Lernen - ein Leben lang?!
Warum ist lebenslanges Lernen wichtig? Es ist eine Aktivität, die unser Leben auf vielfältigste Art und Weise bereichert. Quasi ein Instrument, um auf die rasche Entwicklung und Verbreitung von neuem Wissen aufgrund der Globalisierung, der Dynamik der Märkte und anderer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen reagieren zu können. Wenn die These von der “Halbwertzeit des Wissens” stimmt, ist dies allein schon Grund für lebenslanges Lernen. Denn das Lernen auf Vorrat an Schulen und Hochschulen macht nur noch einen kleinen Teil unseres persönlichen Wissens aus. Die Jahresabstände der Wissensverdopplung haben sich enorm verkürzt: Während es um 1800 ungefähr hundert Jahre dauerte, bis sich das Wissen verdoppelt hatte, sind es heute maximal alle fünf Jahre. Und: Ein großer Teil von dem, was wir heute lernen, wird während des Berufslebens erworben.
Hilft lebenslanges Lernen bessere oder mehr Arbeitsplätze zu schaffen? Ob es mehr oder bessere Arbeitsplätze gibt, kann so nicht beantwortet werden. Was sich verändert hat, ist der Qualitätsanspruch von Berufen und Arbeitsplätzen: Weniger einfache Tätigkeiten, zunehmend komplexere Tätigkeiten. Das bedingt natürlich ein verbessertes Qualifikationsniveau, um diese Komplexität im Arbeitsprozess händeln zu können. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die PISA-Studien eingehen, die Bildung und Qualifikation doch auf eine recht simple Weise beschreiben.
Ich denke, es braucht mehr als gut rechnen und schreiben zu können, um das zukünftige Leben zu bewältigen. Ich bevorzuge eher den Kompetenzbegriff, wenn es darum geht, notwendige Qualifikationen zu betrachten. Einfach übersetzt, verstehe ich darunter eine Handlungsqualifikation, die sich in der Summe zusammensetzt aus fachlichen, persönlichen, sozialen und methodischen Einzelkompetenzen. Diese Handlungsqualifikation ist kein Produkt von Schule oder ein einmal abgeschlossener Prozess. Im Gegenteil: Handlungsqualifikation muss ständig überprüft und erweitert werden. Und das ist die Kernaufgabe von Lebenslangem Lernen. Vermutlich werden die sich ständig verändernden Handlungsqualifikationen Nischen schaffen für andere, auch neue Berufe. In diesem Sinne kann Lebenslanges Lernen einen Beitrag leisten für mehr Arbeitsplätze.
Kann lebenslanges Lernen auch älteren Menschen helfen einen Arbeitsplatz zu finden?
Aus zwei Gründen kommt lebenslangem Lernen eine zentrale und wachsende Bedeutung zu:
1. Für Unternehmen, um ein Instrument zur Verfügung zu haben, den demografischen Wandel zumindest in Ansätzen meistern zu können. Es ist davon auszugehen, dass die bisher abhängigen Beschäftigungsverhältnisse einer Industriegesellschaft sich immer mehr zu flexiblen Beschäftigungsverhältnissen einer Wissensgesellschaft wandeln. Ein besonderes Augenmerk erhält dabei die Beschäftigungsfähigkeit älterer Menschen. Wie kann es Unternehmen gelingen, Lernbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, Art und Dauer der Tätigkeit von Ältern bis zum Eintritt ins Rentenalter, ggf. darüber hinaus, zu gewährleisten? Eine Chance besteht dann, wenn “Lernen” als lebenslange Qualifizierung am Arbeitsplatz und im gesellschaftlichen Umfeld, zudem als permanenter Prozess des Kompetenzerwerbs verstanden und organisiert wird. Es gilt, handlungsbezogene und persönliche Kompetenzen zu vermitteln, um so der Dynamik des Arbeitslebens und seinen sich wandelnden Arbeitsverhältnissen zu entsprechen. So kann es noch am ehesten gelingen, die Beschäftigungs- und Innovationsfähigkeit älterer Menschen zu fördern und ihre Arbeitschancen zu sichern, sogar zu erhöhen.
