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Mensch vs. Maschine - verwandelt KI die Kreativbranche in einen Billiglohnsektor?

Drei Wege, wie sich Designer, Fotografen, Illustratoren oder Autoren dem drohenden Preiskampf entziehen können.
Mario Pricken | 08.08.2023
© freepik / rawpixel
 

Als Pepsi im Jahr 2008 eine Million Dollar für das Redesign seines Logos hinblätterte, ging ein Raunen durch die Agenturszene. Derartig opulente Design-Budgets wirken heute fast schon absurd. Die Preise für kreative Dienstleistungen kennen seit mehr als zwanzig Jahren nur noch eine Richtung – abwärts! Die Fähigkeit heutiger KI dutzende Ideen innerhalb von Minuten zu produzieren, setzt die Preise weiter unter Druck! Mit den richtigen Prompts befeuert, erreichen diese immer häufiger das Niveau konventioneller Designer, Illustratoren oder Texter. Dabei sollte man sich davor hüten, die derzeitigen Ergebnisse als durchschnittlich zu belächeln, denn die Qualität der kreativen Schöpfungen steigt von Woche zu Woche. Wir sprechen hier nicht mehr von einer Zukunft, die in Jahren gemessen wird, sondern in Monaten. Ein weiterer Effekt Künstlicher Intelligenz ist die „Demokratisierung der Kreativität“. Mit KI kann heute fast jeder Ideen, Bilder, Texte oder Designs entwickeln, was zuvor nur Kreativen vorbehalten war, die eine mehrjährige Ausbildung absolviert hatten. Mit Tools wie ChatGPT oder Midjourney werden künftig Heerscharen an Amateuren innerhalb kürzester Zeit kreative „Produkte“ kreieren, die sich auf erstaunlich hohem Niveau bewegen.

 

Abweichung von der Norm

Die Zukunft der Kreativbranche gehört den Mutigen, die unerschrocken an ihrer eigenen Einzigartigkeit feilen. Abseits des Mainstreams zu agieren und noch unbesetzte Nischen zu erkunden, scheint ein Schlüssel zu sein, um angemessene Honorare zu erzielen. Die Botschaft lautet: Diese Ideen bekommst du ausschließlich bei mir, es sind Originale jenseits austauschbarer Massenprodukte! Denn genau hier werden der KI gerade Grenzen gesetzt: Gesellschaft und Politik sehen sich zunehmend Diskriminierung, der Verbreitung von Fake News oder "halluzinierten" Daten ausgesetzt. Die Antwort wird eine gezähmte KI sein, die konsequent darauf ausgerichtet ist, sich gesellschaftlich angepasst zu verhalten und dabei niemanden zu verärgern. Doch die Algorithmen einer solchen generativen KI wären alles, nur nicht kreativ. Denn, ob es uns gefällt oder nicht, das Wesen eines Kreativprozesses besteht darin, auch Tabus und ungeliebte Aspekte des Lebens miteinzubeziehen und den Status quo infrage zu stellen.

 

Lerne zu verstehen, wie Kreativität funktioniert

Das Designer, Fotografen, Texter oder Illustratoren genau hier Nachholbedarf haben, hat das Team um Mario Pricken in mehr als 300 Innovations- und Kreativitätsworkshops immer wieder erlebt: Die Mehrheit der Teilnehmer bewegt sich gerne auf sicherem Terrain. Sie wissen ganz genau, was von ihnen erwartet wird - sie kennen die Regeln, die Normen, die Grenzen sowie die Erwartungen Ihrer Kunden. Und leider richten sie ihr Denken und ihre Kreationen danach aus. Es entsteht eine Scheinsicherheit, ein enges Feld, das von Berechenbarkeit geprägt ist, und die Illusion erzeugt, man agiere kreativ. Tatsächlich aber entstehen Ideen, die sich oft auf dem gleichen Niveau bewegen, wie es aktuell von künstlicher Intelligenz erreicht wird. Wer die künstliche Intelligenz der Zukunft übertreffen will, muss den Mut besitzen, über die Grenzen des Bekannten hinaus zu gehen. Wie das gelingen kann? Vielleicht sollte die Kreativbranche Künstliche Intelligenz weniger als Bedrohung und mehr als potenten Mitstreiter betrachten. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Initiativen, die darauf abzielen, Menschen durch künstliche Intelligenz zu ersetzen, vornehmlich zum Scheitern verurteilt sind. Demgegenüber zeichnen sich Projekte, die auf eine partnerschaftliche Koexistenz von Mensch und KI setzen, überwiegend durch Erfolge aus.

 

KI als Partner hebt dich auf ein neues Niveau

Das Team um Mario Pricken navigiert seit 2022 durch ein weites Feld aus vierzig unterschiedlichen Kreativmethoden, um die künstliche Intelligenz in jene Innovationsbereiche zu lenken, die traditionelle Lösungen weit hinter sich lassen. Die daraus resultierenden Ideen stellen Normen auf den Kopf und veranlassen so manchen Kunden dazu, sein Weltbild in Frage zu stellen - eine Erfahrung, die ebenso verblüffend wie verunsichernd sein kann. Dabei ist es wichtig, sich einer Tatsache bewusst zu sein: Die KI agiert als Katalysator unserer Kreativität und nicht als Lieferant fertiger Ideen. Wer von der KI voll ausgeformte Konzepte erwartet, wird zweifelsohne enttäuscht. Doch wenn man sie richtig steuert, kann sie ein üppiges Ideenfeuerwerk zünden - als Inspirationsquelle für den menschlichen Geist, ein Sprungbrett, das uns auf höhere Ebenen der Kreativität katapultiert. Denn überraschenderweise arbeitet Künstliche Intelligenz in vielen Aspekten ähnlich wie der menschliche Geist - sie benötigt die richtigen Impulse, um zu inspirierenden Ergebnissen zu gelangen. Wer bisher nur intuitiv Ideen entwickelt hat, steht nun vor einem Rätsel, wie er die Kreativität der KI entfesseln soll. Drittens, wer sich der Illusion hinzugibt, dass ein kurzer, einfacher Eingabesatz - ein sogenannter "Prompt" - ausreicht, um sein Ziel zu erreichen, liegt meist falsch. Komplexe Aufgabenstellungen erfordern vielmehr eine ausgeklügelte Strategie: Es gilt, die Maschine Schritt für Schritt in Richtung Lösung zu führen, wobei eine Reihe von Prompts genutzt wird, die das vorhandene Wissen der KI gezielt aktivieren.

 

Es scheint also, dass das Rennen zwischen Mensch und Maschine in der Kreativbranche in vollem Gange ist. Doch statt uns auf den Wettbewerb zu konzentrieren, sollte man erkennen, dass die wahren Gewinner diejenigen sein werden, die einen Weg finden, die Stärken von Künstlicher Intelligenz zu nutzen, um die eigene Kreativität und Einzigartigkeit auf ein höheres Niveau zu heben. Denn nur dafür werden Kunden künftig bereit sein, angemessene Honorare zu bezahlen!