Hokus Pokus Brainstorming
Phileas Fogg aus Jules Vernes Roman „In 80 Tagen um die Welt“ würde mächtig staunen. Brainstormings und Kreativitätstechniken versprechen an einem Tag um die eigene Weltanschauung zu reisen. Geht das? Kann man auf Kommando kreativ sein? Sicher! Es ist auch möglich aus dem Stand ein 100-Meter Rennen zu laufen. Ans Ziel kommt jeder. Nur in welcher Zeit? Schon 1958 wurde wissenschaftlich bewiesen, dass Brainstorming nicht funktioniert. Drei Psychologen der Stanford University widerlegten damals die von den Miteigentümern der amerikanischen Werbeagentur „Batten, Barston, Durstine & Osborne Inc.“ 1953 aufgestellte These, dass man mit einfachen Methoden die Ideenfindung innerhalb einer Gruppe verdoppeln kann. Die Forscher zeigten, dass Brainstorming nicht nur ideensondern sogar motivationshemmend ist. Vier Einzelpersonen entwickeln in der gleichen Zeit mehr gute Ideen als eine Vierergruppe. Ein Grund dafür ist, dass durch das Zuhören bei Anderen die Denkvorgänge der Einzelnen unterbrochen wird. 50 Jahre später unternimmt der Psychologe Wolfgang Stroebe von der Universität Utrecht ein ähnliches Experiment: Stroebe lässt Testpersonen Ideen entwickeln. Während die einen ihre Ideen jederzeit in einen Computer eingeben konnten, mussten andere einige Sekunden warten. Die zweite Gruppe war weniger produktiv.
BRAINSTORMINGS PRODUZIEREN ZU VIEL AUSSCHUSS
In klassischen Brainstormings ist alles erlaubt. Jede noch so verrückte Idee darf geäußert werden. Kritik ist nicht erwünscht, da diese die lieben Kollegen in ihrer Kreativität hemmt. So können tatsächlich 100 Ideen in 100 Minuten entstehen. Masse statt Klasse lautet die Devise. Nur führt diese Vorgehensweise an der Realität eines Berufskreativen vorbei. Der Entwickler, Wissenschaftler oder Designer ist an ein enges Korsett aus Gesetzen, Vorgaben und Wünschen des Auftrag- oder Gesetzgebers gebunden. Innerhalb dieses Paragraphen-Käfigs kann der Querdenker nach Aus-, Flucht- oder Geheimwegen suchen. Auch Spiele bedürfen Regeln. Im Fußball gibt es zwei Tore, zwei Mannschaften, ein fest definiertes Spielfeld und eine vorgegebene Spielzeit. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen können die Spieler durch geniale Spielzüge ihr Können zeigen und Tore schießen. Viele Innovationen sind Antworten auf gezielt gestellte Fragen. Eine Untersuchung des amerikanischen Psychologen und Kreativitätsforschers Mihaly Csikszentmihalyi zeigte, dass Nobelpreisträger und andere kreative Köpfe ihre zündenden Ideen immer dann hatten, wenn sie sich die richtigen Fragen stellten. Die richtige Frage bricht die Denkblockade auf und setzt den Gedankenfluss in Bewegung.