Zielbereiche der Beschäftigung können sein: Arbeitsplätze in Unternehmen, Engagement im ehrenamtlichen Umfeld.
2. Für ältere Menschen im Arbeitsprozess, wobei sich die Frage stellt, wer gilt bereits als “älterer Mensch”? Ich bevorzuge eher die Sichtweise “älter werdende Menschen”.
Biologisch gesehen altern wir ja bereits ab dem 21. Lebensjahr. Okay, im Sinne Arbeitsmarkt werden ältere Menschen meist ab der Kategorie 50+ betrachtet. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob es überhaupt für ältere noch sinnvoll ist zu lernen? Ist es nicht so, dass die Leistungsfähigkeit mit zunehmenden Alter zwangsläufig abnimmt? Lange hat sich dieses Vorurteil gehalten. Mittlerweile zeichnet die Wissenschaft ein differenziertes Bild: Sicher lassen die Körperkräfte zunehmend nach. In manchen Berufen ein Problem. Durch den Wandel hin zur Wissensgesellschaft sind körperlich anspruchsvolle Berufe aber klar auf dem Rückzug. Bei den heute üblichen Berufen und Aufgaben ist nur noch ein geringer Zusammenhang zwischen Alter und Produktivität festzustellen. Ähnliches gilt auch für die Lernleistungen. Hirnforscher haben nachgewiesen, dass sich die Lernfähigkeit erst nach dem 60. Lebensjahr messbar verringert. Ältere Menschen haben daher dieselben Möglichkeiten wie jüngere, ihre Kompetenzen zu erweitern, sich auf veränderte Anforderungen schnell einzustellen. Großes Plus der Älteren: Ihr größerer Erfahrungsschatz, ihre ausgeprägte Fähigkeit komplexe Sachverhalte zu bewältigen und ihr meist größeres berufliches Engagement. Dies sind Vorteile, die Unternehmen immer mehr erkennen. Direkte Folge: Die Arbeitsmöglichkeiten für Ältere verbessern sich zunehmend. Der Fachkräftemangel verbessert die Arbeitschancen für ältere Menschen noch mehr.
Macht es eigentlich für jeden Sinn, Zeit und Geld in lebenslanges Lernen zu stecken?
Eindeutig ja. Lebenslanges Lernen ist eine Kernaufgabe sinnvoller Lebensgestaltung für jeden von uns. Es schafft Sicherheit, ermöglicht Chancen und bereichert unsere Gesellschaft. Investitionen in die eigene Bildung sind eine “zinsbringende Anlage”, sind unabhängig von irgendeinem Börsenverlauf. Zudem: Employability (Beschäftigungsfähigkeit) ist eine permanente und sich weiter intensivierende Herausforderung unserer heutigen Arbeitswelt. Gemeint ist damit, lt. Wikipedia, “die Fähigkeit, fachliche, soziale und methodische Kompetenzen unter sich wandelnden Rahmenbedingungen zielgerichtet und eigenverantwortlich anzupassen und einzusetzen, um eine Beschäftigung zu erlangen oder zu erhalten”. Karrieren und berufliche Lebensläufe sind heute nicht mehr linear planbar. Um sich auf diesen verworrenen Wegen überhaupt zurechtfinden zu können, wäre es fahrlässig von jedem, nicht seine Kompetenzen regelmäßig zu reflektieren und auf Nutzbarkeit zu überprüfen, nicht ständig zu versuchen, seine Kompetenzen anzupassen und zu erweitern. Am einfachsten und effektivsten funktioniert dies initiativ durch Nutzung vielfältigster Bildungsangebote. Hier sollte die Devise gelten: eher mehr als weniger. Das eigene Geld ist dabei sinnvoll investiert.
