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Kauf was du bist

European-Montagskolumne: Staatsverbrechen personalisierte Werbung.
Gunnar Sohn | 04.04.2011
Hört man Datenschützern zu, könnte man meinen, der Teufel selbst habe personalisierte Werbung als Geissel der Menschheit erfunden. Doch jeder von normaler Massenwerbung malträtierte Konsument weiß es natürlich besser, denn ohne Pinkelpause macht der schönste Fernsehfilm keinen Spaß.

In Nachrichtensendungen klang es schon sehr bedrohlich, was da in der Internet-Welt so alles vor sich geht. Datenspione sind unterwegs, die ahnungslose Menschen überwachen und skrupellos Online-Einkäufe, Haustüren, Fassaden, Jägerzäune, Vorgärten, Aufenthaltsorte, Hobbys, Reisen, Suchanfragen, Empfehlungen, Verlinkungen, Kommentare, Profile und besuchte Websites registrieren.

Die Dunkelmänner des Cyberspace verfolgen nur ein einziges Ziel – sie wollen uns personalisierte Werbung einblenden. Pfui Teufel, das ist niederträchtig, gemein, verschwörerisch, anmaßend, perfide und verdient unsere tiefste Verachtung. Nein, noch mehr: Dieses Verhalten muss bestraft werden. Die Vergabe der Big Brother Awards an die Sektenbrüder einer milliardenschweren geheimen Loge ist nur der erste Schritt, um uns von dem Joch der Entmündigung und Demütigung zu befreien.


Wo kämen wir denn hin, wenn jeder Dahergelaufener meint, uns werbliche Botschaften zu übermitteln, die vielleicht irgendwie den persönlichen Interessen entsprechen und uns zu Einkäufen animieren könnten.

Da ist es doch besser, wenn wir auf Schritt und Tritt mit der klassischen Massenreklame malträtiert werden, die uns langweilt, zum Umschalten des Fernsehkanals animiert oder daran erinnert, schnell noch eine Pinkelpause einzulegen, das Bier kalt zu stellen und den Hamburger in die Mikrowelle zu schmeißen. Der pädagogische Wert der Einweg-Berieselung darf nicht unterschätzt werden. Sie schützt uns vor dem Tanz um das Goldene Kalb, sie bewahrt uns davor, dem schnöden Mammon zu verfallen. Es ist wie mit dem Anti-Raucher-Kaugummi, der nach Aschenbecher schmeckt.

Soweit der Auszug meiner Kolumne. Die komplette Story, Kommentare, Retweets, Liken/Teilen unter: http://www.theeuropean.de/gunnar-sohn/6254-personalisierte-werbung