WER FRAGT FÄNGT AN ZU DENKEN
„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ – Albert Einstein
Spätestens nach dem fünften „Warum“ eines Vierjährigen ist ein Erwachsener sprachlos. Mann oder Frau greifen dann gerne auf Plattitüden zurück: „Das ist eben so!“. Auch Menschen, die in Meetings viel fragen, gelten in der Regel als Harmonie gefährdend und Nerv tötend. Das kreative Potential, das sich hinter der Frage versteckt, wird oft verkannt und mit den gängigen Kreativkillern getötet. Jeder von uns hat sie bestimmt schon einmal gehört – von anderen oder von sich selbst: „Das hat Ihr Vorgänger auch vorgeschlagen!“ „Graue Theorie!“, „Wie lange sind Sie schon bei uns?!“ Fragen fordern die Intelligenz. Sie fordern auf nachzudenken. Antworten hingegen sind Resultate aus Erfahrungen und Wissen aus der Vergangenheit. Antworten werden oft nicht aus der Intelligenz heraus geboren, sondern aus Faulheit, aus Ignoranz oder aus Angst. Gelerntes Wissen wird abgerufen, wie bei einem Vokabeltest. Fragen reißen uns heraus aus unserem gewöhnlichen Denken und aus unserer Komfortzone. Wagemutige Fragen öffnen die Tür in eine andere Welt. „Wie können wir die Vertriebskosten statt um zehn um 50 Prozent senken?“ Michael Dell von Dell Computers hat durch die Einführung des PC den Kostenfaktor Vertrieb durch den Wegfall des Ladenverkaufs dramatisch gesenkt. Er hat sich eine einfache Frage gestellt: „Warum kostet ein PC im Handel das Fünffache der Summe seiner Einzelteile?“ Beim Zerlegen eines Computers stellte Dell
fest, dass Teile im Wert von $600 für $3000 verkauft wurden. Dell sah, fragte und siegte. Er revolutionierte die IT-Branche durch den Online-Versand von Computern, sparte den Großteil der Vertriebskosten ein und wurde Milliardär.
DIE FRAGE IST DER BEGINN DER REVOLUTION
„Ich bin kein Denker, sondern Abenteurer.“ – Siegmund Freud
Die Frage ist der Beginn des Neudenken. Allerdings, wer fragt muss mutig sein! Fragen können nicht nur Produkte in Frage stellen, sondern auch die Unternehmenskultur oder den Führungsstil. Fragen verunsichern. Wenn wir unseren festgefahrenen Standpunkt verlassen, begeben wir uns auf unsicheres Terrain. Wir laufen Gefahr mentalen Schiffbruch zu erleiden. Wir haben aber auch die Chance Neuland zu entdecken. In Zeiten, in denen Innovation neue Märkte erschafft, keine so schlechte Alternative.
QUERDENKER LEBEN IN DER FRAGE
Herausragende Kreative bündeln ihre Energie immer in der gleichen Frage: „Wie kann ich besser werden?” „Wie kann das nächste Produkt, der nächste Gag oder die nächste Kollektion effizienter, lustiger oder schöner werden?” Kreative Menschen sind offen nach allen Richtungen, sie sind fokussiert auf ein Ziel und angetrieben durch die Frage. In einem Interview
wurde der offiziell 71jährige Karl Lagerfed gefragt, was ihn denn noch immer antreiben würde? Darauf meinte er: „Ich bin in dieser Beziehung etwas altmodisch, ich glaube, dass meine beste Kollektion noch vor mir liegt!“ Karl Lagerfeld ist auch im fortgeschrittenen Alter neugierig. Wie wichtig es ist sich diesen Charakterzug zu erhalten, zeigt eine Anzeige für "The Econonmist", in der gefragt wird: „Was ist das Schlimmste am Älterwerden? Die Haare zu verlieren, die Zähne oder die Neugier?“
10 1/2 INSPIRATIONEN FÜR BESSERE IDEEN
1. Wählen Sie aus.
Gleiche Kollegen, gleicher Verhaltenskodex, neue Denkansätze? Stellen Sie ein Inspirationsteam zusammen. Fragen Sie sich, von welchen Personen sie gute Vorschläge erwarten dürfen? Wer könnte ungewöhnliche Meinungen vertreten? Lassen Sie Outsider an der Ideensuche teilhaben. Menschen mit fachfremden Vorkenntnissen steuern der Betriebsblindheit entgegen und stellen ungewöhnliche Fragen.
2. Klären Sie auf.
Klären Sie über das Verständnis von Kreativität auf. Was verstehen die Anwesenden oder die Auftraggeber unter Innovation?
a. eine kleine Verbesserung.
b. etwas völlig Neues.
c. dasselbe wie seither nur in einer anderen Farbe.
