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Cloud Working – Sind wir schon in den Wolken?

Die Digitalisierung unseres Alltagslebens hat Einfluss auf die traditionellen Verhaltensweisen.
twago | 23.04.2013
Der Begriff „Wolke“ schlängelt sich seit einiger Zeit zusammen mit vielen anderen Begriffen durch die digitale Welt. Am Anfang der „Cloud-Ära“ haben die Nutzer die Möglichkeit bekommen, ihre Daten auf einer virtuellen Festplatte abzuspeichern – siehe Dropbox & Co. Einen weiteren Schritt haben Unternehmen wie zum Beispiel Spotify gemacht, die den Zugriff auf Musik in der Wolke ermöglichen. Schon diese Innovationen hatten einen großen Einfluss auf das Alltagsleben vieler Internetnutzer. Jeder konnte ab jetzt seine Daten oder Musik-Playlisten von überall aus erreichen, wenn sie einmal in der Wolke abgespeichert wurden.

Haben diese beiden großen Veränderungen das Potential der Cloud schon bis an die Grenzen ausgenutzt? Natürlich nicht. In der Wolke gibt es viel mehr Möglichkeiten und es war nur die Frage der Zeit, wann sich die neuen Kanäle entwickeln. Einer davon ist die Arbeit. Auch wenn an dieser Stelle wahrscheinlich einige oder sogar viele versuchen die Verbindung zwischen der Wolke und dem Arbeitsmarkt zu finden, ist diese greifbar und die beiden Bereiche sind voneinander nicht weit entfernt.

Das Internet hat schon früher einen gewissen Einfluss auf den Arbeitsmarkt gehabt, indem viele traditionelle Kanäle wie zum Beispiel die Jobanzeigen in Form von Online-Jobbörsen digitalisiert wurden. Print wurde nicht ad acta gelegt, aber viele Nutzer haben ihre Angewohnheiten geändert und nach neuen Stellen online gesucht. Die Online-Jobbörsen stellen nicht die einzige Möglichkeit und Veränderung dar. Viele suchen nach neuen Jobs über Foren oder Social-Media-Kanäle. Zum Beispiel einer der Gründerszene-Redakteure hat damals seine Bewerbung mit weniger als 140 Zeichen getwittert und somit den Job bekommen.

Dadurch wurden die Möglichkeiten der Wolke noch nicht komplett wahrgenommen. Es gab immer noch eine Lücke auf dem Online-Arbeitsmarkt, denn ein explizites Angebot für Freelancer und Agenturen fehlte bislang. Das hat sich mit Gründung sogenannter Projektplattformen verändert. Heutzutage bieten auch einige Online-Jobbörsen unterschiedliche Aufträge für Freelancer, jedoch damals haben die Projektplattformen für eine Revolution gesorgt und das tun sie bis heute weiter. Endlich sind Freelancer als eine Zielgruppe und nicht als eine der vielen Gruppen, denen man auch ein Stück vom Kuchen anbietet, gesehen. Das Angebot der Projektplattformen richtet sich ausschließlich an Freelancer und Agenturen.

Diese Veränderung hat auch dafür gesorgt, dass das Freelancing selbst evolvierte. Jetzt handelt es sich nicht mehr nur um das Arbeitsverhältnis, sondern um einen eigenen Lebensstil. Die Coworking-Spaces schossen wie Pilze aus dem Boden. Die kreativen Freiberufler treffen sich heutzutage in gemieteten Räumen, bzw. an gemieteten Schreibtischen und arbeiten an ihren Projekten und zwischendurch tauschen sie interessante Informationen und Erfahrungen aus. Heutzutage kann man eigentlich von überall aus arbeiten, vorausgesetzt man besitzt einen Computer und hat eine Internetverbindung.

Aber was bieten die Projektplattformen eigentlich den Freelancern an? Wieso wird solch ein Arbeitsverhältnis als Cloud-Working bezeichnet? Weltweit können Auftraggeber ihre Projekte kostenlos ausschreiben. Jede Ausschreibung befindet sich auf der Plattform und ist für alle Freelancer mit den gesuchten Fähigkeiten erreichbar. Alles geschieht online in der Wolke. Die Projektplattformen bieten den Auftraggebern eine einzigartige Möglichkeit, Experten aus der ganzen Welt zu erreichen. Dadurch kann man sich vom lokalen Markt befreien und auf der internationalen Ebene handeln. Somit knüpft man interessante Kontakte und bekommt die Möglichkeit, mit Freiberuflern aus den verschiedenen Teilen der Welt zu arbeiten. Durch eine genaue Beschreibung des Auftrags kann man passende Experten mit verifizierten Referenzen finden. Die Cloud macht die Zusammenarbeit viel einfacher und vor allem viel schneller, da die beiden Seiten sich nicht mehr suchen müssen, sondern durch den Algorithmus der Plattform zusammengebracht werden.

Wie sieht die Zukunft des Cloud-Workings aus? Die Digitalisierung unseres Alltagslebens hat auch einen Einfluss auf die traditionellen Verhaltensweisen. Früher hat man im Einkaufszentrum eingekauft, heutzutage erledigen viele Ihre Einkäufe mit einem Mausklick. Musik hört man ebenfalls öfters in der Cloud, als im Radio oder auf einer Stereoanlage. Und es ist nicht anders mit der Arbeit- Immer mehr Leute arbeiten online. Die Anzahl der Freiberufler und der dadurch potentiellen Nutzer der Projektplattformen steigt auch stetig. In Nordamerika ist fast jeder dritte Arbeitstätige Freelancer. Das Konzept des Cloud-Workings arbeitet dort einwandfrei. In Europa ist das Phänomen des Arbeitsmarkts in der Wolke ein bisschen jünger, jedoch entwickelt es sich sehr dynamisch. Dass dieses Konzept zukunftsorientiert ist, zeigen auch erfolgreiche Finanzierungsrunden der größten europäischen Plattformen. Die Wolke bietet viel mehr an, als man denken könnte.

Wojciech Dziedzic ist Absolvent der Sprachwissenschaften an der Humboldt Universität zu Berlin. Seit etwa zwei Jahren arbeitet er im Online Marketing bei dem Berliner Start-up twago
http://www.twago.de