisziplinären Team entwickelt werden. Dieses Team setzt sich idealerweise aus IT- und TK-Verantwortlichen sowie den tatsächlichen Anwendern im Unternehmen zusammen. Denn nur gemeinsam kann das tatsächliche Potenzial einer konvergenten IT- und TK-Infrastruktur beurteilt werden. Dazu zählen zum Beispiel die vereinfachte Verwaltung gemeinsamer Netze oder die Möglichkeiten zur Prozessverbesserung durch Integration von Telefonie und Unternehmensanwendungen. Gemeinsam fällt es den IT- und TK-Verantwortlichen dann auch leichter, sich einen Weg durch den Angebotsdschungel zu bahnen und eine investitionssichere Lösung auszuwählen.
Philipp Bohn (pb@berlecon.de)