3. Bohren Sie tief.
Beleuchten Sie das Problem aus möglichst vielen Perspektiven. Hören Sie nicht auf zu fragen, bis Sie eine überraschende Frage gefunden haben. Je ungewöhnlicher die Frage, desto ungewöhnlicher die Antwort. Formulieren Sie Ihre Fragen möglichst plastisch und anschaulich. Beispiel: Angenommen ihr Produkt wäre ein Mensch, wäre er weiblich oder männlich? Warum? Welchen Beruf würde er/sie ausüben. Von was träumt dieser „Mensch“? Nach was sehnt er sich? Oder gleicht Ihr Erzeugnis eher einem Alien? Wie könnte man diesen „Außerirdischen“ menschlicher gestalten? Denken Sie an E.T.
4. Bestimmen Sie.
Geben Sie einen Fragenkatalog vor, dem die neuen Ideen Stand halten müssen. Beispiel: Stimmt die neue Produktidee mit der Unternehmensidentität überein? Verfügen wir über die notwendigen Ressourcen die Produktidee zu realisieren?
5. Denken Sie vor.
Stellen Sie Fragen zu den Bedürfnissen der Menschen von morgen. Eine besondere Gabe von Erfindern ist es, Bedürfnisse voraus zu sehen. Beispiel: Wäre unser Produkt im Jahr 2030 noch immer gefragt? Welche Eigenschaften müsste es aufweisen?
6. Übertreiben Sie.
In der Ideenfindungs-Phase ist alles möglich. Stellen Sie Fragen über Ihre jetzigen Anforderungen hinaus. Produktneuheiten können auch gesellschaftliche Probleme lösen. Beispiel: Wie kann unser Produkt dem Klimaschutz helfen? Oder, was könnten wir tun um Singles zusammen zu bringen? Oder, wie können wir mit unserer Dienstleistung 2014 Weltmeister werden?
7. Träumen Sie.
Bei Google dürfen Mitarbeiter einen Tag pro Woche in eigene Projekte investieren. Die lange Leine des mathematisch durchstrukturierten Unternehmens ist kalkuliert. Wenn das eigene Herzblut in der Idee fließt, ist die intrinsische Motivation und der Einsatz größer. Stellen Sie sich Fragen zu Gebieten, die Sie persönlich interessieren. Was macht Ihnen Spaß? Was wollten Sie schon immer einmal tun? Wonach sehnen Sie sich? Wie könnten Ihre Vorlieben in die neue Idee integriert werden? Beispiel: Lieben Sie Yoga? Die Schweizerische Migros-Gruppe unterhält nicht nur Supermärkte, sondern auch Kursschulen, in denen unter anderem Hatha-Yoga angeboten wird.
8. Lassen Sie los.
„Wenn dein Pferd tot ist, dann steig ab.“ lautet ein Sprichwort, wahrscheinlich indianischer Herkunft. Seien Sie schonungslos ehrlich mit Ihrer Produktpalette. Denken Sie immer an neuartige Technologien, die Ihr Angebot in Luft auflösen können. Apple hat quasi über Nacht durch den iPod den Discman vom Markt verdrängt. Erwägen Sie Alternativen zu Ihrem Produkt. Beispiel: Welche Technologie kann uns gefährlich werden? Welche Erfindung würde einen größeren Nutzen versprechen?
9. Entspannen Sie sich.
Die IQudo Ideenfindungs-Studie* hat gezeigt, dass nur 6,38 Prozent aller Ideen am Arbeitsplatz entstehen, während 47,11 Prozent aller Einfälle beim Entspannen das Licht der Welt entdecken. Der meist genannte Grund für Einfallslosigkeit am Schreibtisch war Stress mit 36,73 Prozent. Suchen Sie Ideen in entspannter Atmosphäre. Laden Sie Ihre Kollegen doch einmal zu sich nach Hause ins Home Office ein.
10. Bewegen Sie sich.
24,11 Prozent aller Ideen entstehen in der Bewegung. Gehen Sie Spazieren oder zum Joggen. Beim Sport werden Hormone ausgeschüttet, wie Dopamin oder das Kreativitätshormon ACTH (Hollmann, 1988), das die Fettablagerungen zwischen den Synapsen im Gehirn löst und somit den Denkprozess beschleunigt.