Wo sind dem lebenslangen Lernen Grenzen gesetzt?
Im Prinzip keine. Wenn Grenzen, dann sind es in erster Linie wir Menschen, die Grenzen setzen. Begrenzungsfaktor ist dabei unsere Motivation, Lebenslanges Lernen als dauernde Aufgabe zu sehen, zu verinnerlichen und zu praktizieren. Bildung ist unerschöpflich. Ein Menschenleben reicht nicht aus, auch nur annähernd an die Grenzen von Bildung zu stoßen.
Weitere Grenzsetzer sind Unternehmen, die vor allem in den vergangenen Jahren den Weiterbildungauftrag der Kostenfokusierung geopfert haben. Ich sehe durchaus einen Zusammenhang zu den Reaktionen auf die PISA-Studien: Umso mehr die Weiterbildungetats zurückgefahren wurden, umso lauter wurde das Jammern über schlechte Schüler und Schulen und das es ja “gefälligst eine Aufgabe von Schulen ist, für eine wirtschaftstaugliche Bildung zu sorgen”. Erfreulich, dass hier wieder ein Umdenken begonnen hat und Unternehmen ihren Qualifizierungsauftrag deutlich ernster nehmen.
Lebenslanges Lernen wird von vielen Menschen noch immer als Last oder Zwang angesehen. Was könnte z.B. eine Regierung verbessern, um die Chancen des lebenslangen Lernens deutlicher hervorzuheben?
Durch Aufklärung, Investitionen und Nachhaltigkeit. Programme sind schnell formuliert. Wichtig dabei: Programme sind nur dann wirksam, wenn sie an den richtigen Schnittstellen ansetzen. Eine Regierung sollte sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren: Grundlagenarbeit, die aber richtig. Wenn ich von Grundlagenarbeit spreche, dann meine ich Kindergärten, Grundschulen, weiterführende Schulen. Hier gilt es zu begleiten, zu verbessern und zu investieren. Es müssen sich Strukturen und Methoden ändern, damit Lernen als etwas Selbstverständliches, Natürliches und Lebenslanges gesehen wird. Motivierende Lernformen umfassen zum Beispiel Lernszenarien, in denen eigene Lernaktivitäten im Vordergrund stehen und die Erarbeitung von Inhalten Vorrang hat vor der isolierten Vermittlung von Wissen. Solche Lernformen sprechen junge aber auch ältere Lerner an. Auf diese Weise entsteht ein Roter Faden, der alle Generationen verbindet. Letztendlich geht es um ein Lernen, bei dem die Lernenden eigenverantwortlich selbst die Lernsteuerung übernehmen.
Warum gibt es das Webportal Initiative Lebenslanges Lernen (I.L.L. - besser lernen)?
Mitte der 90er Jahre wuchs die Erkenntnis, dass Lernen das Leben wesentlich erleichtert. Nicht nur das schulische oder hochschulische, sondern auch das berufliche Leben. Erkenntnis allein hilft oft nicht weiter, es braucht da schon grundlegendes Wissen, wie Lernen funktioniert. Sinnvolles zum Thema Lernen zu finden war gar nicht so einfach. So entstand peu à peu das privat initiierte Internetportal www.lernportal.com, zunächst als Sammlung von Infos und Tipps für Schüler rund um das Thema Lernen, später immer mehr als Startportal für alle Lerninteressierten, ob Schüler, Student oder lerninteressierte Erwachsene, die sich umfassend zum Thema Lernen informieren und sich weitergehender damit auseinandersetzen möchten. Willkommen sind alle Besucher, die Lernen nicht als abgeschlossenen Prozess, sondern als lebensbegleitende Herausforderung betrachten und sich durch das Lernen persönlich weiterentwickeln möchten.
