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30 Minuten Selbstcoaching

Gratis-Leseprobe
Stefanie Demann | 02.10.2009
Wenn Sie jemals den Film „Nackte Kanone“ gesehen
haben, dann erinnern Sie sich vielleicht an die Szene, in
der Leslie Nielsen durch New York geht und völlig
geistesabwesend plötzlich mitten im Dschungel steht.
Erst als der Rindenmulch lautstark unter seinen Füßen
knirscht, wacht er auf, besinnt sich kopfschüttelnd
und ändert seine Richtung – dahin, wo er eigentlich
hinwollte.

Auch wenn unser Leben selten so absurd ist wie besagter
Film: Fast jedem Menschen geht es einmal so, dass
er ohne eigenes Zutun in eine Entwicklung hineingerät
und dann wie in Trance einfach jahrelang in die vorgegebene
Richtung weitermarschiert. Und plötzlich erwacht
man und fragt sich, wie es überhaupt dazu kommen
konnte. Wie ein Schiffchen auf den Wellen hat
man sich von anderen hin und her werfen lassen, sich
der allgemeinen Dynamik hingegeben und es entweder
gar nicht gemerkt oder sich eingeredet, dass das ganz
normal sei.

Doch mit einem Mal schaltet sich der eigene Wille wie
ein Widerstand dazwischen und man weiß, dass es so
nicht weitergehen kann: Der erste Job, den man
damals angenommen hat, hat sich schon vor Urzeiten
als Fiasko entpuppt. Die Stelle, die einem früher so viel
Spaß gemacht hat, ist nach zahlreichen Umstrukturierungen
längst nicht mehr das, was sie einmal war, und
von den früheren Kollegen ist auch kaum noch jemand
da. Die Führungsverantwortung, die man zwangsläu-
fig übernehmen musste, um nicht als unambitioniert
zu gelten, liegt wie eine schwere Last auf einem. Die
einst so gefragten Fachkenntnisse interessieren jetzt
nicht mehr.

30 Minuten Selbstcoaching zeigt Ihnen, wie Sie systematisch
herausfinden, wo Sie sich gerade befinden und
wohin Sie wollen – beruflich und privat. Ob Sie dann
auch die Richtung einschlagen, ist Ihre Sache. Systematisch
bedeutet nicht, dass Selbstcoaching nur funktioniert,
wenn Sie jeden hier vorgestellen Gedanken
nachvollziehen und jede Übung und Methode anwenden.
Sie sind Ihr eigener Coach, somit entscheiden Sie
selbst, welche Impulse für Sie sinnvoll sind.
Stefanie Demann


1. Wo bin ich? Inventur.
Sie wissen schon, wohin Sie wollen? Wunderbar. Nein,
noch nicht? Großartig. Das Schöne am Selbstcoaching
ist, dass Sie es in jeder Lebenslage anwenden können.
Selbstcoaching ist eine Methode, die eigene Entwicklung
aktiv voranzubringen. Wenn Sie schon wissen,
wohin Sie wollen, können Sie Selbstcoaching-Techniken
anwenden, um herauszufinden, wie Sie da hinkommen.
Wenn Sie noch gar keine klare Vorstellung
haben, sondern nur das Gefühl, dass etwas nicht
stimmt, können Sie durch Selbstcoaching herausfinden,
was Sie wirklich wollen.

Selbstcoacher befinden sich in einem Entwicklungsprozess.
Das heißt, die Reise geht von A nach B. Bei B
angekommen, sind Sie nicht mehr der, der Sie bei A
waren. Sie haben sich entwickelt, Sie haben etwas
geändert, Sie haben sich verändert. Manchen Menschen
ist das zunächst nicht bewusst. Für einige ist es
vielleicht ein Grund zur Besorgnis, weil man nicht
vorhersagen kann, wie man sein wird. Für Selbstcoacher
jedoch ist es eine gute Nachricht:

Das Gute an dieser Nachricht ist, dass Sie Ihre Entwicklung
in der Hand haben. Sie überlassen Ihr Leben,
Ihr Auftreten, Ihre Persönlichkeit, Ihre Wirkung, Ihre
Möglichkeiten, Wünsche und Ziele nicht mehr anderen.
Sie entscheiden selbst.