10 1/2. Rebellieren Sie.
Misstrauen Sie Kreativitätstechniken, Methoden und Regeln (auch den o. g.). Vertrauen Sie sich selbst. Jeder Mensch ist einzigartig und individuell kreativ. Ein Querdenker ist gerade deswegen innovativ, weil er gegen Regeln verstößt und seinen eigenen Weg sucht und geht.
* Erhebungsgrundlage: N=534, 18-65 Jahren, Umfragezeitraum: März/April 2010, Stuttgart. Erschienen in der WirtschaftsWoche, Nr. 30, 24.07.2010, „Alles außer gewöhnlich“. Mehr zur Studie: IQudo.com
BRAINSTORMINGS PRODUZIEREN ZU VIEL AUSSCHUSS
In klassischen Brainstormings ist alles erlaubt. Jede noch so verrückte Idee darf geäußert werden. Kritik ist nicht erwünscht, da diese die lieben Kollegen in ihrer Kreativität hemmt. So können tatsächlich 100 Ideen in 100 Minuten entstehen. Masse statt Klasse lautet die Devise. Nur führt diese Vorgehensweise an der Realität eines Berufskreativen vorbei. Der Entwickler, Wissenschaftler oder Designer ist an ein enges Korsett aus Gesetzen, Vorgaben und Wünschen des Auftrag- oder Gesetzgebers gebunden. Innerhalb dieses Paragraphen-Käfigs kann der Querdenker nach Aus-, Flucht- oder Geheimwegen suchen. Auch Spiele bedürfen Regeln. Im Fußball gibt es zwei Tore, zwei Mannschaften, ein fest definiertes Spielfeld und eine vorgegebene Spielzeit. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen können die Spieler durch geniale Spielzüge ihr Können zeigen und Tore schießen. Viele Innovationen sind Antworten auf gezielt gestellte Fragen. Eine Untersuchung des amerikanischen Psychologen und Kreativitätsforschers Mihaly Csikszentmihalyi zeigte, dass Nobelpreisträger und andere kreative Köpfe ihre zündenden Ideen immer dann hatten, wenn sie sich die richtigen Fragen stellten. Die richtige Frage bricht die Denkblockade auf und setzt den Gedankenfluss in Bewegung.
WER FRAGT FÄNGT AN ZU DENKEN
„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ – Albert Einstein
Spätestens nach dem fünften „Warum“ eines Vierjährigen ist ein Erwachsener sprachlos. Mann oder Frau greifen dann gerne auf Plattitüden zurück: „Das ist eben so!“. Auch Menschen, die in Meetings viel fragen, gelten in der Regel als Harmonie gefährdend und Nerv tötend. Das kreative Potential, das sich hinter der Frage versteckt, wird oft verkannt und mit den gängigen Kreativkillern getötet. Jeder von uns hat sie bestimmt schon einmal gehört – von anderen oder von sich selbst: „Das hat Ihr Vorgänger auch vorgeschlagen!“ „Graue Theorie!“, „Wie lange sind Sie schon bei uns?!“ Fragen fordern die Intelligenz. Sie fordern auf nachzudenken. Antworten hingegen sind Resultate aus Erfahrungen und Wissen aus der Vergangenheit. Antworten werden oft nicht aus der Intelligenz heraus geboren, sondern aus Faulheit, aus Ignoranz oder aus Angst. Gelerntes Wissen wird abgerufen, wie bei einem Vokabeltest. Fragen reißen uns heraus aus unserem gewöhnlichen Denken und aus unserer Komfortzone. Wagemutige Fragen öffnen die Tür in eine andere Welt. „Wie können wir die Vertriebskosten statt um zehn um 50 Prozent senken?“ Michael Dell von Dell Computers hat durch die Einführung des PC den Kostenfaktor Vertrieb durch den Wegfall des Ladenverkaufs dramatisch gesenkt. Er hat sich eine einfache Frage gestellt: „Warum kostet ein PC im Handel das Fünffache der Summe seiner Einzelteile?“ Beim Zerlegen eines Computers stellte Dell
fest, dass Teile im Wert von $600 für $3000 verkauft wurden. Dell sah, fragte und siegte. Er revolutionierte die IT-Branche durch den Online-Versand von Computern, sparte den Großteil der Vertriebskosten ein und wurde Milliardär.