Ergänzend dazu gibt es das Buch "Der Lernfaktor - Methoden für effektiveres Lernen in Schule, Studium und Beruf". Es möchte aufzeigen, warum Lernen wichtig ist, aber auch verdeutlichen, wie Lernen effektiv funktionieren kann. Einschränkung: Was bei dem einen Lerner gut funktioniert, hat vielleicht bei dem anderen Lerner keine Wirkung. Das ist ja gerade das Spannende beim Lernen: Wir erleben immer wieder neue Überraschungen, vor allem über uns selbst. Wie sagte Thomas A. Edison: “Wenn wir alles täten, wozu wir imstande sind, würden wir uns wahrlich in Erstaunen versetzen.”
Patrick Haas
Hilft lebenslanges Lernen bessere oder mehr Arbeitsplätze zu schaffen? Ob es mehr oder bessere Arbeitsplätze gibt, kann so nicht beantwortet werden. Was sich verändert hat, ist der Qualitätsanspruch von Berufen und Arbeitsplätzen: Weniger einfache Tätigkeiten, zunehmend komplexere Tätigkeiten. Das bedingt natürlich ein verbessertes Qualifikationsniveau, um diese Komplexität im Arbeitsprozess händeln zu können. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die PISA-Studien eingehen, die Bildung und Qualifikation doch auf eine recht simple Weise beschreiben.
Ich denke, es braucht mehr als gut rechnen und schreiben zu können, um das zukünftige Leben zu bewältigen. Ich bevorzuge eher den Kompetenzbegriff, wenn es darum geht, notwendige Qualifikationen zu betrachten. Einfach übersetzt, verstehe ich darunter eine Handlungsqualifikation, die sich in der Summe zusammensetzt aus fachlichen, persönlichen, sozialen und methodischen Einzelkompetenzen. Diese Handlungsqualifikation ist kein Produkt von Schule oder ein einmal abgeschlossener Prozess. Im Gegenteil: Handlungsqualifikation muss ständig überprüft und erweitert werden. Und das ist die Kernaufgabe von Lebenslangem Lernen. Vermutlich werden die sich ständig verändernden Handlungsqualifikationen Nischen schaffen für andere, auch neue Berufe. In diesem Sinne kann Lebenslanges Lernen einen Beitrag leisten für mehr Arbeitsplätze.
Kann lebenslanges Lernen auch älteren Menschen helfen einen Arbeitsplatz zu finden?
Aus zwei Gründen kommt lebenslangem Lernen eine zentrale und wachsende Bedeutung zu:
1. Für Unternehmen, um ein Instrument zur Verfügung zu haben, den demografischen Wandel zumindest in Ansätzen meistern zu können. Es ist davon auszugehen, dass die bisher abhängigen Beschäftigungsverhältnisse einer Industriegesellschaft sich immer mehr zu flexiblen Beschäftigungsverhältnissen einer Wissensgesellschaft wandeln. Ein besonderes Augenmerk erhält dabei die Beschäftigungsfähigkeit älterer Menschen. Wie kann es Unternehmen gelingen, Lernbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, Art und Dauer der Tätigkeit von Ältern bis zum Eintritt ins Rentenalter, ggf. darüber hinaus, zu gewährleisten? Eine Chance besteht dann, wenn “Lernen” als lebenslange Qualifizierung am Arbeitsplatz und im gesellschaftlichen Umfeld, zudem als permanenter Prozess des Kompetenzerwerbs verstanden und organisiert wird. Es gilt, handlungsbezogene und persönliche Kompetenzen zu vermitteln, um so der Dynamik des Arbeitslebens und seinen sich wandelnden Arbeitsverhältnissen zu entsprechen. So kann es noch am ehesten gelingen, die Beschäftigungs- und Innovationsfähigkeit älterer Menschen zu fördern und ihre Arbeitschancen zu sichern, sogar zu erhöhen.
Zielbereiche der Beschäftigung können sein: Arbeitsplätze in Unternehmen, Engagement im ehrenamtlichen Umfeld.
2. Für ältere Menschen im Arbeitsprozess, wobei sich die Frage stellt, wer gilt bereits als “älterer Mensch”? Ich bevorzuge eher die Sichtweise “älter werdende Menschen”.