Bestandsaufnahme
Am Beginn steht immer die Frage: „Wo bin ich?“ Wieso
diese Frage wichtig ist, zeigt Ihnen folgendes Beispiel:

Stellen Sie sich vor, Sie sind gerade in Nürnberg und
wollen nach München. Mit dem ICE können Sie in
einer Stunde am Münchner Hauptbahnhof sein. Jetzt
stellen Sie sich vor, Sie sind nicht in Nürnberg, sondern
in Emden. Ihr Ziel ist München. Sie sehen: Auch
wenn Ihr Ziel dasselbe geblieben ist, können Sie nicht
damit rechnen, in einer Stunde dort zu sein. Ihr Standort
ist ein anderer und damit hat sich auch die Entfernung
völlig verändert. Um Ihr Ziel, München, zu
erreichen, benötigen Sie von Emden mehr Zeit und
andere Ressourcen als von Nürnberg.

Wenn Sie sich erst bewusst machen, wo Sie stehen,
und dann beginnen, Ihr Ziel anzusteuern, bewahren
Sie sich vor Enttäuschungen. Eine realistische Sichtweise
auf Ihren Standort (Kapitel 1), die Ihnen zur
Verfügung stehenden Ressourcen (Kapitel 3), die vor
Ihnen liegende Strecke (Kapitel 4) und Ihr Ziel
(Kapitel 3.8) sind Voraussetzungen für gelungenes
Selbstcoaching.

1.1 Das Gefühl, etwas unternehmen
zu müssen

„Moment mal! Jetzt reicht's! So kann es nicht weitergehen!“
So oder ähnlich beginnt in der Regel ein Coachingprozess.
Ganz undramatisch ausgedrückt: Jemand
ist nicht da, wo er gerne wäre. Die allgemeine Zufriedenheit
ist ins Wanken geraten, Unzufriedenheit macht sich
breit. Gründe, unzufrieden zu sein, gibt es viele:
�� zu wenig Verantwortung im Job,
�� keine oder wenig Anerkennung,
�� mangelnde Kontakte,
�� alle möglichen Formen von Druck,
�� Sinnkrisen,
�� lieblose Partnerschaft,
�� Sackgassen-Gefühl,
�� Perspektivlosigkeit.

Vielleicht trifft einer dieser Gründe auf Sie zu. Vielleicht
fällt Ihnen auch noch etwas anderes ein, das Sie
unzufrieden macht. Womit sind Sie unzufrieden?
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Stimmt das große Ganze?

Das Gefühl, „etwas unternehmen zu müssen“, haben
wir immer dann, wenn das, was wir tun, nicht dem
entspricht, was wir gern tun würden. Nun sind wir oft
gezwungen, Dinge zu tun, die wir lieber bleiben lassen
würden: Vorhänge bügeln, in den Baumarkt fahren, die
Schwiegermutter besuchen, nett zum Chef sein, Telefonakquise,
Bewerbungen schreiben.

Vieles können wir kompensieren, wenn wir grundsätzlich
zufrieden sind. Liebe ich meinen Job in der
Bank, dann nervt es mich vielleicht, jeden Morgen
einen Anzug aus dem Schrank zu holen und Krawatten
tragen zu müssen. Aber es macht mich nicht
unzufrieden. Stimmt also „das große Ganze“, haben
wir für die ungeliebten Dinge nicht mehr als ein
Achselzucken übrig. „Das gehört halt dazu.“ Oder
besser noch: „Das ist es mir wert.“ Kommt jedoch zu
viel zusammen, dann werden wir unzufrieden und
beginnen, nach der Ursache zu suchen.

30 Minuten Selbstcoaching, GABAL Verlag 2009, 6,50 Euro.

Stefanie Demann, M.A. Rhetorik 30 Minuten Selbstcoaching Die Kunst sich besser zu verkaufen Schmeiss den Frosch an die Wand!