DIE FRAGE IST DER BEGINN DER REVOLUTION
„Ich bin kein Denker, sondern Abenteurer.“ – Siegmund Freud
Die Frage ist der Beginn des Neudenken. Allerdings, wer fragt muss mutig sein! Fragen können nicht nur Produkte in Frage stellen, sondern auch die Unternehmenskultur oder den Führungsstil. Fragen verunsichern. Wenn wir unseren festgefahrenen Standpunkt verlassen, begeben wir uns auf unsicheres Terrain. Wir laufen Gefahr mentalen Schiffbruch zu erleiden. Wir haben aber auch die Chance Neuland zu entdecken. In Zeiten, in denen Innovation neue Märkte erschafft, keine so schlechte Alternative.
QUERDENKER LEBEN IN DER FRAGE
Herausragende Kreative bündeln ihre Energie immer in der gleichen Frage: „Wie kann ich besser werden?” „Wie kann das nächste Produkt, der nächste Gag oder die nächste Kollektion effizienter, lustiger oder schöner werden?” Kreative Menschen sind offen nach allen Richtungen, sie sind fokussiert auf ein Ziel und angetrieben durch die Frage. In einem Interview
wurde der offiziell 71jährige Karl Lagerfed gefragt, was ihn denn noch immer antreiben würde? Darauf meinte er: „Ich bin in dieser Beziehung etwas altmodisch, ich glaube, dass meine beste Kollektion noch vor mir liegt!“ Karl Lagerfeld ist auch im fortgeschrittenen Alter neugierig. Wie wichtig es ist sich diesen Charakterzug zu erhalten, zeigt eine Anzeige für "The Econonmist", in der gefragt wird: „Was ist das Schlimmste am Älterwerden? Die Haare zu verlieren, die Zähne oder die Neugier?“
10 1/2 INSPIRATIONEN FÜR BESSERE IDEEN
1. Wählen Sie aus.
Gleiche Kollegen, gleicher Verhaltenskodex, neue Denkansätze? Stellen Sie ein Inspirationsteam zusammen. Fragen Sie sich, von welchen Personen sie gute Vorschläge erwarten dürfen? Wer könnte ungewöhnliche Meinungen vertreten? Lassen Sie Outsider an der Ideensuche teilhaben. Menschen mit fachfremden Vorkenntnissen steuern der Betriebsblindheit entgegen und stellen ungewöhnliche Fragen.
2. Klären Sie auf.
Klären Sie über das Verständnis von Kreativität auf. Was verstehen die Anwesenden oder die Auftraggeber unter Innovation?
a. eine kleine Verbesserung.
b. etwas völlig Neues.
c. dasselbe wie seither nur in einer anderen Farbe.
3. Bohren Sie tief.
Beleuchten Sie das Problem aus möglichst vielen Perspektiven. Hören Sie nicht auf zu fragen, bis Sie eine überraschende Frage gefunden haben. Je ungewöhnlicher die Frage, desto ungewöhnlicher die Antwort. Formulieren Sie Ihre Fragen möglichst plastisch und anschaulich. Beispiel: Angenommen ihr Produkt wäre ein Mensch, wäre er weiblich oder männlich? Warum? Welchen Beruf würde er/sie ausüben. Von was träumt dieser „Mensch“? Nach was sehnt er sich? Oder gleicht Ihr Erzeugnis eher einem Alien? Wie könnte man diesen „Außerirdischen“ menschlicher gestalten? Denken Sie an E.T.