Biologisch gesehen altern wir ja bereits ab dem 21. Lebensjahr. Okay, im Sinne Arbeitsmarkt werden ältere Menschen meist ab der Kategorie 50+ betrachtet. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob es überhaupt für ältere noch sinnvoll ist zu lernen? Ist es nicht so, dass die Leistungsfähigkeit mit zunehmenden Alter zwangsläufig abnimmt? Lange hat sich dieses Vorurteil gehalten. Mittlerweile zeichnet die Wissenschaft ein differenziertes Bild: Sicher lassen die Körperkräfte zunehmend nach. In manchen Berufen ein Problem. Durch den Wandel hin zur Wissensgesellschaft sind körperlich anspruchsvolle Berufe aber klar auf dem Rückzug. Bei den heute üblichen Berufen und Aufgaben ist nur noch ein geringer Zusammenhang zwischen Alter und Produktivität festzustellen. Ähnliches gilt auch für die Lernleistungen. Hirnforscher haben nachgewiesen, dass sich die Lernfähigkeit erst nach dem 60. Lebensjahr messbar verringert. Ältere Menschen haben daher dieselben Möglichkeiten wie jüngere, ihre Kompetenzen zu erweitern, sich auf veränderte Anforderungen schnell einzustellen. Großes Plus der Älteren: Ihr größerer Erfahrungsschatz, ihre ausgeprägte Fähigkeit komplexe Sachverhalte zu bewältigen und ihr meist größeres berufliches Engagement. Dies sind Vorteile, die Unternehmen immer mehr erkennen. Direkte Folge: Die Arbeitsmöglichkeiten für Ältere verbessern sich zunehmend. Der Fachkräftemangel verbessert die Arbeitschancen für ältere Menschen noch mehr.
Macht es eigentlich für jeden Sinn, Zeit und Geld in lebenslanges Lernen zu stecken?
Eindeutig ja. Lebenslanges Lernen ist eine Kernaufgabe sinnvoller Lebensgestaltung für jeden von uns. Es schafft Sicherheit, ermöglicht Chancen und bereichert unsere Gesellschaft. Investitionen in die eigene Bildung sind eine “zinsbringende Anlage”, sind unabhängig von irgendeinem Börsenverlauf. Zudem: Employability (Beschäftigungsfähigkeit) ist eine permanente und sich weiter intensivierende Herausforderung unserer heutigen Arbeitswelt. Gemeint ist damit, lt. Wikipedia, “die Fähigkeit, fachliche, soziale und methodische Kompetenzen unter sich wandelnden Rahmenbedingungen zielgerichtet und eigenverantwortlich anzupassen und einzusetzen, um eine Beschäftigung zu erlangen oder zu erhalten”. Karrieren und berufliche Lebensläufe sind heute nicht mehr linear planbar. Um sich auf diesen verworrenen Wegen überhaupt zurechtfinden zu können, wäre es fahrlässig von jedem, nicht seine Kompetenzen regelmäßig zu reflektieren und auf Nutzbarkeit zu überprüfen, nicht ständig zu versuchen, seine Kompetenzen anzupassen und zu erweitern. Am einfachsten und effektivsten funktioniert dies initiativ durch Nutzung vielfältigster Bildungsangebote. Hier sollte die Devise gelten: eher mehr als weniger. Das eigene Geld ist dabei sinnvoll investiert.
Wo sind dem lebenslangen Lernen Grenzen gesetzt?
Im Prinzip keine. Wenn Grenzen, dann sind es in erster Linie wir Menschen, die Grenzen setzen. Begrenzungsfaktor ist dabei unsere Motivation, Lebenslanges Lernen als dauernde Aufgabe zu sehen, zu verinnerlichen und zu praktizieren. Bildung ist unerschöpflich. Ein Menschenleben reicht nicht aus, auch nur annähernd an die Grenzen von Bildung zu stoßen.