4. Bestimmen Sie.
Geben Sie einen Fragenkatalog vor, dem die neuen Ideen Stand halten müssen. Beispiel: Stimmt die neue Produktidee mit der Unternehmensidentität überein? Verfügen wir über die notwendigen Ressourcen die Produktidee zu realisieren?
5. Denken Sie vor.
Stellen Sie Fragen zu den Bedürfnissen der Menschen von morgen. Eine besondere Gabe von Erfindern ist es, Bedürfnisse voraus zu sehen. Beispiel: Wäre unser Produkt im Jahr 2030 noch immer gefragt? Welche Eigenschaften müsste es aufweisen?
6. Übertreiben Sie.
In der Ideenfindungs-Phase ist alles möglich. Stellen Sie Fragen über Ihre jetzigen Anforderungen hinaus. Produktneuheiten können auch gesellschaftliche Probleme lösen. Beispiel: Wie kann unser Produkt dem Klimaschutz helfen? Oder, was könnten wir tun um Singles zusammen zu bringen? Oder, wie können wir mit unserer Dienstleistung 2014 Weltmeister werden?
7. Träumen Sie.
Bei Google dürfen Mitarbeiter einen Tag pro Woche in eigene Projekte investieren. Die lange Leine des mathematisch durchstrukturierten Unternehmens ist kalkuliert. Wenn das eigene Herzblut in der Idee fließt, ist die intrinsische Motivation und der Einsatz größer. Stellen Sie sich Fragen zu Gebieten, die Sie persönlich interessieren. Was macht Ihnen Spaß? Was wollten Sie schon immer einmal tun? Wonach sehnen Sie sich? Wie könnten Ihre Vorlieben in die neue Idee integriert werden? Beispiel: Lieben Sie Yoga? Die Schweizerische Migros-Gruppe unterhält nicht nur Supermärkte, sondern auch Kursschulen, in denen unter anderem Hatha-Yoga angeboten wird.
8. Lassen Sie los.
„Wenn dein Pferd tot ist, dann steig ab.“ lautet ein Sprichwort, wahrscheinlich indianischer Herkunft. Seien Sie schonungslos ehrlich mit Ihrer Produktpalette. Denken Sie immer an neuartige Technologien, die Ihr Angebot in Luft auflösen können. Apple hat quasi über Nacht durch den iPod den Discman vom Markt verdrängt. Erwägen Sie Alternativen zu Ihrem Produkt. Beispiel: Welche Technologie kann uns gefährlich werden? Welche Erfindung würde einen größeren Nutzen versprechen?
9. Entspannen Sie sich.
Die IQudo Ideenfindungs-Studie* hat gezeigt, dass nur 6,38 Prozent aller Ideen am Arbeitsplatz entstehen, während 47,11 Prozent aller Einfälle beim Entspannen das Licht der Welt entdecken. Der meist genannte Grund für Einfallslosigkeit am Schreibtisch war Stress mit 36,73 Prozent. Suchen Sie Ideen in entspannter Atmosphäre. Laden Sie Ihre Kollegen doch einmal zu sich nach Hause ins Home Office ein.
10. Bewegen Sie sich.
24,11 Prozent aller Ideen entstehen in der Bewegung. Gehen Sie Spazieren oder zum Joggen. Beim Sport werden Hormone ausgeschüttet, wie Dopamin oder das Kreativitätshormon ACTH (Hollmann, 1988), das die Fettablagerungen zwischen den Synapsen im Gehirn löst und somit den Denkprozess beschleunigt.
10 1/2. Rebellieren Sie.
Misstrauen Sie Kreativitätstechniken, Methoden und Regeln (auch den o. g.). Vertrauen Sie sich selbst. Jeder Mensch ist einzigartig und individuell kreativ. Ein Querdenker ist gerade deswegen innovativ, weil er gegen Regeln verstößt und seinen eigenen Weg sucht und geht.
* Erhebungsgrundlage: N=534, 18-65 Jahren, Umfragezeitraum: März/April 2010, Stuttgart. Erschienen in der WirtschaftsWoche, Nr. 30, 24.07.2010, „Alles außer gewöhnlich“. Mehr zur Studie: IQudo.com