Weitere Grenzsetzer sind Unternehmen, die vor allem in den vergangenen Jahren den Weiterbildungauftrag der Kostenfokusierung geopfert haben. Ich sehe durchaus einen Zusammenhang zu den Reaktionen auf die PISA-Studien: Umso mehr die Weiterbildungetats zurückgefahren wurden, umso lauter wurde das Jammern über schlechte Schüler und Schulen und das es ja “gefälligst eine Aufgabe von Schulen ist, für eine wirtschaftstaugliche Bildung zu sorgen”. Erfreulich, dass hier wieder ein Umdenken begonnen hat und Unternehmen ihren Qualifizierungsauftrag deutlich ernster nehmen.
Lebenslanges Lernen wird von vielen Menschen noch immer als Last oder Zwang angesehen. Was könnte z.B. eine Regierung verbessern, um die Chancen des lebenslangen Lernens deutlicher hervorzuheben?
Durch Aufklärung, Investitionen und Nachhaltigkeit. Programme sind schnell formuliert. Wichtig dabei: Programme sind nur dann wirksam, wenn sie an den richtigen Schnittstellen ansetzen. Eine Regierung sollte sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren: Grundlagenarbeit, die aber richtig. Wenn ich von Grundlagenarbeit spreche, dann meine ich Kindergärten, Grundschulen, weiterführende Schulen. Hier gilt es zu begleiten, zu verbessern und zu investieren. Es müssen sich Strukturen und Methoden ändern, damit Lernen als etwas Selbstverständliches, Natürliches und Lebenslanges gesehen wird. Motivierende Lernformen umfassen zum Beispiel Lernszenarien, in denen eigene Lernaktivitäten im Vordergrund stehen und die Erarbeitung von Inhalten Vorrang hat vor der isolierten Vermittlung von Wissen. Solche Lernformen sprechen junge aber auch ältere Lerner an. Auf diese Weise entsteht ein Roter Faden, der alle Generationen verbindet. Letztendlich geht es um ein Lernen, bei dem die Lernenden eigenverantwortlich selbst die Lernsteuerung übernehmen.
Warum gibt es das Webportal Initiative Lebenslanges Lernen (I.L.L. - besser lernen)?
Mitte der 90er Jahre wuchs die Erkenntnis, dass Lernen das Leben wesentlich erleichtert. Nicht nur das schulische oder hochschulische, sondern auch das berufliche Leben. Erkenntnis allein hilft oft nicht weiter, es braucht da schon grundlegendes Wissen, wie Lernen funktioniert. Sinnvolles zum Thema Lernen zu finden war gar nicht so einfach. So entstand peu à peu das privat initiierte Internetportal www.lernportal.com, zunächst als Sammlung von Infos und Tipps für Schüler rund um das Thema Lernen, später immer mehr als Startportal für alle Lerninteressierten, ob Schüler, Student oder lerninteressierte Erwachsene, die sich umfassend zum Thema Lernen informieren und sich weitergehender damit auseinandersetzen möchten. Willkommen sind alle Besucher, die Lernen nicht als abgeschlossenen Prozess, sondern als lebensbegleitende Herausforderung betrachten und sich durch das Lernen persönlich weiterentwickeln möchten.
Ergänzend dazu gibt es das Buch "Der Lernfaktor - Methoden für effektiveres Lernen in Schule, Studium und Beruf". Es möchte aufzeigen, warum Lernen wichtig ist, aber auch verdeutlichen, wie Lernen effektiv funktionieren kann. Einschränkung: Was bei dem einen Lerner gut funktioniert, hat vielleicht bei dem anderen Lerner keine Wirkung. Das ist ja gerade das Spannende beim Lernen: Wir erleben immer wieder neue Überraschungen, vor allem über uns selbst. Wie sagte Thomas A. Edison: “Wenn wir alles täten, wozu wir imstande sind, würden wir uns wahrlich in Erstaunen versetzen.”
Patrick Haas